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Abnehmend? Oder zunehmend?

Heute Abend zeigt sich die dünne Mondsichel zwischen den Hörnern des Stiers. Wenn es dunkel genug geworden ist, ist auch die unbeleuchtete Mondseite in einem silbergrauen Licht zu erkennen - das ist der Schein der Erde auf dem Mond.

Von Dirk Lorenzen | 06.05.2011
    Beim Anblick einer Mondsichel fragen sich viele Menschen, ob da am Himmel der abnehmende oder zunehmende Mond leuchtet. Der Schriftsteller Christian Morgenstern hat diese Frage vor gut einem Jahrhundert in einem spöttischen Vers geklärt:

    "Als Gott den lieben Mond erschuf, gab er ihm folgenden Beruf: Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen, sich deutschen Lesern zu bequemen, ein A formierend und ein Zett - dass keiner groß zu denken hätt'. Befolgend dies ward der Trabant, ein völlig deutscher Gegenstand."

    Tatsächlich bildet die runde Seite des Mondes entweder den Bogen eines As oder eines Zetts der alten Sütterlin-Schreibschrift. Ist der rechte Rand des Mondes rund, so passt ein Zett hinein, für zunehmenden Mond - so wie bei der Sichel heute Abend. Ist der Mond dagegen am linken Rand kreisrund, so steht das A für den abnehmenden Mond.

    Die Zeilen von Christian Morgenstern haben aber ihre Tücken: Zum einen weiß heute kaum noch jemand, wie ein Sütterlin-A oder -Zett aussieht. Zum anderen gilt diese Regel nicht auf der Erdsüdhalbkugel, wo der Mond für uns auf dem Kopf steht.

    Es geht auch viel einfacher: Ist die Sichel am Abendhimmel zu sehen, so nimmt sie zu. Steht der Mond am Morgenhimmel, so ist er abnehmend. Das gilt auf der ganzen Welt, egal ob auf der Nord- oder Südhalbkugel - und die alte Schreibschrift braucht man auch nicht mehr zu können.

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