Samstag, 20. April 2024

Archiv

AfD-Demonstration
Höcke im Angriffsmodus

Die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln waren eine Steilvorlage für den Chef der rechtspopulistischen AfD in Thüringen. Auf einer Demonstration in Erfurt griff Björn Höcke die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Sie begehe massenhaft Rechtsbruch und die Bundespolizei sollte darüber nachdenken, dieser "bösartigen Frau" nicht länger zu folgen.

Von Henry Bernhard | 14.01.2016
    Der thüringische AfD-Chef Björn Höcke auf einer Demonstration seiner Partei in Erfurt am 13.01.2016.
    Der thüringische AfD-Chef Björn Höcke auf einer Demonstration seiner Partei in Erfurt am 13.01.2016. (picture alliance / dpa / Martin Schutt)
    "Nach dieser Silvesternacht ist unser Land nicht mehr dasselbe. Nach Köln liegt offen zutage, dass die Zukunft unseres Landes und unseres Volkes davon abhängt, ob es uns gelingt, die selbstmörderische Politik der Altparteien zu stoppen."
    Die Politik der Bundesregierung sei auf ganzer Linie gescheitert, so Höcke, die einzige Alternative seien Neuwahlen und, natürlich, dann ein Sieg der AfD. Erfurt mit seinen AfD-Demonstrationen stehe in diesem Sinne für ein anderes Deutschland, das nun in den Westen exportiert werden müsse.
    "Wir werden alles dafür tun, dass der Kulturbruch, der sich vor dem Kölner Dom ereignete, sich vor dem Erfurter Dom niemals ereignen wird", so Höcke.
    Erfurter Dom blieb dunkel
    Etwa 2.400 Menschen versammelten sich auf dem Erfurter Domplatz bei der AfD, etwa 500 in Rufweite bei der Gegendemonstration. Der Dom lag wie schon bei den vergangenen AfD-Demonstrationen im Dunkeln. Der Domberg solle nicht als prächtige Kulisse für Ausländerfeindlichkeit herhalten müssen, so ein Bistumssprecher. Höcke und auch andere Redner reizte das zu Kommentaren. Vom "Bischof der Finsternis" war die Rede und von den Baumeistern des Doms.
    "Liebe Freunde, es sind unsere Vorfahren, denen wir den Dom in Erfurt verdanken. Es ist nicht der Dom und es war niemals der Dom der Kirchenfürsten. Es ist der Dom unseres Volkes; das ist unser Dom", sprach der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke zum mehrheitlich atheistischen Publikum in Erfurt. Zur Asylpolitik der Kanzlerin meinte Höcke: "Wir schaffen das nicht. Und wir wollen das auch nicht schaffen." Der Idee einer Obergrenze für Flüchtlinge erteilte er eine Abfuhr.
    "Ich fordere angesichts Millionen Menschen, denen unsere Kultur fremd ist, die überwiegend von Sozialleistungen abhängen, und die oftmals weder integrationswillig noch integrationsfähig sind, eine Obergrenze von minus 200.000 im Jahr!"
    Sprechchor: "Abschieben! Abschieben!"
    Bundeskanzlerin Merkel warf Höcke hunderttausendfachen Rechtsbruch vor; den Beamten der Bundespolizei empfahl er, darüber nachzudenken, ob es noch mit ihrem Diensteid vereinbar sei, auf Anweisungen zu folgen.
    "Liebe Bundespolizei, es war zu allen Zeiten so: Die Großen lässt man laufen und die Kleinen hängt man! Deshalb bitte ich sie, liebe Bundespolizei: Folgen sie dieser bösartigen Frau nicht länger!"
    Kritik an Asylbewerbern
    Sven Tritschler, der Vorsitzende der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD, stimmte in die vehemente Kritik an der Kanzlerin ein. Über die Zuwanderung sagte Tritschler, sie sei eine einzige Belastung, keine Bereicherung und käme aus der Steinzeit. Die Asylbewerber seien auch keine Bürgerkriegsflüchtlinge, sondern Feiglinge, die sich nicht gegen die islamistische IS wehren wolle.
    "Das Krebsgeschwür IS wird nicht besiegt, wenn die wehrfähigen Syrer und Iraker in deutschen Turnhallen übernachten. Es wird nur einen Weg geben, den IS zu besiegen; und das ist, wenn diese Leute zu Hause die Waffe in die Hand nehmen und für ihre Freiheit und für ihre Heimat kämpfen!"
    In der nächsten Woche will die Thüringer AfD in Jena auf die Straße gehen, dann mit dem brandenburgischen Landesvorsitzenden Alexander Gauland, der seit Monaten gemeinsam mit Björn Höcke aus Thüringen die Bundesvorsitzende Frauke Petry und deren moderateren Kurs angreift.