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50 Jahre Wissenschafts-Förderung

Heute Abend wird in Bonn richtig groß gefeiert. Dann knallen die Champagnerkorken, die Prominenz aus Politik und Wissenschaft kommt, außerdem Gäste aus aller Welt: Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung wird 50 Jahre alt. Das erlesene Fest passt zum Motto der Stiftung: "Wir fördern nur die Besten" – ein klares Bekenntnis zur elitären Auswahl der Stipendiaten.

Von Armin Himmelrath | 10.12.2003
    Ein bisschen willkürlich ist der heutige Geburtstag schon. Denn eine Humboldt-Stiftung wurde bereits 1869 gegründet, als Freunde des Naturforschers Alexander von Humboldt an ihren verstorbenen Mitstreiter erinnern wollten. 1923 musste diese Stiftung schließen – die Inflation hatte das Vermögen vernichtet. Zwei Jahre später der nächste Versuch. Diesmal waren es die Nationalsozialisten, die die Stiftung in ihrem Sinne ausrichteten und damit die Arbeit zum Erliegen brachten. Im Dezember 1953 gab es schließlich einen dritten Anlauf, sagt Wolfgang Frühwald, heutiger Präsident der Humboldt-Stiftung.

    Dann fand Werner Heisenberg im Jahre 1953, dass diese Idee immer noch gut sei. Und die Idee lautet: Ganz interesselos Menschen aus aller Welt, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt, dann zu fördern, wenn sie bereit sind, mit deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen zu arbeiten.

    Eine Idee, die für die Alexander-von-Humboldt-Stiftung bis heute das Leitmotiv ihrer Arbeit ist.

    Diesmal scheint mir gelungen zu sein, was zweimal vorher gescheitert war: Nämlich ein haltbares Freundschaftsnetz über die ganze Welt zu legen, ein Netz, das nicht statisch ist, sondern das dynamisch ist, so dass man mit diesem Netz immer wieder neue Menschen fischen kann.

    Rund 1800 Stipendiaten vom Postdoc aufwärts kommen jedes Jahr auf Einladung der Humboldt-Stiftung nach Deutschland. Den größten Anteil stellen chinesische und russische Jungforscher, gefolgt von Wissenschaftlern aus Indien und den USA. Die Ausstattung der Stipendien gilt weltweit als vorbildlich: 3000 Euro steuerfrei gibt es im Monat, dazu Reisekosten und Spesen für den Partner und die Kinder. Finanziert wird das Ganze gemeinsam vom Außen- und vom Wissenschaftsministerium. Mehr als 23.000 Stipendiaten sind in den letzten 50 Jahren in den Genuss dieser First-Class-Betreuung gekommen. Manche von ihnen wurden in ihren Heimatländern später Minister und Regierungschefs, 34 wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Wolfgang Frühwald:

    Ich glaube, dass die Investition in Menschen eine häufig viel lohnendere Investition ist als die Investition in Projekte, von denen man nicht weiß, was daraus werden soll.

    Das Prinzip ist klar: Kulturpolitik durch Wissenschaftsförderung ist das Ziel der Humboldt-Stiftung. George Atkinson war zum ersten Mal Ende der 80er Jahre in Deutschland. Der Amerikaner fand vor allem den Vergleich der Hochschullandschaften in Deutschland und den USA aufschlussreich.

    Amerikaner gehen Probleme immer ein bisschen unstrukturiert an. In Europa und Deutschland legt man großen Wert darauf, die Forscher für ihre Arbeit zu qualifizieren. Amerikaner sehen das traditionell lockerer: Jeder macht einfach das, wovon er denkt, dass er es schaffen kann. Und auch an den Universitäten geht es in erster Linie darum, was man kann, und weniger um den Lebenslauf mit allen möglichen Qualifikationen.

    In den letzten Jahren habe er allerdings eine starke Angleichung der Hochschulsysteme festgestellt, sagt George Atkinson. Gelegenheit zum Vergleich hat er nicht nur durch seine Arbeit als Wissenschaftsberater von US-Präsident Bush, sondern auch durch seine Tochter: Die arbeitet nämlich mittlerweile als Postdoc an der Universität Kassel. Und das findet George Atkinson richtig klasse, auch wenn für viele Amerikaner Deutschland nicht unbedingt der Wissenschafts-Standort Nummer eins sei.

    Die allermeisten europäischen Forscher haben irgendwann einmal in den USA gearbeitet. Das zeigt doch, wie gut die Wissenschaftssysteme zusammenwachsen. Und davon profitiert jeder, der in diesem System groß wird.

    Solche Familiengeschichten sind ganz im Sinne von Stiftungspräsident Wolfgang Frühwald. Wenn die Kinder von Humboldt-Stipendiaten ein paar Jahre lang in Deutschland zur Schule gegangen seien, dann sei es fast schon normal, dass sie dann später auch zum Studium oder als Forscher zurückkämen. Und wer einmal als Stipendiat da war, wird bis zum Lebensende immer mal wieder eingeladen – ein eisernes Prinzip der Stiftung. Schließlich sei es ein einfacher Grundsatz, der der Humboldt-Stiftung weltweit ihren guten Namen verschafft habe, sagt Wolfgang Frühwald.

    Einmal Humboldtianer – immer Humboldtianer.