Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

900 Insulaner
Ein erstes Umsiedlungsprojekt

900 Menschen leben heute auf der pazifischen Koralleninsel Taro und einem winzigen Eiland gleich nebenan. Noch leben sie dort, denn große Teile der Tropeninsel ragen nicht einmal zwei Meter aus dem Pazifik. Aus Furcht vor dem steigenden Meeresspiegel sollen die Menschen umgesiedelt werden.

Von Volker Mrasek | 02.12.2015
    Den 900 Bewohnern der Koralleninsel Taro droht die Umsiedelung
    Den 900 Bewohnern der Koralleninsel Taro droht die Umsiedelung (Deutschlandradio / Hans-J. Brehm)
    900. So viele Menschen leben heute auf der pazifischen Koralleninsel Taro und einem winzigen Eiland gleich nebenan. Noch leben sie dort.
    "Taro ist die Hauptstadt einer Provinz auf den Salomon-Inseln. Ihre Bewohner werden bald komplett umgesiedelt. Die Provinzregierung hat ein Stück Land auf einer höher gelegenen Nachbarinsel erstanden. Dort soll die Stadt neu entstehen. Um sicherzustellen, dass die Leute überleben."
    Shannon McGuire gehört zum Projekt-Team. Die Australierin arbeitet in einem Büro für Stadtplanung in Brisbane ...
    "Unseres Wissens ist es das erste Mal, dass eine ganze Stadt wegen des Klimawandels umgesiedelt wird. Es gab schon andere Fälle. Aber da ging es nicht gleich um eine ganze Provinz-Hauptstadt."
    Taro liegt auf sechs Grad südlicher Breite, nordöstlich von Australien. Große Teile der Tropeninsel ragen nicht einmal zwei Meter aus dem Pazifik. Ihre Bewohner sehen keine Zukunft mehr dort. Wegen des Meeresspiegel-Anstiegs.
    Wenn sich beim Klimaschutz weiter so wenig tut, könnte der Meeresspiegel bis Mitte des Jahrhunderts um 40 Zentimeter steigen. Bis Ende des Jahrhunderts sogar mehr um mehr als 80.
    Taro wird deshalb nicht gleich untergehen, aber Naturgefahren stärker ausgesetzt sein.
    " Der Hauptgrund für die Umsiedlung ist sicher die Bedrohung durch lokale und regionale Tsunamis. Taro wird immer wieder mal von ihnen getroffen. Zu schaffen machen der Insel auch Sturmfluten, Überschwemmungen und die Erosion der Küste. Das alles wird durch Klimawandel und Meeresspiegel-Anstieg immer verheerendere Ausmaße annehmen."
    Die Staaten der Erde verhandeln und verhandeln, Unbelehrbare leugnen die globale Erwärmung noch immer. Und nun ist es so weit, dass eine ganze Provinzstadt ihr Heil in der Flucht sucht. In einer Weltregion, die kaum jemand beachtet. Und einem Land, das sehr arm ist.
    "Es ist definitiv keine leichte Sache, eine Provinzhauptstadt neu zu errichten. Wir gehen davon aus, dass es 20 bis 30 Jahre dauert. Die Salomon-Inseln können das nicht alleine schaffen. Sie sind dafür auf finanzielle Unterstützung aus dem Ausland angewiesen."
    Taro wird kein Einzelfall bleiben. Es gibt Inseln, die ragen noch weniger aus dem Meer. Die Malediven im Indischen Ozean zum Beispiel. Vor Jahren verkündete ihr damaliger Präsident, er wolle einen Fonds für die künftige Umsiedlung der gesamten Bevölkerung einrichten - immerhin 330.000 Menschen. Konkrete Umzugspläne für das Urlaubsparadies sind aber bisher nicht bekannt.