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20 Jahre Stiftung Ethos
Für Aktionäre mit Verantwortungsgefühl

Gewinnbringend, aber nach ethischen Grundsätzen Geld anlegen - das ist das Ziel der Schweizer Stiftung Ethos. Vor 20 Jahren wurde sie gegründet und ist mittlerweile zu einer moralischen Instanz im Anlagegeschäft geworden.

Von Dietrich Karl Mäurer | 02.02.2017
    Dominique Biedermann, der Präsident des Ethos-Stiftungsrats
    Dominique Biedermann, der Präsident des Ethos-Stiftungsrats (picture alliance / dpa - keystone/Walter Bieri)
    Seit ihrer Gründung verfolgt die Schweizer Stiftung Ethos ein Ziel: In die Welt der Kapitalanlagen soll gesellschaftliche Verantwortung Einzug halten. Die Stiftung verwaltet das Vermögen ihrer Mitglieder - streng nach Kriterien der Nachhaltigkeit. Dazu werden Unternehmen von Ethos auf bestimmte Gesichtspunkte hin überprüft - ökologische, soziale und finanzielle. Nur wenn die Firmen diese Kriterien erfüllen, wird in sie investiert bzw. werden sie zur Anlage empfohlen - erklärt Dominique Biedermann, der Präsident des Stiftungsrats:
    "Hat das Unternehmen sich Ziele definiert, um die CO2-Emissionen zu reduzieren zum Beispiel. Auf der Sozialeben schaut man an wie das Unternehmen sich mit den verschiedenen Anspruchsgruppen verhält - zum Beispiel mit den Mitarbeitern, mit den Kunden, mit den Lieferanten. Und der dritte Schritt hier geht es um Unternehmensführung wie ist das organisiert, ist der Verwaltungsrat genug unabhängig usw."
    Tabu: Rüstung, Tabak, Kernkraft und Glücksspiel
    Statt um schnelle, rücksichtslose Gewinne geht es um ein stabiles Wirtschaftumfeld, das die Interessen der Gesellschaft als Ganzes wahrt - und das langfristig. Um die Bereiche Rüstung, Tabak, Kernkraft und Glücksspiel macht Ethos einen Bogen. Ergänzend versucht man, Einfluss zu nehmen auf die Entscheidungen der Unternehmen. Ethos gibt den Aktionären klare Empfehlungen, die ebenfalls auf dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung basieren:
    "Wenn man einmal das Portfolio aufgebaut hat, dann ist man Aktionär. Und dann muss man systematisch aktiv seine Aktionärsrechte ausüben. Das heißt, die Stimmrechte ausüben an der Generalversammlung und auch den Dialog mit dem Management regelmäßig suchen."
    Dominique Biedermann erzählt, als Ethos 1997 von zwei Pensionskassen in Genf gegründet wurde, betrat man Neuland. Bei mehreren Banken blitzte man ab. Mittlerweile hat die Stiftung mehr als 200 Mitglieder - vor allen Dingen institutionelle Investoren, etwa Pensionskassen und gemeinnützige Stiftungen. Dahinter steckt ein Vermögen von rund 200 Milliarden Schweizer Franken. Das sei eine Macht, die schon so einiges bewirkt hat - davon ist der 59-jährige Ökonom überzeugt:
    "Grundsätzlich ist es heute viel transparenter, ob man jetzt die Coperate Governance anschaut, also die Umweltstrategie, das Umgehen mit der Lieferantenkette. Das sind alles Beispiele, wo es vor 20 Jahren noch sehr sehr wenig Informationen hatte. Im Umweltbereich publizieren immer mehr Unternehmen jetzt ihre CO2-Abgaben. Es kommt so langsam in die gute Richtung."
    Nachhaltiges Wirtschaften und gute Renditen
    Dabei - so Dominique Biedermann - schließen sich nachhaltiges Wirtschaften und gute Renditen nicht aus:
    "Grundsätzlich über 20 Jahre im Rahmen der Schweizer Aktien, da haben wir eine sehr gute Performance, insbesondere bei den mittelgroßen und kleineren Unternehmen. Das bringt wirklich etwas - auch auf der finanziellen Ebene."
    Zum 20-jährigen Jubiläum lancierte Ethos nun sogar einen eigenen Börsenindex, der die Kriterien der Stiftung berücksichtigt. Und demnächst will man die Anlagefonds der Stiftung auch für private Investoren öffnen.