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8. Sportkonferenz im Deutschlandfunk
Ist eSport ein richtiger Sport?

Braucht der Sport den eSport? Suchtgefahr, Gewaltverherrlichung und die große Marktmacht einiger weniger kommerzieller Spielehersteller sind Gründe für den Deutschen Olympischen Sportbund, eher zurückhaltend bei der Anerkennung des eSport zu sein. Die Politik hingegen hat hier klar Stellung bezogen.

Von Bastian Rudde | 11.05.2019
Zwei E-Sportler aus Köln und Aachen messen sich bei der 8. Sportkonferenz im Deutschlandfunk in einem Show-Wettkampf
In ihrem Koalitionsvertrag schreiben Union und SPD, dass sie eSport als eigene Sportart anerkennen. (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
An einem Tisch mit zehn Laptops sitzen ebenso viele junge Männer. Die einen rote Trikots, auf denen eSports Cologne und Sporthochschule steht. Die anderen Aachener Studenten in schwarzen Hemden. Sie bekämpfen sich in League of Legends, einem Gaming-Klassiker, live kommentiert.
"Es geht darum, dass man Fünf gegen Fünf spielt. Und wer zuerst den Nexus, einen Diamanten in der Basis der Gegner, zerstört, dann gewinnt man das Spiel."
eSport: Richtiger Sport, oder nicht?
Nadia Al Enezy ist Managerin des Aachener Hochschulteams. Sie sagt: Ein Spiel wie League of Legends, das ist für sie nicht nur eSport, sondern auch Sport im klassischen Sinne.
"Also natürlich ist es körperlich nicht so anstrengend wie normaler Sport, aber man überlegt sich halt Taktiken, mit denen man dann zusammen als Team spielt. Es fordert einen eher mental."
"Für mich ist es eher kein richtiger Sport."
Kontert Marcel Kirstges auf der Sportkonferenz des Deutschlandfunk. Kirstges hat als Leichtathlet Medaillen bei deutschen Meisterschaften gewonnen.
"Man könnte theoretisch ein professioneller eSport-Gamer sein und 200 Kilo wiegen."
Ob eSport Sport ist? Viele große Fußballklubs haben diese Frage längst abgehakt und haben eigene eSport-Teams – vor allem, um neue Fans zu gewinnen. Und auch die Bundespolitik zeigt klare Kante – zumindest auf dem Papier. In ihrem Koalitionsvertrag von Anfang letzten Jahres schreiben Union und SPD, dass sie eSport als eigene Sportart anerkennen.
Noch keine Anerkennung der Gemeinnützigkeit
Damit geht es allerdings zu langsam, kritisiert Hans Jagnow, Präsident des eSports-Bund Deutschland:
"Wir wünschen uns ganz konkret eine Gesetzesinitiative zur Anerkennung der Gemeinnützigkeit."
Weniger Steuern zahlen müssen, leichter Spenden eintreiben können, die gleiche rechtliche Stellung haben wie andere Sportarten – das wären einige der Vorteile für den eSportBund und die bisher knapp 60 reinen eSport-Vereine in Deutschland.
"Mein Wunsch ist: Gemeinnützigkeit muss in dieser Legislaturperiode kommen."
Verspricht SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil mit Perspektive auf das planmäßige Ende der Legislaturperiode Ende 2021.
"Dass junge Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren wollen, dass wir uns in der Politik um diese Menschen kümmern."
Schattenseiten des eSport
Suchtgefahr, Gewaltverherrlichung und die große Marktmacht einiger weniger kommerzieller Spielehersteller gehören allerdings auch dazu, wenn es um eSport geht. Gründe für den Deutschen Olympischen Sportbund, eher zurückhaltend zu sein. Der DOSB kann sich eSport unter seinem Dach nur dann vorstellen, wenn das virtuelle Spiel auch dem einer echten Sportart wie Basketball, Tennis oder Handball entspricht, sagt DOSB-Vorstandschefin Veronika Rücker.
"Natürlich haben Sie eine attraktive Zielgruppe mit jungen Menschen. Wir aber sagen tatsächlich, dass wir gefordert sind, den Kern dessen, was uns als organisierten Sport ausmacht, den zu bewahren."
League of Legends – das Spiel vom Showwettkampf zwischen Aachener und Kölner Studenten – gehört für den DOSB eher nicht zu seinem Kern. Zu dem des eSport-Bundes allerdings auf jeden Fall – und allein das zeigt, dass klassischer und virtueller Sport in Deutschland trotz einiger Überschneidungen noch recht weit auseinander liegen.