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20. Todestag von Lady Di
Eine Nation in kollektiver Trauer

Die Nachricht schockierte vor 20 Jahren die Welt und besonders Großbritannien: Prinzessin Diana war gestorben - ums Leben gekommen bei einem Autounfall in Paris. Das Königshaus erlebte damals die tiefste Krise in 80 Jahren.

Von Christine Heuer | 31.08.2017
    Ein gebasteltes Herz mit rotem Rahmen, in dessen Mitte ein Foto von Prinzessin Diana zu sehen ist, hängt an einer Brücke in Paris. Im Hintergrund ist der Eiffelturm zu erkennen.
    Erinnerung an Diana an der Pariser Pont D'Alma, die nahe des Tunnels lag, in dem Diana starb. (imago stock&people)
    Diana, Königin der Herzen, ist allgegenwärtig in England. Die Briten zelebrieren gefühlvoll den 20. Todestag der Prinzessin. Selbst Kinder, die gar nicht auf der Welt waren, als Diana starb, berührt ihre Geschichte.
    "Ich wünschte, ich hätte sie im Fernsehen gesehen, bevor sie starb. Sie hatte Mitgefühl für die Menschen. Sie muss wichtig gewesen sein für die Königliche Familie."
    Die Königin übt sich in kühler Absenz
    In den frühen Morgenstunden des 31. August 1997 unterbricht die BBC ihr Programm:
    "Diana, Prinzessin von Wales, ist bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen. Die französische Regierung hat ihren Tod kurz vor fünf heute Früh bekannt gegeben. Der Buckingham Palast hat die Nachricht kurz danach bestätigt. Das normale Programm ist unterbrochen, wir unterrichten Sie heute Morgen über die aktuelle Entwicklung."
    Eingehüllt in die britische Fahne schläft ein Trauernder vor der Westminster-Abtei in London. Bereits einen Tag vor der Trauerfeier für Prinzessin Diana kampierten in London rund 250 Menschen vor der Westminster-Abtei. Sie wollten sich einen günstigen Platz für die Feierlichkeiten sichern. 
    Trauernde kampierten 1997 tagelang vor Westminster Abbey, um beim Trauerzug einen guten Platz zu bekommen. (dpa - Fotoreport)
    Im Fernsehen spielen sie "God save the Queen". Aber die Königin selbst übt sich in kühler Absenz. Stiff upper lip – durchhalten, Contenance wahren um jeden Preis. Elizabeth II. geht mit Dianas Tod so um wie mit jeder anderen Krise in ihrer Regentschaft. Ihr Volk - aufgelöst in kollektiver Trauer – will etwas anderes. "Show us you care" titeln die Zeitungen.
    "Da begann eine emotionale Revolution. Es war eine Zäsur in der sozialpsychologischen Geschichte Englands", erinnert sich der in England lebende Publizist und Queen-Biograf Thomas Kielinger. Ganz Britannien liegt mit einem Mal auf der Therapiecouch. Und stellt sich die Frage, wozu es dieses Königshaus überhaupt noch braucht?
    Gerade noch rechtzeitig trifft Elizabeth II. den richtigen Ton
    Die Queen entschließt sich zu einer für sie bislang unvorstellbaren Geste. Am Vorabend von Dianas Beerdigung spricht sie in eine Fernsehkamera zu ihrem Volk – das Fenster hinter ihr im Buckingham Palace steht weit auf, das Stimmengewirr der Trauernden vor den Palast-Mauern weht hinein.
    "Was ich Ihnen jetzt sage, als ihre Königin und als Großmutter, kommt von Herzen. Ich möchte Diana meine Achtung erweisen. Ich habe sie bewundert und respektiert, ganz besonders für ihre Hingabe an ihre beiden Söhne."
    Gerade noch rechtzeitig trifft die Regentin den richtigen Ton. Aus Sorge um die Zukunft der Monarchie.
    "Das waren wirklich schon ganz dramatische Anzeichen, dass sie begriffen hat: Halt! Die Windsors sind in Gefahr, sich selber zu überholen. Ich muss hier etwas tun, um die Gültigkeit dieser Institution, der Monarchie, unter Beweis zu stellen."
    Der tödliche Unfall in Paris, der emotionale Furor einer ganzen Nation, die lautstarke Forderung der Briten nach Öffnung und Modernisierung des Königshauses - all das wirkt bis heute nach in Großbritannien. Elisabeth der Zweiten ist es gelungen, den Tief- in einen Wendepunkt zu verwandeln. Seit 1997 haben die Windsors ihr Image erfolgreich umgekrempelt. Besonders Dianas Söhne, die Prinzen William und Harry, schlagen einen völlig anderen Ton an: zugewandt, kumpelhaft mitunter, auch cool. Wie beim Concert for Diana, zum zehnten Todestag, im Wembley Stadion:
    "Hello Wembley! Welcome to this very special show!"
    Die Söhne sprechen offen über ihre Mutter
    Die jungen Royals öffnen die Palasttore und ihre Herzen, gewähren Einblick in ihr Innerstes. Im 20. Todesjahr ihrer Mutter haben die Prinzen zusammen mit Williams Frau Catherine die Kampagne "Heads together" gestartet. Sie werben dafür, offen über psychische Probleme zu sprechen. Und machen im Fernsehen persönlich vor, wie das geht.
    "Ihr beiden seid Euch bemerkenswert nahe," freut sich Cate, "wenn Ihr besonders traurig seid oder glücklich, dann teilt Ihr das. – "Wir sind uns so nahe, weil wir gemeinsam durch schwere Zeiten gegangen sind, sagt William, und dann: Aber selbst wir beide, Harry und ich, haben zu wenig über unsere Mutter gesprochen."
    Prinz Harry und Prinz William legten bereits gestern Blumen am Kensington Park nieder.
    Prinz Harry und Prinz William legten bereits gestern Blumen am Kensington Palace nieder. (Daniel LEAL-OLIVAS / AFP)
    Dafür sprechen sie heute umso mehr über sie, öffentlich, in TV-Dokumentationen zum 20. Todestag, die hohe Einschaltquoten erzielen und Tagesgespräch sind im ganzen Land. Den royalen Part im nationalen Gedenken haben Dianas Söhne im Alleingang übernommen. Bei den Briten kommt das gut an.
    "Ich halte die Monarchie heute für stabiler als vor 20 Jahren. Sie sind nicht mehr so snobistisch. Alle wissen jetzt, dass sie Sorgen haben wie wir, dass sie eine normale Familie sind. Ich glaube, die Monarchie ist gestärkt aus der Sache mit Lady Diana hervorgegangen."
    "Das Königshaus ist fast die einzige Säule der Stabilität!"
    Die Queen hat ihr Haus bestellt. Das Erbe der 91-jährigen Regentin ist gesichert. Wenn sie abtritt, stehen mit Prinz Charles und seinen äußerst beliebten Söhnen vielversprechende Nachfolger parat.
    "Vor 20 Jahren hätte man nichts darauf gewettet, dass die Windsors eine Zukunft haben. Und nun schauen Sie sich 20 Jahre später an: In welcher Welt leben wir? Rings um uns herum brechen die Säulen der Stabilität ein. Und inmitten dieser zerbrechenden Gesellschaft ist plötzlich das Königshaus fast die einzige Säule der Stabilität!"