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Absolventin mit Eigenverantwortung

Jenny Seeber ist eine Bachelorabsolventin für Werbung und Marktkommunikation. Sie arbeitet derzeit als Trainee bei einer Münchner Werbeagentur. Es ist ihr erster Job nach dem Studium und sie erhofft sich nach dem Traineejahr eine Anstellung als Juniorberaterin.

Jenny Seeber im Gespräch mit Kate Maleike | 12.10.2009
    Kate Maleike: "Campus & Karriere" ist das hier im Deutschlandfunk. Wir wollen in unserer Sendereihe in dieser Woche nicht nur wissen, wie es Erstsemestern beim Studienstart ergeht, sondern wir wollen auch nachfragen, wie sich frischgebackene Bachelorabsolventen in ihrem Berufseinstieg gerade schlagen. Deshalb sind wir jeden Tag für ein Gespräch verabredet. Und den Auftakt heute macht Jenny Seeber. Sie ist 27 und hat den Studiengang Werbung und Marktkommunikation an der Hochschule für Medien in Stuttgart in diesem Sommer mit eben einem Bachelor abgeschlossen. Und jetzt, Frau Seeber, wo treffen wir Sie an, was machen Sie?

    Jenny Seeber: Sie treffen mich in München an. Dort habe ich seit September ein Traineeship begonnen, also eine Traineestelle für zwölf Monate angetreten bei der Agenturgruppe "Serviceplan" und bin dort im Bereich der klassischen Kommunikation in der Kundenberatung tätig.

    Maleike: Was genau heißt denn ein Trainee?

    Seeber: Also Trainee muss man sich so vorstellen: Das ist ja wie gesagt auf zwölf Monate begrenzt, und im Laufe dieser zwölf Monate werde ich dann noch mal richtig spezifisch auf eine angestrebte Juniorberaterstelle vorbereitet. Das heißt, ich werde direkt mit Projekten betreut, hab Kundenkontakt und kann sozusagen sukzessive in diesen Verantwortungsbereich hineinwachsen.

    Maleike: Warum ist es ein Trainee geworden? Haben die im Studium erworbenen Qualifikationen nicht gereicht?

    Seeber: Ich habe natürlich diverse Praktika gemacht und auch mich viel selbst gekümmert, um Erfahrungen zu sammeln, jedoch muss man auch sagen, dass es gerade, na ja, ungünstige Zeiten sind. Also es ist nicht so, dass superviele offene Stellen so wie einen Direkteinstieg gibt, aber wobei ich es gar nicht so schlimm finde, weil ich es ganz angenehm finde, diese zwölf Monate als Trainee zu nutzen, um da sukzessive in so einen Verantwortungsbereich hineinzuwachsen und auch weitere Erfahrungen und Kenntnisse noch zu sammeln. Von daher finde ich es für mich jetzt eigentlich eine gute Lösung.

    Maleike: Das heißt, es war gar nicht so einfach für Sie, eine Stelle zu finden oder eben ein Trainee?

    Seeber: Ja, es sind halt ungünstige Monate, weil es ja der Wirtschaft an sich schlecht geht, und klar bricht sich das natürlich auch auf die Werbung herunter. Und diverse Praktika, klar, die gibt es immer, aber das möchte man ja doch nicht nach dem Abschluss, sondern Direkteinstieg oder Trainee. Aber wie gesagt, ich hab auch schon eine gewisse Zeit gesucht.

    Maleike: Wie lange haben Sie denn gesucht und wie viele Bewerbungen haben Sie geschrieben?

    Seeber: Ich hab ungefähr vier Monate, bevor ich die Traineestelle begonnen habe, habe ich angefangen zu suchen, und ich glaube, na ja, im Verhältnis habe ich wahrscheinlich sehr wenige rausgeschickt. Ich glaube, ich habe sechs oder sieben Bewerbungen, also das ist noch im Rahmen.

    Maleike: Vielleicht die Frage jetzt zum Arbeiten selbst: Wie sind Sie denn als Frischling von der Uni angenommen worden?

