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3 Fragen an: Tanit Koch
"Volkes Stimme hat das Recht, wahrgenommen zu werden"

Viele Journalisten kämen nicht aus ihrer eigenen Filterblase heraus, sagte die "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch im Dlf. Man müsse zwischen verantwortungslosem Populismus und dem Populismus, der sich als nah am Volk begreift, unterscheiden.

26.10.2017
    Bild Chefredakteurin Tanit Koch, aufgenommen 18.03.2016 in Berlin. Tanit Koch führt die Redaktion der Boulevardzeitung Bild seit dem 01.01.2016.
    Bild Chefredakteurin Tanit Koch (dpa / Michael Kappeler)
    Was läuft gut in den Medien?
    "Ich glaube, dass viele Medien gewissermaßen den Schuss gehört haben, dass Themen, die den Menschen auf der Seele brennen und die die Republik beschäftigen, nicht deshalb vernachlässigt werden sollten, verschwiegen werden sollten, weil sie vielleicht schwierig sind, weil sie vielleicht etwas schüren könnten, weil sie vielleicht zu sensibel sind. Sondern dass diese Themen - glaube ich - seit eineinhalb, zwei Jahren verstärkter aufgegriffen und behandelt werden."
    Was läuft schlecht in den Medien?
    "Dass es immer noch nicht genug geschieht. Dass, wenn die Bürgersicht noch nicht genug vertreten wird, viele Journalisten sich mehr über die von Mark Zuckerberg kreierte Filterblase unterhalten, als aus ihrer eigenen Filterblase vielleicht rauszukommen, die sie selber geschaffen haben, weil sie nicht genug mit den Menschen sprechen, die vielleicht nicht ihrem - ja - sozio-ökonomischen Freundeskreis entsprechen."
    Und bei Ihnen?
    "Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen dem Populismus, der verantwortungslos ist, der jeden Pluralismus ablehnt, und dem Populismus, der sich als nah am Volk begreift. Und Volkes Stimme hat nicht immer Recht, aber Volkes Stimme hat das Recht, wahrgenommen zu werden. Und das tut 'Bild'."
    Tanit Koch ist Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung. Sie studierte Jura und Politwissenschaften und absolvierte ihre journalistische Ausbildung an der Axel-Springer-Akademie. Bei der "Bild"-Zeitung begann sie ihre berufliche Laufbahn als Büroleiterin von Kai Diekmann, dessen Nachfolge sie am 1. Januar 2016 antrat.