Beginn der Sommerzeit

Zeitumstellung: Haben Sie auch Schlafprobleme?

Für die Sommerzeit wird am Sonntag in der Nacht die Uhr von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt.
Für die Sommerzeit wird am Sonntag in der Nacht die Uhr von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. © imago / Roland Mühlanger
Schlafmediziner Dieter Kunz im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 26.03.2016
Am Sonntagmorgen um zwei Uhr wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt - die Nacht verkürzt sich also um eine Stunde und es beginnt die Sommerzeit. Doch was macht das mit uns? Der Chronobiologe Dieter Kunz gibt Tipps und Hinweise.
Heute Nacht werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt auf die Sommerzeit. Die "Lerchen" unter uns jubeln über die gewonnene Stunde, die "Eulen" beklagen, dass ihnen wertvoller Schlaf geklaut wird. Und so wird seit nunmehr 36 Jahren, seit der Einführung der Sommerzeit im Jahr 1980, über den Sinn der Umstellung gestritten.

"Jede einzelne Zelle hat ihren 24-Stunden-Rhythmus"

Unstrittig ist derweil, dass Schlaf sehr wichtig für uns ist. Immerhin verpennt jeder Mensch ungefähr ein Drittel seines Lebens. Bei einem 75-Jährigen sind das 219.000 Stunden! Und die sollte jeder so angenehm wie möglich verbringen.
"Die Zeitumstellung ist wie ein Mini-Jetlag ", sagt Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Abteilung für Schlafmedizin im St. Hedwig Krankenhaus in Berlin. "Es gibt einzelne Menschen, für die diese Stunde eine Belastung ist. Aber wir wissen, dass das in der Regel nach wenigen Tagen vorbei ist. Unser Körper ist wie ein ganz feines Uhrwerk mit vielen Rädchen. Jede einzelne Zelle hat ihren 24-Stunden-Rhythmus – und die müssen gut miteinander synchronisiert sein, damit sie gut funktionieren. Und jede Form von Zeitumstellung ist wie, als wenn Sie Sand in dieses Uhrwerk kippen – dann knirscht das ein bisschen."

Hilfreich: Tageslicht am Vormittag

Der Mediziner forscht auch über die biologische Wirkung des Lichts auf unseren Organismus. Seine Empfehlung: "Versuchen Sie, vormittags möglichst viel Tageslicht aufzunehmen!" Das helfe, die innere Uhr neu zu takten.
Schlafmediziner kennen mittlerweile über 100 verschiedene schlafbezogene Störungen. Die Ursachen sind vielfältig: Hormonelle Veränderungen, Depressionen, unregelmäßiges Zubettgehen, Stress und Leistungsdruck. Auch äußere Einflüsse spielen eine Rolle: Lärm, Licht, ein zu warmes Schlafzimmer, der schnarchende Partner. Schlafprobleme, so der Chronomediziner, seien längst zu einer Volkskrankheit geworden. Ihre Folgen würden jedoch meist unterschätzt.

Gesundheitsprobleme durch Schlafmangel

"Wir wissen sehr genau, dass ein chronischer Schlafentzug – ob durch eigenes Verhalten verantwortet oder durch Störungen des Schlafes ausgelöst – ganz enorme Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Das reicht von psychiatrischen Erkrankungen wie Depression, Abhängigkeits- und Angsterkrankungen über Infektionserkrankungen bis hin zum metabolischen Syndrom mit Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit."
Sein Rat: "Machen Sie sich um den Schlaf keine Gedanken, dann schlafen Sie am besten! Abends sollten Sie nicht die wichtigsten Dinge des Lebens besprechen, denn die sorgen für Aufregung. Sie sollten nicht die schwerste Mahlzeit am Abend zu sich nehmen und je mehr Licht Sie in den Morgenstunden bekommen, desto erholsamer ist ihr Nachtschlaf."

Noch Fragen? - Der Schlafmediziner Dieter Kunz ist von 9:05 bis 11 Uhr zu Gast bei Klaus Pokatzky. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de oder auf Facebook und Twitter.

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