Insolvenzverfahren

Boris Beckers Pokale kommen unter den Hammer

03:40 Minuten
Becker in hellblau-dunkelblauen Trainigsjacke küsst den goldenen Pokal.
Unzählige Trophäen aus Beckers Sammlung werden versteigert. Doch die wichtigste, der Wimbledon-Pokal, bleibt verschwunden. © picture alliance / dpa / Wolfgang Eilmes
Von Jens-Peter Marquardt · 24.06.2019
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Tennisschläger, Tennisschuhe, ein Bambi, diverse Pokale: In London werden derzeit 82 Erinnerungsstücke aus dem Vermögen Boris Beckers versteigert. Der Insolvenzverwalter des Tennisstars zwingt ihn, die Erinnerungen an seine größten Erfolge zu Geld zu machen.
Der Tennisschläger, mit dem Boris Becker 1988 in Dallas Stefan Edberg geschlagen hat; die ziemlich ramponierten, aber von Becker handsignierten Tennisschuhe, mit denen er 1996 die Australian Open gewonnen hat; aber auch die Goldene Kamera von 1989, und das Bambi, mit dem er 1985 als Mann des Jahres geehrt wurde: Die 82 Erinnerungsstücke, die jetzt in London unter den Hammer kommen, sind das Bild einer großen Tenniskarriere.
Die Online-Versteigerung sollte eigentlich schon vor einem Jahr über die Bühne gehen. Auktionator Terry Madden berichtete damals von Interessenten aus aller Welt.
"Das Interesse an den Erinnerungsstücken ist atemberaubend. Herr Becker ist eine Ikone, was auch immer er tut, erregt Interesse. Die Gebote kommen aus aller Welt, zum Beispiel aus Kanada, aus den Vereinigten Staaten, Australien, Singapur, Hongkong und natürlich ganz viele aus Deutschland."

Trophäen zu Geld machen

Doch dann stoppten Beckers Anwälte die Auktion. Eine der vielen Wendungen in diesem schon lange andauernden Insolvenzverfahren: Ein Londoner Gericht hatte Becker vor zwei Jahren für bankrott erklärt, weil er den Forderungen aus einem Millionen-Kredit nicht nachgekommen war.
Seitdem hat ein Insolvenzverwalter die Verfügungsgewalt über das Vermögen des deutschen Tennishelden. Und dazu zählen eben auch die Trophäen und Erinnerungen aus seiner sportlichen Karriere. Sie sollen jetzt mit einem Jahr Verzögerung doch noch zu Geld gemacht werden.
Ab heute kann man die einzelnen Erinnerungsstücke auf der Website des Auktionshauses ansehen, bieten kann man bis zum 11. Juli – der Hammer fällt ausgerechnet dann, wenn Becker wieder in Wimbledon, in seinem sogenannten "Wohnzimmer", arbeitet und für die BBC das Turnier 2019 kommentiert.
Das Auktionshaus Wyles Hardy ist Spezialist für solche Zwangsversteigerungen:
"Wyles Hardy arbeitet als Auktionator in Notverkäufen und Insolvenzverfahren. Wir haben zum Beispiel die Yacht des Anlagebetrügers Bernard Madoff versteigert und das Mobiliar der Privatschule, die Lady Di besucht hatte."

Der Wimbledon-Pokal bleibt verschwunden

Eigentlich ein trauriger Job. Der Insolvenzverwalter zwingt Boris Becker, die Erinnerungen an seine größten Erfolge zu Geld zu machen. Das lässt auch den Auktionator nicht kalt.
"Bin ich ein Fan von Mr. Becker? Ich denke ja. Mr. Becker ist eine Sport-Legende. Es ist traurig, das mit anzusehen, aber das ist Teil des Gerichtsverfahrens. Es ist traurig, aber es muss sein."
Eine wichtige Trophäe fehlt allerdings in dieser Auktion: Ausgerechnet der Pokal, der Boris Becker weltberühmt gemacht hat: der Wimbledon-Pokal von 1985. Der Leimener hatte damals völlig überraschend und als jüngster Spieler aller Zeiten das bedeutendste Tennisturnier der Welt gewonnen. Dieser Pokal wäre mit Abstand das wertvollste Stück der Auktion, aber er ist verschwunden. Der Insolvenzverwalter und der Auktionator haben ihn nicht auftreiben können.
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