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100. Geburtstag von Gregory Peck
Der gute Mensch von Hollywood

Western, Dramen, Komödien: Gregory Peck gehörte zu den führenden Schauspielern von Hollywood. Als großer Verführer und männliches Sexsymbol taugte er aber nicht. Der US-Schauspieler galt als hochanständiger Amerikaner - ein moralisches Vorbild auf der Leinwand und im Leben.

Von Marli Feldvoß | 05.04.2016
    Filmszene mit Gregory Peck als der Südstaatenanwalt Atticus Finch in "To Kill a Mockingbird"
    In die Filmgeschichte ist Gregory Peck als der Südstaatenanwalt Atticus Finch in "To Kill a Mockingbird" eingegangen, nach dem Roman der kürzlich verstorbenen amerikanischen Bestseller-Autorin Harper Lee. (imago/United Archives)
    "I fell in love with movie making, that’s what happened. And I haven’t got over that yet."
    Dass sich der Theaternarr Gregory Peck einmal ins Kino verlieben würde, hat ihn wohl selbst erstaunt. Und er hat es lange im Filmgeschäft ausgehalten. Mit 73 ließ er sich noch einmal für die Glanzrolle des von Todessehnsucht geplagten Schriftstellers Ambrose Bierce in "Old Gringo" feiern. "Vielleicht die beste Leistung seines Lebens", gratulierte die "New York Times". Der Schauspieler, den Alfred Hitchcock für einen schönen Langweiler hielt, avancierte dank seiner äußeren Erscheinung schnell zum Publikumsliebling. "Der schönste Mann Hollywoods" bemühte sich jedoch von Anfang an um Rollenvielfalt. Er trat die Paraderolle in "High Noon" 1952 nur deshalb an Gary Cooper ab, weil er zuvor den Revolverhelden Jimmy Ringo in "The Gunfighter" gespielt hatte. Künstlerpech!
    Der am 5. April 1916 in La Jolla, Kalifornien, geborene Eldred Gregory Peck kam erst spät mit den schönen Künsten in Berührung; umso entschiedener verfolgte er dann sein Berufsziel, Schauspieler zu werden. Da der wehruntaugliche Peck bei Kriegsbeginn zu Hause blieb und Schauspieler damals Mangelware wurden, standen ihm in Hollywood bald alle Türen offen.
    "Als ich mit dem Schauspielerberuf anfing, wurde ich eher entmutigt als ermutigt. Keiner in meiner Familie hatte je etwas mit Theater oder Film zu tun und jeder dachte – ich auch -, dass ich einen sehr gefährlichen Weg einschlug. Aber nachdem ich mich vier, fünf Jahre in New York mit kleineren Rollen herumgeschlagen und im Sommer-Repertoire aufgetreten war, bekam ich Arbeit beim Film. Im Großen und Ganzen hat mich mein Glück seitdem nicht verlassen."
    Als Kapitän Ahab in "Moby Dick" zum Superstar
    Gregory Peck spielte in 40 Jahren in mehr als 50 Filmen. Zunächst dominierten Western und Melodramen, seine erste Komödie "Roman Holiday", "Ein Herz und eine Krone" von 1953 brachte einen Riesenerfolg. Drei Jahre später machte ihn die Rolle des Kapitän Ahab in "Moby Dick" zum Superstar, wenn die Kritik auch von einer "Fehlbesetzung" sprach und deutlich auf die Grenzen des Darstellers Gregory Peck verwies. Doch die Defizite beflügelten nur seinen Ehrgeiz. Peck erkämpfte sich die Rolle des Südstaatenanwalts Atticus Finch in "To Kill a Mockingbird" nach dem Roman von Harper Lee, die ihm 1963 seinen einzigen Oscar brachte. Der Stanislawski-Schüler balancierte zwischen der angepassten Starexistenz der alten Hollywood-Studios und den Nonkonformisten von New Hollywood. Gegen die jungen Rebellen mit Charisma, Marlon Brando, James Dean, hatte er keine Chance.
    "Ich habe Geschichten auf Lager, aber ich erzähle sie nicht. Diskretion, Diskretion. Es hat wohl damit zu tun, dass ich publicityscheu bin. Ich meide die Öffentlichkeit, außer wenn ich arbeite oder mit der Presse zu tun habe. Im Alltag, da lebe ich ein ruhiges Privatleben."
    Ein Understatement. Gregory Peck hing sein politisches Engagement nie an die große Glocke. Er galt als der gute Mensch von Hollywood, ein Mr. Clean, Mr. Integrity, der positive Held schlechthin. Als Treuhänder des liberalen Amerika protestierte er gegen die Schmierkampagnen des Kommunistenjägers McCarthy.
    Auf der Liste der Nixon-Feinde
    Als Produzent drehte Peck 1972 als erstes "The Trial of the Catonsville Nine", "Der Prozess der Neun von Catonsville" über die Protestaktion gegen den Vietnamkrieg, bei der 387 Einzugsbefehle verbrannt wurden. Peck erntete Hochachtung und einen Eintrag in Nixons Schwarzer Liste.
    "Eine Ehre würde ich es nicht nennen, aber es war ganz gewiss keine Unehre.
    In den letzten Lebensjahren wurde es ruhiger um Gregory Peck. Aber sein Protest ging weiter, gegen die amerikanische Schießwut, so nach dem Massaker an der Columbine High School. In der Öffentlichkeit blieb er mit seiner One-Man-Show "A Conversation with Gregory Peck" präsent und mit zahllosen Ehrungen. Die Nationale Verdienstmedaille der Künste überreichte ihm sein Fan Präsident Bill Clinton.
    "It’s a great honour for me to present this award as a genuine fan of Gregory Peck."