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34. Chaos Communication Congress CCC in Leipzig
Programmieren lernen mit Minicomputern

Lesen, Schreiben, Rechnen – das zumindest sollte in der Schule vermittelt werden. Gehört aber zu den Basisfähigkeiten auch das Programmieren? Denn Informatikunterricht gibt es längst nicht überall. Oft sind es eher kleine Projekte, in denen der Umgang mit programmierbaren Mini-Computern geübt wird.

Von Stefan Römermann | 28.12.2017
    Teilnehmer des 34. Chaos Communication Congress (34c3) arbeiten auf der Messe in Leipzig an ihren Laptops.
    Teilnehmer des 34. Chaos Communication Congress (34c3) in Leipzig. (dpa-Bildfunk / Sebastian Willnow)
    Der Mini-Computer der 16-jährigen Anna Schaffert aus Bad Reichenhall ist gerade mal so groß wie eine Zigarettenschachtel.
    "Das ist ein Arduino, der hat einen Internet-Eingang und einen USB-Anschluss, dass man ihn ansteuern kann, zum Code draufladen. Und hier die Output Pins, die man dafür braucht, wenn man das machen möchte, wofür der Arduino eigentlich in diesem Set gedacht ist, nämlich elektronische zum Beispiel LEDs ansteuern."
    Mit dem Mini-Computer und ein paar Leuchtdioden hat Anna Schaffert so schon vor ein paar Jahren eine kleine Ampel gebaut. Passend zur Schaltung hat sie außerdem auch selbst den Programm-Code für die Steuerung geschrieben.
    "Und die schaltet praktisch vier LEDs – ich hab irgendwie vier LEDs gehabt – der Reihe nach an und aus. Jeweils nacheinander der Reihe nach. Mit einer Wartezeit."
    "Das heißt also, du könntest jetzt theoretisch den Verkehr in Bad Reichenhall damit regeln?" - "Ja. Ich glaube nicht, dass das so legal ist. Aber man könnte es probieren."
    Vom einfachen zum immer komplexeren Programmieren
    Damit das alles klappt, musste sich die Schülerin allerdings erst einmal selbst die Programmiersprache C++ beibringen, und mit der hatte sie bis dahin noch nie zu tun gehabt.
    "Deswegen hatte ich halt gar keine Ahnung wo ich anfangen sollte. Das erste Projekt war glaube ich eh so eine LED an und aus zu machen. Hab halt das dann gemacht und dann verdreifacht."
    "Wie hat sich das angefühlt, als die Lampe dann an und ausgegangen ist?" - "Ich war sehr glücklich. Ich war sehr stolz auf mich, weil ich es ganz allein gemacht habe. Also keine Hilfe von irgendjemand hatte. Weil keiner mir helfen konnte. Und ich war sehr stolz darauf."
    Genau das macht auch für viele Medienpädagogen den Reiz von Mikrocomputern aus. Der Berliner Verein "Medialepfade" setzt deshalb in seinen Workshops auch häufig auf Arduino und ähnliche Geräte, erklärt der Gründer der Vereins, Daniel Seitz.
    "Das ist glaube ich auch ganz wichtig, wenn man früh einsteigt, dass man da so eine Wirksamkeitserfahrung und auch so eine Selbstwirksamkeitserfahrung hat. Dass man feststellt: Okay, ich hab da jetzt ein paar Zeilen Code reingeworfen – und am Ende macht das Gerät etwas anderes als wie es davor gemacht hat."
    Spannend an den kleinen Computern ist für Seitz aber auch die Möglichkeit vom einfachen zum immer komplexeren Programmieren vorzudringen. Zum Beispiel, indem ein einzelner Teil des Programms und der Schaltung ausgetauscht wird.
    "Chaos macht Schule"
    "Das kann im einfachsten Fall ein Taster sein. Man kann aber eben auch diesen Taster eben auch ersetzen durch irgendeine andere Information. Zum Beispiel: Ist Licht da? Oder nicht? Oder einen Abgaswert messen und so weiter. Und so komme ich immer tiefer in die Sensorik rein. Und ich sehe eben unmittelbar auch, dass da was passiert."
    Auch in Schulen werden die Microcomputer teilweise eingesetzt. Beispielsweise von Steffen Haschler, Informatik-Lehrer aus Heidelberg und einer der Köpfe hinter dem Schulprojekt des Chaos-Computer-Clubs "Chaos macht Schule".
    "Und dann – möglichst schnell, lasse ich sie eigentlich laufen. Dann machen sie vielleicht ein Smart Gardening Projekt heißt eins. Dass sie halt eine Pflanze beobachten mit Helligkeitssensor, Feuchtigkeits-Sensor. Und dann könnte man theoretisch in einem weiteren Schritt – wo wir nie hinkommen – eine Bewässerungsanlage dran setzen. Aber so das Grundkonzept kannst Du da vermitteln."
    Es gibt auch Kritik
    Doch es gibt auch Kritik am Einsatz der Mini-Computer im Unterricht. Schließlich fördern Firmen wie Google und Microsoft solche Projekte mit Millionenbeträgen. Vermutlich nicht immer ganz ohne Hintergedanken. Das zeigt sich beispielsweise auch bei einem von Microsoft angebotenen, kostenlosen Programmier-Werkzeug.
    "Und da ist halt oben rechts das Microsoft-Logo. Es wäre halt schöner, wenn das nicht da wäre. Aber es gibt auch andererseits auch wieder Editoren, da ist das nicht. Die Dinger tauchen dann halt auf, wenn die Konzerne da Geld drauf werfen. Das ist Teil der Krux. Und das liegt halt daran, dass diese Projekte scheinbar ohne solche Firmen nicht finanziert werden können. Und da kann man natürlich fragen, was die öffentliche Hand da macht."