Donnerstag, 28. März 2024

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60 Jahre Entdeckung der Neutrinos
Allzu geisterhafte Teilchen

Heute vor 60 Jahren gaben die US-Physiker Clyde Cowan und Frederick Reines den Nachweis des Neutrinos bekannt. Dieses Elementarteilchen wird unter anderem bei Kernreaktionen frei.

Von Dirk Lorenzen | 20.07.2016
    Am Südpol ist es jetzt stockfinster und dort glüht das Polarlicht am Himmel (IceCube)
    Am Südpol ist es jetzt stockfinster und dort glüht das Polarlicht am Himmel (IceCube) (IceCube / NSF)
    Es hat keine Ladung, praktisch keine Ruhemasse und bewegt sich lichtschnell. Da es so gut wie nie mit anderer Materie reagiert, gilt es vielen als ein fast geisterhaftes Teilchen.
    Jede Sekunde rasen etwa 100 Milliarden Neutrinos durch jeden Quadratzentimeter auf der Erdoberfläche. Die Teilchen laufen völlig ungehindert durch unseren Körper, durch Betonmauern - sogar durch die ganze Erde.
    Nur extrem selten reagiert mal ein Neutrino mit anderen Teilchen, etwa einem Wassermolekül. Dann werden Teilchen erzeugt, die charakteristische Strahlung aussenden und so das Neutrino verraten.
    Die Sonne im Neutrino-“Licht“
    Die Sonne im Neutrino-“Licht“ (LSU)
    Dass Neutrinos selbst durch große Massen gänzlich unbeeindruckt hindurch fliegen, ist für die Forscher Fluch und Segen zugleich. In den ersten Momenten einer Supernova gelangt keinerlei Licht oder andere Strahlung vom Ort des Geschehens nach außen - dafür strömen massenhaft Neutrinos ab.
    Um mit ihrer Hilfe viel über Supernovae zu lernen, tüfteln die Physiker an noch empfindlicheren Detektoren. Bisher ließen sich die beobachteten Neutrinos nur unserer Sonne und einer Supernova in der Großen Magellanschen Wolke vor fast 30 Jahren zuordnen.
    Doch allmählich lassen sich auch sehr energiereiche Neutrinos aus den Tiefen des Alls erfassen. Somit könnte die Neutrino-Astronomie - 60 Jahre nach ihren Anfängen - bald ein wichtiges Fenster sein, um die gewaltigsten Prozesse im Kosmos zu erkunden.