    Seeber: Ich muss sagen, eigentlich sehr gut, aber lag sicherlich auch sehr daran, dass ich viele Erfahrungen zuvor schon gesammelt habe und somit konnte ich halt direkt in Projekte eingebunden werden. Und man hat mir auch von Anfang an viel zugetraut und hat gesagt, du machst das schon. Also mir wurden im Prinzip verantwortungsvolle Arbeiten auch schon zugetragen, und das fand ich für mich natürlich ziemlich toll, dass ich da gleich so hineinwachsen konnte in einen Kunden. Und es gab diverse Einstiegsveranstaltungen und es gibt immer einen Trainee-Mitarbeiterstammtisch, also eigentlich ganz toll aufgenommen hier in Stuttgart – in Stuttgart sage ich – in München.

    Maleike: Das war der Versprecher, weil Sie eigentlich ja in Stuttgart waren, aber jetzt nach München gezogen sind.

    Seeber: Genau.

    Maleike: Auch schon ein bisschen eingelebt in die Stadt?

    Seeber: Ja. Also ich habe mir natürlich diverse Sachen angeguckt, so sightseeingmäßig und habe auch mit Leuten, die ich hier frisch kennengelernt habe, schon viel unternommen. Also langsam, aber sicher, denke ich, werde ich mit der Stadt warm werden und gefällt mir auch sehr gut. Und somit ist der Wechsel von Stuttgart ganz gut geglückt.

    Maleike: Und wie war der Wechsel vom Studienalltag in den Arbeitsalltag?

    Seeber: Der ist mir jetzt persönlich nicht so schwergefallen, weil ich parallel zu meiner Bachelorarbeit in einer Agentur gearbeitet habe, weil ich dort mit denen zusammen die Arbeit geschrieben habe, und somit war es für mich jetzt nicht so ein krasser Break von freier Zeiteinteilung, eben wirklich Neun-bis-sieben-Arbeitsalltag.

    Maleike: Was macht Ihnen denn in Ihrem Job im Moment am meisten Spaß. Sie sind ja zwar noch nicht so ganz lange dabei, aber gibt es irgendwas, was Sie schon bestätigt, diesen Beruf eingeschlagen zu haben? Man muss ja dazusagen, dass Sie ja vorher auch eine Ausbildung als Mediengestalterin gemacht haben.

    Seeber: Warum ich natürlich überhaupt in diesen Bereich gegangen bin, ist klar, dass mir einfach diese Art, zum einen der Kundenkontakt sehr gut gefällt, dass man halt einen direkten Kontakt zum Kunden, zur Marketingabteilung hat und mit denen halt Lösungen für die kommunikative Ausrichtung der Marke, wie setzt man neue Markenidentität um und so weiter, entwickelt. Also das macht mir sehr viel Spaß halt, für so eine Marke halt Werbung und Kommunikation zu betreiben, um dann am Ende klar Kundenbedürfnisse und so weiter zu wecken und dann den Absatz zu steigern. Also mir macht das sehr viel Spaß, und auch den direkten Kundenkontakt finde ich ganz klasse.

    Maleike: Können Sie sich eigentlich noch an Ihre erste Vorlesung erinnern?

    Seeber: Ja, kann ich, und aus dem Grund, weil es für mich wie so ein kleiner Schock war, weil es war eine Mathevorlesung im Grundstudium – und ich hatte bis dahin irgendwie fünf Jahre nichts mehr von Mathe gehört und auch in der Hoffnung, nie wieder was davon zu hören – und saß in so einem klassischen großen Vorlesungssaal mit hundert Kommilitonen und hatte eine Mathevorlesung und dachte nur, oh mein Gott, das kann ja jetzt nicht wahr sein. Da war ich ziemlich geschockt, aber gut, ich hab es natürlich auch meistern können, aber das war für mich auf jeden Fall ein prägendes Erlebnis noch mal.

    Maleike: Das frage ich deswegen, weil wir auch eine Erstsemesterbegleitung haben, und morgen geht es in der Folge um die erste Vorlesung. Danke Jenny Seeber und alles Gute und vielen Dank für diesen Arbeitsbesuch heute bei Ihnen. Jenny Seeber ist Bachelorabsolventin und hat gerade einen Trainee bei einer Werbeagentur in München begonnen.

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