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ADAC-Test an Prototyp
Stickoxid-Emissionen um mehr als 90 Prozent senken

Die meisten Dieselfahrzeuge sind nur im Prüflabor sauber, nicht aber im realen Straßenbetrieb, da überschreiten sie die zulässigen Stickoxid-Grenzwerte meist um ein Vielfaches. Deshalb denken viele Kommunen inzwischen über Fahrverbote für dreckige Dieselfahrzeuge nach. Nachrüsten könnte ein Ausweg sein, sagt jetzt der ADAC - und spricht von beeindruckenden Ergebnissen.

Von Gerhard Schröder | 22.05.2017
    Das Wort "Diesel" ist am 22.02.2017 in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf dem Tankdeckel eines Smarts zu sehen.
    Ein mit dem Wort Diesel gekennzeichneter Tankdeckel (dpa / picture alliance / Marijan Murat)
    Die meisten Dieselfahrzeuge sind nur im Prüflabor sauber, nicht aber im realen Straßenbetrieb, da überschreiten sie die zulässigen Stickoxid-Grenzwerte meist um ein Vielfaches. Deshalb denken viele Kommunen inzwischen über Fahrverbote für dreckige Dieselfahrzeuge nach, was die Autobesitzer in eine prekäre Lage bringt. Nachrüsten, könnte ein Ausweg sein, sagt der ADAC. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub hat einen nachgerüsteten Diesel-Pkw getestet.
    Getestet wurde ein VW Passat Variant 1.6 TDI, ein Fahrzeug der Euro-5 Klasse, nachgerüstet mit einem SCR-Filtersystem. Dabei wird den Abgasen Harnstoff zugeführt, um die giftigen Stickoxide (NOx) herauszufiltern. Das Ergebnis ist beeindruckend: Die Emissionen sanken im realen Straßenbetrieb von 748 mg pro Kilometer auf 50 Milligramm, das ist eine Verminderung um über 90 Prozent. Damit unterschreitet der nachgerüstete VW Passat nicht nur den Euro-5-Grenzwert, der bei 180 Milligramm liegt deutlich, sondern ist damit auch besser als fast alle neueren Euro-6-Fahrzeuge.
    38 Dieselwagen der aktuellen Generation hat der ADAC in diesem Jahr getestet. Ergebnis: Nur vier Fahrzeuge hielten im Straßenbetrieb den Grenzwert ein, alle andere überschritten die zulässige Marke um ein Vielfaches.
    Spritverbrauch erhöht sich leicht
    Einziger Wermutstropfen: Der Spritverbrauch steigt durch die Nachrüstung leicht um fünf Prozent an. Der Grund: Der Harnstoff wird in verdampfter Form den Abgasen beigemischt, dafür müssen hohe Betriebstemperaturen entwickelt werden. Das lässt den Dieselverbrauch ansteigen.
    Die Kosten der Nachrüstung bezifferte die Firma Baumot, die das Filtersystem entwickelt hat, auf 1500 Euro. Die Kosten für den Harnstoff AdBlue fallen nach ADAC-Angaben kaum ins Gewicht. Bei den Tests verbrauchte der Wagen auf 1000 Kilometern etwa zwei Liter AdBlue, das koste ungefähr zwei Euro, hieß es.
    Der Test zeige, dass die Nachrüstung von älteren Dieselfahrzeugen möglich sei, der Ausstoß von Stickoxiden könne dadurch deutlich reduziert werden, teilte der ADAC mit. Allerdings handele es sich bei dem SCR-System noch um einen Prototypen. Ob er in alle Fahrzeugmodelle eingebaut werden kann, ist unklar. "Für den Serieneinsatz sind noch technische Probleme zu lösen", teilte der Automobilclub mit, "bis zur flächendeckenden Markteinführung solcher Nachrüstlösungen kann es noch dauern".
    Die Nachrüstung älterer Dieselfahrzeuge könnte ein Weg sein, drohende Fahrverbote für Millionen von Dieselfahrzeugen zu umgehen. Unklar ist allerdings noch, wer dafür bezahlen sollte. Für den ADAC steht dabei fest: "Natürlich dürfen die Kosten nicht auf die Kunden abgewälzt werden." Die Hersteller zeigen bislang allerdings wenig Neigung, sich an der Nachrüstung alter Dieselfahrzeuge zu beteiligen.