Nach der Ära Wisten entwickelte sich das Schicksal der Volksbühne äußerst wechselhaft. Die Intendanten Wolfgang Heinz, Maxim Vallentin und Hannes Fischer gestalteten mit unterschiedlichem Erfolg ihre Spielpläne aus Komödien, Klassikern, Revolutionsstücken und einzelnen Gegenwartsstücken. Als 1969 der neue Intendant Benno Besson Auskunft über sein Spielplankonzept gab, klang das zunächst einmal auch nicht aufregend.
Aber Besson setzte auf ein Theater der lebendigen Aktion und des direkten Gegen- und Miteinanders, er wollte als erster wirklich alle Räume und Möglichkeiten des Hauses nutzen.
Besson holte Regisseure wie Fritz Marquardt, Manfred Karge und Matthias Langhoff an seine Volksbühne. Die machten mit Schauspielern wie Angelica Domröse, Rolf Ludwig, Ursula Karusseit und Hilmar Thate und mit großen Theaterspektakeln, bei denen an einem Abend alle Räume des Hauses bespielt wurden, die Volksbühne zum pulsierenden Mittelpunkt der Ostberliner Theaterlandschaft. Doch nach der Biermann-Ausbürgerung verlor das Haus viele Mitarbeiter und bald auch Benno Besson. Unter dessen Nachfolger Fritz Rödel wurde wieder ängstlicher Theater gemacht. Aber immerhin konnte Heiner Müller etliche seiner Stücke herausbringen.
Mit der Wende beginnt 1992 eine ganz neue Zeit auch für die Volksbühne: die Castorf-Ära. Das Theater des Frank Castorf, geboren aus der Auseinandersetzung mit DDR-Vergangenheit und geschliffen an gesamtberliner, gesamtdeutscher Wirklichkeit, bedeutete für die Volksbühne eine Neugeburt. Die Volksbühnengeschichte zeigt ein Theater in steter Bewegung.