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100 Tage Sadiq Khan
Besserer Nahverkehr und mehr Wohnraum für London

Seit 100 Tagen ist Sadiq Khan der erste muslimische Bürgermeister von London: Der Labour-Politiker löste Anfang Mai den Brexit-Vorkämpfer Boris Johnson ab. Für den Pro-Europäer Khan ist der EU-Austritt keineswegs die einzige Herausforderung: Er will außerdem den Nahverkehr verbessern, mehr bezahlbare Wohnungen bauen und die Luft sauberer machen.

Von Stephanie Pieper | 15.08.2016
    Sadiq Khan, Labour-Kandidat zur Bürgermeisterwahl in London auf einer Wahlkampf-Veranstaltung am Vorabend der Abstimmung
    Boris Johnsons Nachfolger, Sadiq Kahn, ist Pro-Europäer. Der neue Londoner Bürgermeister und Labour-Politiker ist seit 100 Tagen im Amt. (afp)
    Die Türen Londons und der Londoner stehen allen Menschen aus der EU weiter offen, auch nach dem Brexit-Entscheid: Diese Botschaft "Ihr seid willkommen" vermittelte der neue Bürgermeister Sadiq Khan in einem Video, das sich in den sozialen Netzwerken schnell verbreitete.
    60 Prozent der Londoner hatten – wie Khan – für den EU-Verbleib gestimmt. Aber auch der Labour-Politiker muss nun versuchen, das Beste aus dem Brexit zu machen. Er fürchtet indes, dass es Londons Wirtschaft (keineswegs nur die City) hart treffen wird, sollte Großbritannien seine Waren und Dienstleistungen künftig nicht mehr reibungslos überall in der EU anbieten können.
    "Homes for Londoners" soll Wohnkrise beenden
    Firmen, die abzuwandern drohen; Jobs, die verloren gehen: Wirtschaftlich könnten die Zeiten ungemütlich werden für Khan. Da dürfte ihn freuen, dass der Londoner Andy findet, der neue Mann im Rathaus mache bislang einen guten Job, sei sehr präsent und erfrischend anders als sein Tory-Vorgänger Boris Johnson.
    Khan ist der erste muslimische Bürgermeister einer westeuropäischen Metropole. Bevor er in die City Hall an der Themse einzog, war der 45-Jährige Unterhaus-Abgeordneter und Menschenrechtsanwalt; der Sohn eines aus Pakistan eingewanderten Busfahrers ist in einer Sozialwohnung aufgewachsen. Und muss nun vorrangig die Wohnungsnot lindern, das fordert jedenfalls Dan.
    Die Zauberformel für mehr und bezahlbare Wohnungen hat auch Khan noch nicht gefunden. Die neue Agentur "Homes for Londoners" - eine Public-Private-Partnership - soll nach Auswegen aus der Krise suchen; eine Mietpreisbremse will er aber nicht. Sein erstes Wahlversprechen löst Khan nächsten Monat ein: eine Stunde Busfahren für 1,50 Pfund – auch dann, wenn man die Buslinie wechselt. Im Wahlkampf hatte er auch versprochen, die Ticketpreise für den öffentlichen Nahverkehr in London bis 2020 einzufrieren.
    Bessere Luft für Londons Einkaufsstraße
    Jetzt stellte sich heraus: Nur Einzelfahrkarten und aufgeladene Karten werden nicht teurer; für Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreskarten gilt der Preisstopp nicht – weil da nicht nur der öffentliche Betreiber Transport for London mitmischt, sondern auch private Bahnbetreiber. Khan habe sein Wahlversprechen gebrochen, ärgert sich dieser Londoner.
    In der Debatte über eine neue Start- und Landebahn hat sich Khan klar positioniert: gegen den Ausbau des Flughafens Heathrow im Südwesten Londons, für den Ausbau von Gatwick südlich der Hauptstadt – anders als es die Flughafen-Kommission der Regierung empfiehlt. Khan mache sich eben für eine bessere Luftqualität stark, freut sich Graham.
    Khan hat angekündigt, die stark luftverschmutzte Oxford Street zur Fußgängerzone zu machen – mithin die roten Doppeldecker-Busse und schwarzen Taxen aus der größten Einkaufsstraße zu verbannen. Der Sozialdemokrat hat London zurückerobert von den Konservativen; er ist damit ein Hoffnungsträger der Partei, die mitten in einem Richtungsstreit steckt. Vorrang hat für Sadiq Khan aber nicht Labour, sondern London.