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2.3.1829 - Vor 175 Jahren

Als Carl Schurz am 2. März 1829 in Liblar bei Köln geboren wurde, da entstanden in Deutschland gerade der Liberalismus und die demokratische Bewegung. Und als die Revolutionäre von 1848 die erste deutsche Demokratie errichten wollten, war Carl Schurz einer ihrer studentischen Anhänger. Doch nachdem die Revolution 1849 niedergeschlagen war, kam es zu einem Massenexodus der deutschen Liberalen in die USA, das sie als politisches Vorbild sahen. Schurz war einer von ihnen, erklärt der Kulturhistoriker Werner Schmidt vom deutschen Generalkonsulat in New York.

Von Gerti Schön | 02.03.2004
    Carl Schurz ist für die Deutsch-Amerikaner in den USA wahrscheinlich nach dem Revolutionsgeneral Friedrich Wilhelm von Steuben der zweitwichtigste Vertreter der Deutsch-Amerikaner. Und wir dürfen nicht vergessen, es gibt sehr viele Deutsch-Amerikaner. Seit der Wiedervereinigung bekennen sich weit über 20 Prozent zu ihrer deutschen Herkunft, und wenn man das umrechnet, kommt man auf eine Grössenordnung von über 60 Millionen.

    Schurz lässt sich nach seiner Flucht aus Deutschland im US-Bundesstaat Wisconsin nieder, wo sich viele Deutsche ansiedelten. 1956, im gleichen Jahr als Carl Schurz in den USA politisch aktiv wird, gründet seine Frau Margarete den ersten Kindergarten Amerikas – ein progressives Projekt, das in Preussen verboten war und von Exildeutschen in den USA populär gemacht wurde. Gleichzeitig beginnt Carl Schurz, sich für den damaligen Senatskandidaten Abraham Lincoln einzusetzen. In seinen Lebenserinnerungen beschreibt Schurz die erste Begegnung mit Lincoln, der 1860 Präsident wurde.

    Da stand er, alle, die ihn umringten, um mehrere Zoll überragend. Er begrüsste mich wie einen alten Bekannten, mit einer zwanglosen Herzlichkeit. Er befragte mich, den Anfänger in der Politik, dann mit vollkommener Unbefangenheit in so einfacher und vertraulicher Weise. Sein Auftreten war so gänzlich frei von jedem Schein anspruchsvollen Selbstbewusstseins, dass mir bald zumute war, als hätte ich ihn mein ganzes Leben lang gekannt.

    Schurz blieb ein enger Verbündeter Lincolns im Kampf gegen die Sklaverei und warb in seinem Namen um die Gunst der deutschstämmigen Wähler. Lincoln machte ihn zunächst zum Abgesandten in Spanien und danach zum General im amerikanischen Bürgerkrieg. Nach Lincolns Ermordung 1865 wandte sich Schurz dem Journalismus zu und wurde Washington Korrespondent der New Yorker Tribune. Er war einer der ersten, der sich öffentlich gegen den amerikanischen Imperialismus aussprach. Als der damalige US-Präsident Ulysses Grant 1870 beabsichtigte, Santo Domingo zu annektieren, bewerkstelligte es Schurz, zu dieser Zeit Senator des Bundesstaates Missouri, mit einer flammenden Rede, den Senat von der Sinnlosigkeit dieses Unterfangens zu überzeugen.

    Die Politik, entfernte Länder und fremde Kulturen zu annektieren, passt nicht zu unserem demokratischen System. Eine solche Politik wird schädliche Folgen für unsere politischen Institutionen haben. Das Knallen mit der Parteipeitsche hat in diesen Tagen seine Macht verloren. Das öde Geschwätz liegt dem Volke brechenerregend im Magen. Wenn sie glauben, dass die Bewegung, die stetig im ganzen Land wächst, eine Intrige politischer Macher ist, so werden Sie bald Ihren Irrtum erkennen. Es ist ein Erwachen des Volksgewissens.

    Unter dem späteren Präsidenten Rutherford Hayes wird Schurz 1877 Innenminister der USA. Danach wendet er sich wieder dem Schreiben zu, wird Redakteur bei der New York Evening Post und The Nation und schreibt Kolumnen für Harper´s Weekly. Schurz stirbt 1906 in New York, wo auf der Upper East Side ein Park nach ihm benannt wird. Werner Schmidt würdigt seine Bedeutung, die er bis in die Gegenwart geniesst.

    Er war für die Deutsch-Amerikaner eine Identifikationsfigur, denn die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Zeit 70er, 80er, 90er Jahre, das ist die große Zeit der deutschen Einwanderung in dieses Land, und jemand wie Carl Schurz stand und steht dafür, wie man sich erfolgreich integrieren kann und es mit prägen konnte. Und gleichzeitig auch auf die deutsche Herkunft stolz sein konnte.