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20 Jahre Rechtschreibreform
Die Kritik reißt nicht ab

Bereits zehn Jahre nach der Rechtschreibreform von 1996 legte der Rat für deutsche Rechtschreibung 2006 eine Reihe von Änderungsempfehlungen vor. Auch heute, 20 Jahre nach der Einführung, ist die Kritik an der Reform nicht verstummt. Experten beobachten eine zunehmende Rechtschreibschwäche bei Schülern und halten die Reform für einen Flop.

Von Ludger Fittkau | 10.08.2016
    Berliner Schule
    20 Jahre nach Einführung der Rechtschreibreform beobachten Experten eine zunehmende Rechtschreibschwäche bei Schülern. (picture alliance / dpa / Foto: Jens Kalaene)
    1996 – die umstrittene Reform: Deutschland, Österreich, die Schweiz sowie weitere Länder mit deutschsprachigen Bevölkerungsteilen reformieren gemeinsam die deutsche Rechtschreibung. Eine neue Orthografie soll in einem Zeitraum von zwei Jahren eingeführt werden.
    Betroffen sind etwa Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung sowie das Getrennt- und Zusammenschreiben. Auch das "scharfe S" wird oft durch ein Doppel-S ersetzt, etwa beim Wort "dass". Auf der Frankfurter Buchmesse fordern namhafte Wissenschaftler und Schriftsteller den Stopp der Reform. Sie befürchten unter anderem eine "jahrzehntelange Verwirrung".
    Die Reform der Reform
    1998 – das höchste Gericht zeigt sich reformfreudig: Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Reform für verfassungsgemäß. Die neue Rechtschreibung wird somit offiziell an Schulen und Behörden eingeführt.
    2006 – nach der Reform ist vor der Reform: Der Rat für deutsche Rechtschreibung legt eine Reihe von Änderungsempfehlungen für die neuen Reglungen vor. Es geht wieder einmal um das Getrennt- und Zusammenschreiben, um Groß- und Kleinschreibung, aber auch um die Zeichensetzung sowie Worttrennung am Zeilenende.
    Erwartungen an Rechtschreibreform haben sich nicht erfüllt
    20 Jahre später – Die Kritik ist nicht verstummt: Zwanzig Jahre nach Einführung der Rechtschreibreform beobachten Experten eine zunehmende Rechtschreibschwäche bei Schülern. Der Saarbrücker Bildungsforscher Uwe Grund hält bei vielen Fehlern die Rechtschreibreform für ursächlich.
    Ihm zufolge entfallen 75 Prozent der gemachten Fehler "auf die drei wichtigsten Reformbereiche, nämlich Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung und das "Herzstück der Reform" – dem Ersatz des scharfen ß durch das Doppel-S. Die Erwartungen hätten sich "offensichtlich nicht erfüllt", so Grund. Der Forscher bewertet die Rechtschreibreform als "Flop".