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"A Party for Will!"
Feier der Hochkultur

"A Party for Will!" ist eine Ausstellung über die theatrale und mediale Wirkmacht William Shakespeares in den Weltkulturen im Museum für Angewandte Kunst in Köln. Die Besucher erwartet gelebte Schauspielkultur und kein trockenes Geschichtsbuchwissen.

Von Marie-Christine Kesting | 15.03.2014
    William Shakespeare in einer zeitgenössischen Darstellung
    Eine Kölner Ausstellung widmet sich dem Lebenswerk von William Shakespeares auf eine ungewöhnliche Art und Weise. (picture-alliance / dpa)
    Shakespeare für alle! Ruft die Ausstellung „A Party for Will!“. Sie nähert sich Shakespeare über die Inszenierungen seiner Werke und lässt ganz bewusst das Geheimnis um seine Person bestehen. Der poppige Titel verrät schon: In der Ausstellung erwartet die Besucher kein trockenes Geschichtsbuchwissen, sondern gelebte Schauspielkultur. Die Anordnung nach Themen wie Liebe, Krieg oder Geschlechtsidentität, soll die Besucher in ihrer eigenen Erfahrungswelt abholen. Kurator Peter Marx:
    "Die Idee war, dass wir über bestimmte Kernthemen gehen und dadurch gar nicht mit einer enzyklopädischen Ordnung oder chronologischen Reihenfolge arbeiten, sondern dass wir tatsächlich die Virulenz und Aktualität bestimmter Fragestellungen und bestimmter Blickwinkel in das Zentrum stellen wollen."
    Die Besucher erwartet eindrucksvolle Darstellung
    Den Besucher erwarten Fotos, Zeichnungen, Skulpturen oder Bühnenbildmodelle, die ihm die verschiedenen Inszenierungen vor Augen führen. Im Raum zu Krieg und Tod steht z. B. die Maske des „Hauptmann/Fortinbras“ von Wolfgang Utzt aus Heiner Müllers "Hamlet/Maschine" von 1990. Ein zerfurchtes Gesicht und zwei zähnefletschenden Mündern. Die eindrucksvolle Darstellung eines Kriegshundes.
    Im Raum mit dem Oberthema Liebe findet sich z. B. ein Foto des großen Josef Kainz von 1884. Zu sehen ist er mit Anna von Hochenburger, die als Julia ihren Romeo anbetend umschlingt.
    Doch der Höhepunkt der Ausstellung ist ein guterhaltenes Exemplar des „First Folio“, der ersten Gesamtausgabe von Shakespeares Dramen aus dem Jahr 1623.
    Der Kurator hat dem First Folio eine zentrale Position in der Ausstellung zugewiesen. In der Mitte eines runden, goldenen Raumes, der dem Besucher eine kontemplative, bewundernde Haltung nahelegt. Peter Marx widerspricht.
    "Ich glaube ein produktiver Umgang findet dort statt, wo wir Respekt haben, aber nicht in falsche Respekthascherei verfallen. Wo wir uns beschränken lassen durch den großen Namen, durch den großen Auftritt. Insofern haben wir tatsächlich die Prominenz des First Folio in der Ausstellung in einem runden goldenen Raum durchaus versucht ironisch zu brechen, indem beispielsweise das Objekt, das am nächsten am First Folio dran liegt die anderthalbseitige Hänneschen Theater-Spielfassung des Hamlet ist."
    Das Hänneschen Theater ist ein traditionelles Kölner Puppentheater.
    Nebeneinander verschiedener Inszenierungen
    Auffällig ist auch, dass der goldene Raum der einzige Freiraum der Ausstellung ist. Sonst sind die Wände in mehreren Reihen mit Bildern behängt. Dieses Nebeneinander verschiedener Inszenierungen ermöglicht einen Vergleich, wie unterschiedlich das Material interpretiert und sich zu Eigen gemacht worden ist.
    Die Ausstellung der szenischen Künste ist eigenartig still. Aus Angst vor Kakofonie verzichtet sie sowohl auf Ton-, als auch auf bewegte Bilder. Seltsam geht es hier doch um szenische Künste. Das Spiel findet extern statt. In einem separates Kino werden filmische Zusammenschnitte gezeigt, und die Oper Köln gibt vorab Geheimnisse ihrer nächsten Shakespeare-Inszenierung preis.
    Feier der Hochkultur
    Doch die populäre Herangehensweise geht ein wenig unter. Da trifft zwar etwa die Bronze-Skulptur von Ferdinand Bonn als Hamlet auf einen Lego-Hamlet, doch die Parodien wie das "Shake’s Beer" der Engel-Brauerei Schwäbisch-Gmünd oder das Shakespeare-Quietscheentchen finden ihren Platz nur vor der Tür. Klar, die populäre Herangehensweise soll nicht den Eindruck erwecken, dass Shakespeare und seine Werke nicht ernst genommen werden. So nimmt dann auch der Kurator Peter Marx seinen Anspruch, eine Balance zwischen der Hoch- und der Populärkultur herzustellen, etwas zurück:
    "Wir wollten nicht eine Sammlung von Shakespeare- Parodien machen, sondern wir wollten zeigen, die Parodie ist ein Teil dieser Lebendigkeit und eigentlich ein guter Ausweis für die Aktualität dieses Kanons."
    Letztendlich scheint die Ausstellung doch als eine Feier der Hochkultur. Und es ist deutlich zu viel Material auf engem Raum, sodass die einzelnen Inszenierungen gar nicht recht zum Ausdruck kommen können. Auch schade, dass zu Shakespeares Geburtstag so gar nichts über Shakespeare selber zu erfahren ist.