Dienstag, 16. April 2024

Archiv


15 Millionen Euro für den Artenschutz

Das neue "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" soll das Tempo des Artenschwundes reduzieren und das Aussterben bedrohter Arten verhindern. Das ist auch bitter nötig: Laut EU-Kommission hat Deutschland erheblichen Nachholbedarf beim Schutz der biologischen Vielfalt.

Von Peter Kolakowski | 02.03.2011
    Über 300 Verbände, Behörden und im Naturschutz engagierte Einzelpersonen wollen dem Artensterben in Deutschland den Kampf ansagen und quasi zu artgerechterem Verhalten anregen. Sie alle sind heute nach Bonn gekommen, um sich über das neue "Bundesprogramm Biologische Vielfalt” der Bundesregierung zu informieren, um es tatkräftig mit Leben zu füllen. Professorin Beate Jessel, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz:

    "Bewerben um diese Projekte kann sich eigentlich jeder, jede Institution, das können sein Verbände, nicht nur Naturschutzverbände, sondern auch Nutzerverbände der Land- und Forstwirtschaft, das können Hochschulen sein, Universitäten. Eine ganz wichtige Ebene für uns ist auch die kommunale Ebene, sind zum Beispiel Städte und Gemeinden, auch urbane Räume, auch hier erbringen ja Grünflächen Leistungen für die Erholung."

    Das "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" ist der praktische Teil der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Im November 2007 vom Bundeskabinett verabschiedet, will der Aktionsplan Lebensräume und Landschaften und die dort beheimateten Pflanzen- und Tierarten so weit wie möglich schützen, beziehungsweise deren Nutzung so nachhaltig wie möglich gestalten. Hierfür sieht der Haushalt des Bundesumweltministeriums pro Jahr Mittel in Höhe von 15 Millionen Euro vor. Unbefristet. Elsa Nickel, Leiterin der Naturschutzabteilung beim Bundesumweltministerium in Bonn:

    "Das ist ganz wichtig, es wird keine Eintagsfliege sein, sondern alle, die möglicherweise in diesem Jahr nicht zum Zug kommen, haben im nächsten Jahr die Möglichkeit, ihre Projekte ins Rennen zu schicken, wir können uns auf dauerhafte Förderung einstellen und Schwerpunkte setzen und können auch längerfristig planen."

    Das ist auch dringend nötig. Denn Deutschland hat laut einem Bericht der EU-Kommission erheblichen Nachholbedarf beim Schutz der biologischen Vielfalt. Sogar in besonders geschützten Gebieten weisen im Bundesdurchschnitt nur etwa 20 Prozent der untersuchten Arten einen günstigen Erhaltungszustand auf. Für das Bundesprogramm selbst ist das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die Bewilligungsbehörde. Die breiten Förderkriterien sollen möglichst vielen Engagierten aus den verschiedensten Bereichen die Möglichkeit geben sich zu beteiligen. Die bereits jetzt schon eingegangene große Anzahl von interessanten Projektvorschlägen verspricht, dass das Bundesprogramm schnell zum Motor und Impulsgeber für den Schutz und den nachhaltigen Umgang mit der biologischen Vielfalt in Deutschland werden wird”.

    Mit dem Bundesprogramm werden Vorhaben gefördert, denen eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter und Maßstab setzenderweise umsetzen. Weniger bürokratisch und lebens- beziehungsweise naturnäher drückt es Beate Jessel aus:

    ""Wir haben in unserem Programm vier Förderschwerpunkte, das sind einmal die sogenannten Verantwortungsarten, Tier – und Pflanzenarten, für die Deutschland international eine besondere Verantwortung hat, sollen besonders gefördert werden. Das sind Arten wie zum Beispiel der Feuersalamander, die Gelbbauchunke, der Rotmilan.

    Als zweites sogenannte Hot Spots der biologischen Vielfalt, Bereiche, wo wir eine besonders hohe Dichte an Arten und Lebensräumen haben. Als drittes sogenannte Öko-System-Dienstleistungen. Es geht uns darum, stärker bewusst zu machen, dass ja die Natur für uns Menschen zahlreiche wichtige Leistungen erbringt, die Selbstreinigungsfunktion etwa der Gewässer und als vierter Schwerpunkt sonstige Maßnahmen, die bundesweit eine ganz besonders repräsentative Bedeutung haben, Vorbildfunktion haben für den Schutz der biologischen Vielfalt."

    Während in diesen Minuten Beate Jessel und Elsa Nickel in den Sinn des Artenschutzprogramms und seine Förderkriterien einführen, können die Interessenten am Nachmittag ihre Ideen vorstellen und gezielt Fragen stellen. Das Interesse am Bundesprogramm ist jedenfalls so groß, dass in gut vier Wochen, am 5. April, eine weitere Informationsveranstaltung stattfinden wird. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Bundesamtes für Naturschutz unter www.bfn.de.