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150. Todestag von Peter Joseph Lenné
"Buddel-Peter" und "Napoleon der Gartenkunst"

Peter Joseph Lenné gilt als bedeutendster Gartenkünstler Deutschlands. Er stieg am preußischen Hof in nur zwei Jahren vom Gehilfen auf in die königliche Direktion der Gärten. Der damalige Reformkurs fand seinen ästhetischen Niederschlag in den Parkanlagen Lennés und seinen Neugestaltungen der Gärten von Sanssouci oder der Pfaueninsel.

Von Jochen Stöckmann | 23.01.2016
    Blick auf das Musenrondell im Park von Sanssouci. Peter Joseph Lenné hat die Parklandschaft gestaltet.
    Blick auf das Musenrondell im Park von Sanssouci. Peter Joseph Lenné hat die Parklandschaft gestaltet. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    "Erstaunt sah er, daß des Großgärtners Peter Josef Lenné Traum, den kein knauseriger König und keine Berliner Zerstörungswut hatte löschen können, nun endlich und nach immer neuen Pflanzstufen, Wegeplänen und Wasserregulierungen in Erfüllung gegangen war: Um ihn stand alles in Maigrün, zusehends gingen Millionen Knospen auf, Vogelstimmen, so reich gemischt, daß selbst die Amsel Mühe hatte, für ihre Strophen Gehör zu finden."
    Fonty, die Romanfigur von Günter Grass, steht im Berliner Tiergarten. Und staunt über diesen von der Natur verwirklichten Traum eines "Großgärtners". Ein ironischer Titel, gemünzt auf den "General-Gartendirektor aller königlich-preußischen Gärten": Peter Joseph Lenné. Die Berliner nannten ihn schlicht "Buddel-Peter". Denn graben, pflanzen, umgestalten ließ der 1789 in Bonn geborene Spross einer Gärtnerdynastie sein ganzes Berufsleben lang.
    Wenig Freunde unter den Hofgärtnern
    Nach einer Botaniker-Ausbildung in Paris war er 1816 nach Potsdam gekommen und stieg in nur zwei Jahren vom Gehilfen auf in die königliche Direktion der Gärten. Eine steile Karriere, mit der Lenné sich wenig Freunde machte:
    "Er hatte zwar die Gartenintendantur hinter sich, aber so ziemlich alle Hofgärtner gegen sich. Und es gehörte schon sehr viel Lebensklugheit dazu, sich durchzusetzen. An die zwanzig Hofgärtner zusammenzuhalten und die Verantwortung tragen: am Berliner Tiergarten, noch soundsoviel Gutsgärten zu bearbeiten, dann zum König zum Vortrag. Da muss man energisch durchgreifen, sonst ist es nicht möglich, einen Etat für eine so große Gartenverwaltung einzuhalten."
    Harri Günther war Direktor von Sanssouci, von 1959 bis 1992. Der gelernte Gärtner hat viel geforscht über seinen Vorgänger. Und nur Gutes gefunden: Wie Lenné Schwung brachte in die starren Achsen barocker Parks, den zentralen Blick auf Schlösser und Paläste ersetzte durch Vielfalt der Perspektiven. Mit der möglichst "frei" wachsenden Natur des Englischen Gartens als Ausdruck aufklärerischen Geistes.
    Auch ökologische Belange wichtig
    Oft hat Lenné mit Architekten wie Friedrich Schinkel oder Friedrich August Stüler zusammengearbeitet. Für sie gab es in Preußen Aufträge meist nur vom Staat oder von adeligen Gutsbesitzern, selten aus dem Bürgertum. Aber genau diese Schicht hatten die Neuerer im Sinn. Über die Ästhetik des Klassizismus hinaus ging es dem Gartenkünstler um soziale, auch schon um ökologische Belange. Viele seiner über 400 Parkanlagen wiesen die um 1830 expandierenden Industriestädte in ihre grünen Schranken:
    "Er schuf die Volksgärten, die Stadtgärten. Grünflächen, damit die Bevölkerung spazieren gehen konnte, damit die Städte eine Lunge hatten. Und er wurde darin sehr von den Sozialpolitikern der damaligen Zeit unterstützt."
    Wie Lenné seine Projekte auf den Weg brachte, darüber hat er selbst kaum Auskunft gegeben:
    "Wahrscheinlich hat er gar keine Zeit gehabt, sich als Persönlichkeit zu stilisieren, weil er sich um die Dinge gekümmert hat, die ihn angingen", vermutet Michael Seiler, ehemaliger Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
    Zurück zu barocken Achsen
    Und erzählt von König Friedrich Wilhelm IV., der gern selbst Hand anlegte und Lennés sorgsam gezeichnete Pläne mit den zart kolorierten Bäumchen und exakt schraffierten Schlagschatten durch einen plumpen Federstrich änderte: Weg mit geschwungenen Wegen, labyrinthischen Pfaden und kleinen Seen inmitten aufgelockerter Baumgruppen. Zurück zu barocken Achsen.
    "Die Hohenzollern haben nun nicht zugestimmt, dass der ‚Napoleon der Gartenkunst', wie sein Gegner und Konkurrent Pückler ihn mal genannt hat, Sanssouci mit einem Schlage umkrempelt, sondern wollten durchaus von dem Friderizianischen etwas erhalten wissen."
    Darauf hat der preußische Gartendirektor reagiert, mit einer sanften, aber beharrlichen Veränderung der Parklandschaft. Diese Gartenreform trug Früchte: In Oeynhausen, Ludwigslust, Neuhardenberg, Ballenstedt, Brühl, Benrath, Neu-Strelitz oder Lübeck legte er Parks an. Als Peter Joseph Lenné am 23. Januar 1866 starb, waren ihre Namen eingraviert auf vergoldeten Blättern eines silbernen Lorbeerkranzes, der dem langen Trauerzug vorangetragen wurde.