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100 Jahre Frauenwahlrecht in Großbritannien
Das Vermächtnis der Emmeline Pankhurst

Die Britin Emmeline Pankhurst kämpfte für Gleichberechtigung, gegen Diskriminierung und für soziale Gerechtigkeit. 1918 erreichte sie mit der Suffragetten-Bewegung etwas bis dahin Unvorstellbares: das Frauenwahlrecht. Heute knüpft Pankhursts Urenkelin daran an.

Von Friedbert Meurer | 06.02.2018
    Britische Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst
    Britische Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst (picture alliance / dpa)
    Emmeline Pankhurst, gespielt von Meryl Streep, klagt im Kinofilm "Suffragette" , wie lange man jetzt schon friedlich, aber vergeblich für das Frauenwahlrecht kämpfe. Helen Pankhurst, ihre Urenkelin, hat mehr als 100 Jahre später vor sich ihr neues Buch aufgeschlagen: "Taten statt Worte", heißt es. Sie sieht sich ganz in der Tradition ihrer Urgroßmutter. Auch Helen, ist eine führende Frauenaktivistin in Großbritannien.
    "Der Name Pankhurst bedeutet für mich Widerstand gegen soziale Normen, die Frauen diskriminieren. Ich knüpfe an ihr Vermächtnis an und glaube, dass wir noch mehr erreichen können."
    2012 nahm Helen Pankhurst als Suffragette gekleidet an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London teil. Die Farben und Schleifen der Suffragetten findet sie überhaupt nicht lächerlich, das sei die typisch herablassende Art gegenüber einer Bewegung, die auch auf Gewalt setzte und selbst vor Bombenanschlägen nicht zurückschreckte.
    "Emmeline Pankhurst hat einfach gesagt, genug ist genug. Sie wurde ins Gefängnis geworfen. Dann eskalierte es: Hungerstreik, Zwangsernährung. Die Regierung wurde reaktionärer, die Frauen militanter."
    "Das Jahr 2018 wird in die Geschichte eingehen"
    Nach dem Ersten Weltkrieg erhielten die Frauen endlich ihr Wahlrecht, am 6. Februar 1918, wenn auch erst nur Frauen über 30 Jahre. 100 Jahre später ist Helen Pankhurst, die Urenkelin, erfreut, dass die MeToo-Bewegung den Kampf fortsetzt.
    "Das Jahr 2018 wird in die Geschichte eingehen als symbolischer Moment. Es spielt sich jetzt nicht nur in einer Sphäre ab, zufälligerweise 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts. Und die Frauen heute wollen von damals lernen."
    Die Sexskandale in Westminster, der Kampf der Frauen der BBC um gleiche Bezahlung: Helen Pankhurst hebt auf die ganze Bandbreite an aktuellen Ereignissen ab. Sie spitzt aber auch zu - und nicht jeder oder jede teilt alle ihre Thesen.
    "Ich sehe keinen Unterschied in der politischen Repräsentanz von Frauen zwischen dem Norden und dem Süden. Genitalverstümmelung gibt es heute auch im Norden. Und in welchen Ländern sind Frauen heute am besten repräsentiert? In Ruanda, in Kuba. Im Süden sind sie oft weiter als im entwickelten Norden."
    Botox gleich Burka?
    Und dann die Frauen, die sich plastischer Chirurgie und ähnlichem unterziehen.
    "Botox gleich Burka", lautet Helen Pankhursts provokante These. "Was ist mit der Gewalt, die sich Frauen selbst zufügen? All dieses Body-Shaping. Das ist genau so schlimm wie anderes, das wir von anderen Kulturen her kennen."
    Und doch haben sich die Zeiten geändert. In Großbritannien ist eine Frau Premierministerin, Theresa May. Sie gibt den Suffragetten zu Ehren heute einen Empfang in Westminster – nur wenige Meter entfernt von der Stelle, wo die Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts noch brutal die Knüppel der Londoner Polizei zu spüren bekamen.