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100 Jahre Schlacht um Verdun
"Nur wer die Vergangenheit kennt, kann daraus Schlüsse ziehen"

Mehr als 300.000 Todesopfer in weniger als einem Jahr - das ist die traurige Bilanz der Schlacht um Verdun im Ersten Weltkrieg. 100 Jahre nach dem Ereignis sind eine deutsche Bundeskanzlerin und ein französischer Präsident gemeinsam an den Ort des Geschehens gekommen. Beide betonten, die Lehren aus der Vergangenheit dürften nicht in Vergessenheit geraten. Ein Teil der Gedenkfeiern bereitete Regisseur Volker Schlöndorff vor.

29.05.2016
    Frankreichs Präsident Francois Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel stehen vor einem niedergelegten Kranz auf einem deutschen Soldatenfriedhof nördlich von Verdun.
    Frankreichs Präsident Francois Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel bei den Gedenkfeiern zur Schlacht von Verdun vor einhundert Jahren. (afp / Jean-Christophe Verhaegen)
    Zum einhundertsten Jahrestag betonen Deutschland und Frankreich ihre Freundschaft - in der einstigen "Hölle von Verdun". Zu Beginn der Feierlichkeiten besuchten Frankreichs Präsident François Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel den deutschen Soldatenfriedhof von Consenvoye nördlich von Verdun, wo sie begleitet von Kindern einen Kranz niederlegten.
    Bei einer Zeremonie im Rathaus der Stadt im Nordosten Frankreichs sagte Bundeskanzlerin Merkel, der Name Verdun stehe "für unfassbare Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges wie auch für die Lehren daraus und die deutsch-französische Versöhnung". Sie betonte, es sei nicht selbstverständlich, an so einem Ort in freundliche Gesichter blicken zu dürfen und nur wer die Vergangenheit kenne, könne daraus Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft ziehen.
    "Es lebe die Freundschaft"
    Frankreichs Präsident erinnerte daran, dass Verdun nicht nur für ein dunkles Kapitel Europas stehe, das sich vor 100 Jahren verloren habe, sondern auch für den Geist der Stadt während der Verteidigung und die deutsch-französische Freundschaft. "Es lebe die Freundschaft und der Geist von Verdun", so Hollande.
    Den ganzen Tag über hat es verschiedene Gedenkveranstaltungen gegeben, an denen auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und dem Präsidenten des EU-Parlaments, Martin Schulz, teilnahmen. Die Hauptzeremonie fand vor dem Beinhaus von Douaumont statt. Darin ruhen die Gebeine von 130.000 während der Kämpfe getöteten deutschen und französischen Soldaten.
    Gedenkfeier mit Tausenden Jugendlichen
    Einen Teil der Gedenkfeier mit fast 4.000 Jugendlichen hat der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff vorbereitet. Währenddessen entzündeten Merkel und Hollande im Beinhaus gemeinsam eine "Flamme der Erinnerung". "Es geht nicht um irgendwelche Flammen, die wieder angezündet werden. Es geht auch nicht um die Nationalhymnen, die zum x-ten Mal abgespielt werden, sondern es geht um die 15 Minuten, wo wirklich die Jugendlichen diesen Friedhofsplatz überströmen", so Regisseur Schlöndorff.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande beim Anzünden der "Flamme der Erinnerung" im Gedenken an die Schlacht von Verdun.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande beim Anzünden der "Flamme der Erinnerung" im Gedenken an die Schlacht von Verdun. (picture-alliance/ dpa / Kay Nietfeld)
    Hollande warnte in seiner Rede vor einem Zerfall Europas: "Die Kräfte der Spaltung, der Abriegelung, der Abschottung sind wieder am Werk", sagte er bei der Zeremonie. "Sie denunzieren Europa als Ursache des Übels und vergessen dabei, dass Europa aus dem Unglück geboren wurde", sagte er unter Verweis auf die beiden Weltkriege.
    Über zehn Monate hatten sich deutsche und französische Soldaten vor einhundert Jahren bei Verdun Kämpfe geliefert. Die Schlacht begann am 21. Februar 1916 mit einer deutschen Offensive und endete am 19. Dezember desselben Jahres, ohne, dass sich der Frontverlauf im Ersten Weltkrieg entscheidend verändert hatte.
    (pr/tgs)