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Abschied von Breaking Bad

Breaking Bad ist für viele die beste Fernsehserie schlechthin. Die letzten Folgen laufen in den USA von August an, danach ist definitiv Schluss. Darunter leiden nicht nur Fans weltweit, sondern auch eine kleine Stadt im US-Bundesstaat New Mexico: Albuquerque - der Schauplatz und Drehort der Serie.

Von Hendrik Efert | 12.08.2013
    "Sie waren wundervolle Gäste. Sie waren mehr als Gäste, schließlich haben sie sich richtig eingebracht. "

    Man sieht Ann Lerner vom Filmbüro Albuquerque an, wie traurig sie ist: Sechs Jahre lang war ihr Städtchen im Wüstenstaat New Mexico Drehort einer der besten Fernsehserien der Welt: Breaking Bad. Unter ihrer Verantwortung. Vor ein paar Wochen fiel die letzte Klappe, Cast und Crew sind wieder abgereist.

    "And I cannot tell you how great, from the show runner, to the stars of the show, how everybody was just such great visitors to the city."

    Gekommen seien sie zunächst nur wegen der Steuererleichterungen, die der Bundesstaat New Mexico Filmproduktionen bietet. Autor Vince Gilligan schrieb die Serie schnell um: Wenn Breaking Bad hier gedreht werde, soll sie auch hier spielen. Ursprünglich war Breaking Bad als kalifornische Serie angelegt. Die Produktion heuerte 90 Prozent der Crew direkt vor Ort an und drehte große Teile der Serie an realen Orten in Albuquerque statt im Studio. Das sorgte für eine stete Präsenz der Produktion im Stadtleben. Über die Produktionsdauer von sechs Jahren entstand so eine enge Bindung.

    "Und sie haben sich auch revanchiert: Hauptdarsteller Bryan Cranston hat mit Baseball- und Golf-Events mehrere Tausend Dollar an Spendengeldern gesammelt. Außerdem haben die meisten wichtigen Leute der Serie auch Häuser hier gekauft."

    Auch nach Beendigung der Dreharbeiten wird Albuquerque wohl weiterhin einige Vorteile aus der engen Zusammenarbeit ziehen: Die Stadt hat sich empfohlen als attraktive Filmstadt mit niedrigen Steuern, über 300 Sonnentagen im Jahr und produktionsfreundlicher Stadtverwaltung. Zudem pilgern nun immer öfter Breaking-Bad-Fans nach Albuquerque, was die Tourismusindustrie der Stadt beflügelt. Die Tourguides Mike Silver und Jesse Herron bieten neben normalen Sightseeing-Touren durch Albuquerque mittlerweile auch eine Breaking-Bad-Tour an.

    "Wir sind beide Breaking-Bad-Fans und haben das Glück hier zu leben. Wir dachten, da muss doch ein Markt sein für eine Tour zu den Drehorten. Wir haben erst nur einen Termin angeboten, doch die Tickets waren so schnell ausverkauft, dass wir immer mehr Touren anbieten mussten. Jetzt sind wir bereits in der zweiten Saison. So weit, so gut."

    Dreieinhalb Stunden fahren Mike und Jesse die fanatischen Fans in einem offenen Bus Marke Eigenbau durch die Stadt. Auf einem Bildschirm werden Ausschnitte aus Breaking Bad gezeigt, im nächsten Moment sieht man sie mit eigenen Augen. Interessant ist zu beobachten, wie eigentlich sehr profane Orte zu bedeutungsvollen Pilgerstätten werden. Ein gewöhnliches Fast-Food-Restaurant erntet bei den Fans genauso großes Interesse wie eine Auto-Waschanlage oder ein heruntergekommenes Motel am Rande des Highways. Alles Orte wichtiger Schlüsselszenen aus Breaking Bad. Tourguide Mike freut sich über die neuen Touristen:


    "Auch Leute, die sich früher nie für Albuquerque interessiert haben, kommen jetzt. Sie sehen die Serie, werden Fans und machen dann eine Reise nach Albuquerque. Breaking Bad hat unseren Filmtourismus auf ein ganz anderes Niveau gebracht. Die Leute sind fanatisch."

    Die neuen Touristen kaufen Hüte und Sonnenbrillen, damit sie aussehen wie der Protagonist der Serie. Sie erstehen Süßigkeiten oder Badesalz, das aussieht wie die Droge Chrystal Meth, um die sich die Serie dreht. Sie buchen Touren, lasten die Hotels und Restaurants der Stadt aus. Ein neuer Segen für das eher strukturschwache Albuquerque.

    Umso verwunderlicher, dass das Tourismusbüro der Stadt zunächst gegen den Breaking-Bad-Hype war, wie die Tourismusbeauftragte Megan Mayo Ryan gesteht.

    "Wir kannten die Story noch nicht so richtig, und wir haben nicht viel getan, sie zu promoten. Nach zwei Jahren sahen wir dann, dass Breaking Bad Preise absahnte und dass alle drüber reden. Da dachten wir: Wir sollten da jetzt mal einsteigen."

    Mittlerweile arbeitet die Stadt eng mit den Geschäftsleuten rund um den Breaking-Bad-Tourismus zusammen. Jüngst haben sie sogar einen Stadtplan zu den wichtigsten Orten der Serie herausgebracht. Ob der Breaking-Bad-Tourismus auch nach der Ausstrahlung des Finales anhalten wird, kann auch das Tourismusbüro nicht voraussagen. Die Hoffnungen sind allerdings groß.


    "Wir gehen davon aus, dass die Leute weiter Breaking Bad schauen, hoffentlich noch ein paar Jahre. So, dass auch weiterhin Besucher hierher kommen."