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Abschluss des Weltjugendtages
Millionen-Messe mit dem Papst

An der Messe zum Abschluss des weltgrößten Katholikentreffens haben mehr als eine Million Pilger teilgenommen. Papst Franziskus forderte die Jugendlichen dabei auf, "Hass zwischen den Völkern" nicht zu akzeptieren und sich einzumischen.

Von Florian Kellermann | 31.07.2016
    Heilige Messe wird im Rahmen des in Krakau stattfindenden Weltjugendtags gefeiert.
    Heilige Messe auf dem "Feld der Barmherzigkeit" vor den Toren der polnischen Stadt Krakau. (imago/Pacific Press Agency)
    Die Nacht am Weichselufer war für viele Pilger der Höhepunkt des Weltjugendtags. Weit über eine Million feierten unter freiem Himmel, bei herrlichem Wetter. Heute Morgen dann kam Papst Franziskus zum zweiten Mal auf das "Feld der Barmherzigkeit", wie das Gelände für den Weltjugendtag getauft wurde.
    Wie in den vergangenen Tagen legte er den Jugendlichen dar, was christliches Leben für ihn bedeutet:
    "Für Gott bist du wichtig, einfach deswegen, wer du bist, nicht deswegen, was du hast. Besitz hat in seinen Augen keinen Wert. Es ist ihm egal, wie du gekleidet bist oder welches Handy du benutzt. Du musst nicht der Mode folgen, du selbst bist für ihn wichtig. So, wie du eben bist."
    Am Fenster sprach der Papst über das alltägliche Leben
    Immer wieder während seines Besuchs hatte sich Franziskus abends am sogenannten Papstfenster am Bischofspalast gezeigt. Damit trat er ausdrücklich in die Fußstapfen seines Vorvorgängers Johannes Paul des Zweiten, der diese Tradition bei seinen Krakaubesuchen eingeführt hatte. Am Fenster hatte Franziskus über das alltägliche Leben gesprochen und Ratschläge erteilt. Junge Menschen sollten sich nicht wie Rentner benehmen, forderte er, sondern sich des Lebens freuen. Er riet dazu, Familien zu gründen.
    Nach seinem Besuch im deutschen Vernichtungslager Auschwitz am Freitag, wo Franziskus absichtlich keine Rede gehalten hatte, war seine Ansprache am Papstfenster nachdenklicher:
    "Durch das Leiden und der Tod Jesu für uns alle sind wir vereint. Aber auch heute leidet Jesus, mit denjenigen, die Krieg erleben, die kein Dach über dem Kopf haben, die hungern. Am Nachmittag war ich in einem Kinderkrankenhaus. Auch dort leidet Jesus. Immer wieder stelle ich mir diese Frage: Warum leiden Kinder. Darauf gibt es keine Antwort."
    Einer der bewegendsten Momente war der Auftritt der jungen christlichen Syrerin Rand Mittri gestern Abend am Weichselufer. Sie arbeitet in einem katholischen Hilfszentrum in Aleppo und erzählte den Versammelten vom Grauen, das sie in ihrer Heimatstadt erlebt:
    "Der Tod von Menschen ist ein viel größerer Verlust als die Zerstörung von Mauern und Steinen. Trotzdem werden ich und meine Freunde unser Leben weiterhin in den Dienst Gottes stellen und mit Freude den Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt helfen. Wir sehen Gott in denen, die alles riskieren, um denen zu helfen, die in Gefahr sind."
    Die polnische Ministerpräsidentin sah keine Kritik an ihrer Regierung
    Papst Franziskus hatte beim Weltjugendtag wiederholt davon gesprochen, dass die europäischen Länder Menschen aufnehmen sollen, die auf der Flucht sind. In den Verfolgten, in den Flüchtlingen, in den Immigranten, in ihnen finden wir Gott, sagte er. Wer sich ihnen öffne, öffne sich für die göttliche Barmherzigkeit, sagte der Papst.
    In Polen hatten diese Worte für viele besondere Bedeutung. Denn die Regierung weigert sich, muslimische Flüchtlinge aufzunehmen. Sie weiß dabei die große Mehrheit der Polen hinter sich, wie Umfragen zeigen.
    Die polnische Ministerpräsidentin Beata Szydlo sah in den Worten des Papstes allerdings keine Kritik an ihrer Regierung:
    "Jede Rede von Franziskus wird verschieden interpretiert werden. Jeder wird den Kontext sehen, den er sehen will. Wenn der Papst sagt, dass man Flüchtlingen helfen soll, dann sagen unsere Kritiker: Der Papst erteilt uns eine Lehre. Aber diejenigen, die darauf hinweisen, dass bei uns eine Million ukrainische Staatsbürger wohnen, die bei uns Schutz finden, und darauf, dass wir humanitäre Hilfe in den Nahen Osten schicken, die werden sagen: Der Papst lehrt uns, diese Hilfe beizubehalten."
    So konnte Beata Szydlo argumentieren, weil Franziskus seinen Aufruf zur Aufnahme von Flüchtlingen nicht ausdrücklich auf Polen bezogen hatte.
    Am Nachmittag wird Franziskus noch die vielen freiwilligen Helfer treffen. Sie haben dafür gesorgt, dass Krakau ein großes, unbeschwertes Fest feiern konnte.