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Adebar im Aufwind

1934 wurden in Deutschland rund 9000 Weißstorchenpaare gezählt, in den 80er Jahren kam man gerade noch auf knapp 3.00. Inzwischen haben sich die Bestände wieder einigermaßen erholt, auch international. Das belegt der internationale Weißstorchzensus 2004/05.

Von Werner Nording | 14.08.2006
    Tausende von ehrenamtlichen Helfern haben in 38 Ländern Daten erhoben, heute hat Kai-Michael Thomsen vom Michael Otto Institut im NABU in Hamburg die aktuellen Zahlen vorgestellt, die alle zehn Jahre erhoben werden:

    "1994/95 brüteten weltweit etwa 166.000 Weißstorchpaare, und in den vergangenen beiden Jahren waren es etwa 230.000 Paare. Damit hat der Bestand um etwa 37 Prozent zugenommen."

    Die meisten Störche wurden in Polen gezählt mit 52.000 Paaren, gefolgt von Spanien mit 33.000 Vögeln sowie der Ukraine mit 30.000 und Weißrussland mit 20 .00. In Polen finden die Störche in den nicht ausgebauten Flußauen von Oder und Weichsel ideale Lebensbedingungen, in Spanien hat sich der Bestand verdoppelt, weil die Störche hier auf offenen Mülldeponien und auf Reisfeldern ein reichhaltiges Nahrungsangebot vorfinden. In Deutschland, wo der Storch die beliebteste Vogelart ist, ist der Bestand in den letzten zehn Jahren um zehn Prozent auf etwa 4400 gewachsen:

    "Die Situation in Deutschland ist derzeit recht befriedigend, die größten Bestände liegen allerdings in den östlichen Bundesländern, und die westlichen Bundesländer sind von dem Zuzug von Störchen aus den östlichen Bundesländern Brandenburg. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt abhängig. "

    Die beiden großen Verbreitungsgebiete für Weißstörche sind Polen und Weißrussland sowie die iberische Halbinsel. Insgesamt ist die Zahl der Störche in Osteuropa erheblich stärker angestiegen als im westlichen Mitteleuropa, sagt der Biologe Thomsen:

    "Insgesamt ist die ostziehende Population erheblich größer, die über die Türkei nach Südafrika hinunterzieht, das ist traditionell so, die haben dort ein größeres Verbreitungsgebiet und können dort ein erheblich größeres Winterquartier nutzen als die westziehenden Störche, die letztlich nur in der südlichen Sahara, in Niger, Mali. Senegal überwintern können."

    Sorgen bereitet den Vogelschützern die Halbierung des Storchenbestandes in Usbekistan. Hier lebt der Turkestan-Storch, der nur selten vorkommt. Weil diese Vögel bevorzugt auf Strommasten ihre Nester bauen und das häufig zu Kurzschlüssen führt, lassen die Energieunternehmen diese Nester zerstören. Dadurch ist der Bestand auf 740 Paare abgesackt:

    "Lösen könnte man das Problem ganz einfach, indem Nisthilfen auf diesen Strommasten angebracht werden, wo die Vögel ungestört brüten können und damit auch weniger verunglücken und damit beiden Seiten gedient ist, der NABU wird sich mit den Partnern in Usbekistan zusammensetzen und versuchen, etwas zu bewegen, denn diese Population ist sehr wertvoll."

    Der Storch ist ein Indikator dafür, wie es um die Umweltbedingungen in den jeweiligen Ländern bestellt ist. Der NABU-Experte Thomsen fürchtet, dass vor allem die EU-Agrar- und Strukturpolitik den Störchen in den Ländern zu schaffen machen wird, die neu in die Europäische Union aufgenommen worden sind:

    "Zum einen fürchten wir eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung auf den guten Standorten, und auf den schlechteren Standorten kann es dazu führen, dass die brach fallen, was dem Storch auch nicht zugute kommt, und das dritte, die Infrastrukturpolitik: Wir befürchten, dass die großen Flussläufe kanalisiert werden und damit das natürliche Überflutungsregime mit feuchten Wiesen und Flußauen verloren geht."