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60 Jahre Deutsche Bundesbank
Einst die mächtigste Notenbank Europas

Die Deutsche Bundesbank galt - bis sie zu einem Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken wurde - als die mächtigste Notenbank Europas. In ihrer 60-jährigen Geschichte brachte sie ihre Unabhängigkeit häufiger in Konflikt mit der Bundesregierung.

Von Brigitte Scholtes | 26.07.2017
    Logo der deutschen Bundesbank (Zentralbank der BRD).
    Deutsche Bundesbank (picture alliance / Jens Kalaene)
    Einst war sie die mächtigste Notenbank in Europa und machte die Deutsche Mark zur zweitwichtigsten Währung der Welt. Seit 1999 ist die Deutsche Bundesbank Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken, ihr Präsident hat nur eine unter 18 Stimmen im EZB-Rat, der seither die Geldpolitik bestimmt – aber das sollte man nicht unterschätzen, meint Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank:
    "Da hat die Bundesbank eine Stimme - aber eben eine sehr gewichtige Stimme, weil natürlich die erfolgreiche Tradition des Managements einer Währung - das war damals die DM - eingeht in die Beiträge, die die Bundesbank für die Formulierung der Geldpolitik In Europa leistet."
    Unabhängigkeit der Bundesbank
    Und auch, weil Deutschland als größte Wirtschaftskraft im Euroraum mit gut einem Viertel am Kapital der EZB beteiligt ist. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte schon zu seinem Amtsantritt im Frühjahr 2011 auf den hohen Wert der Unabhängigkeit der Bundesbank verwiesen:
    "Sie ist nicht nur zu Recht formal abgesichert, sondern beruht ebenso materiell auf Ansehen und Anerkennung ihrer Stabilitätsorientierung und Kompetenz. Unabhängigkeit lässt sich insofern nicht daran messen, ob und wie oft Widerspruch geäußert wird. Vielmehr kommt es darauf an, die eigene Position gut begründet zu vertreten."
    Diese Unabhängigkeit brachte die Bundesbank in ihrer jetzt 60-jährigen Geschichte auch häufig in Konflikt mit der Bundesregierung, etwa Ende der 70-Jahre, als sie trotz steigender Arbeitslosigkeit den Leitzins schrittweise auf sieben Prozent erhöhte, um die Inflation zu bekämpfen. Denn der Erhalt der Preisstabilität ist seit jeher ihr Credo. Unabhängigkeit zeigte auch Karl-Otto Pöhl, er hatte sich gegen Pläne zu einer Währungsunion mit den neuen Bundesländern ausgesprochen:
    "Wir haben diese Fragen diskutiert, aber wir stimmen auch darin überein, dass es zumindest verfrüht wäre über eine Währungsunion heute schon zu sprechen."
    Goldschatz und die Bundesbank
    Doch die Bundesregierung unter Helmut Kohl beharrte darauf, Pöhl trat 1991zurück. Die Unabhängigkeit verteidigte die Bundesbank auch gegen Begehrlichkeiten der Bundesfinanzminister in Bezug auf den Goldschatz: Theo Waigel hatte 1997 die Bundesbank zu einer marktnäheren Bewertung ihres Goldes drängen wollen, Hans Eichel versuchte fünf Jahre später, die Bundesbank zu einem Teilverkauf zu drängen. Doch der damalige Bundesbankpräsident Ernst Welteke stellte unmissverständlich klar:
    "Nach dem Maastrichter Vertrag sind wir in der Deutschen Bundesbank für die Gold- und Devisenbestände der Deutschen Bundesbank zuständig und nicht irgendwelche anderen Gremien, die immer wieder glauben, sie könnten darüber befinden, was mit den Devisenreserven und den Goldreserven der Deutschen Bundesbank zu tun ist."
    Einziges Zugeständnis der Notenbank: Mindestens die Hälfte des Goldschatzes, immerhin mit knapp 3.400 Tonnen der zweitgrößte der Welt, wird nach und nach aus dem Ausland in heimische Tresore gebracht. Neben der Wache über das Gold hat die Bundesbank noch weitere wichtige Aufgaben: Sie beaufsichtigt zusammen mit der BaFin in die kleineren Kreditinstitute in Deutschland, sie versorgt im Inland Handel und Banken mit Bargeld, und sie überwacht den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Für die knapp 9.600 Mitarbeiter bundesweit gibt es also immer noch genug zu tun.