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AfD und Pegida
Die Bande werden enger

Mehr als 25.000 Menschen sollen es gewesen sein: Bei der Pegida-Demonstration in Dresden gab es neben den üblichen Parolen eine eigenwillige Erklärung zum Verhältnis zur Presse. Und wieder war ein Vertreter der Alternative für Deutschland zu Besuch – diesmal aus einem anderen Bundesland als Sachsen.

Von Nadine Lindner | 13.01.2015
    Björn Höcke im Landtag von Thüringen.
    Björn Höcke ist Chef der Thüringer AfD. (imago/Jacob Schröter)
    Es war die erste Kundgebung seit den Anschlägen von Paris. Und tatsächlich, vereinzelt hielten die Demonstranten Schilder mit der Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in die Höhe. Zu einem Marsch mit Trauerflor hatten die Initiatoren der Pegida aufgerufen. Aber das hat sich an diesem Abend in Dresden nicht wirklich durchgesetzt. An einigen Deutschlandfahnen wehte ein schwarzes Band, einige verzichteten ganz bewusst darauf. Wie dieser junge Mann: "Ich identifiziere mich nicht mit Charlie, weil sie nicht nur Karikaturen gegen den Islam gemalt haben, sondern auch gegen das Christentum und Judentum." Andere der Teilnehmer verurteilten die Anschläge: "Ich habe gegen alles Radikale was."
    Pegida-Initiator Lutz Bachmann sah sich durch die Anschläge bestätigt: "Abermals erschüttert ein religiös motivierter Anschlag die Welt. Nach den Anschlägen von Anders Breivik ist der Anschlag von Paris ein weiterer Beweis für die Daseinsberechtigung von Pegida." In einer etwas eigenwilligen Argumentation nannte Bachmann es einen Vertrauensbeweis der Medien, dass die Pegida nun so oft karikiert werden: "Sie vertrauen uns, dass wir keine Redaktion anzünden, und keine Morde begehen. Und das ist ein Vertrauensbeweis." Die sonst üblichen Lügenpresse-Rufe wurden an diesem Abend in Dresden seitens Bachmann unterbunden: "Lügenpresse, nein, Ruhe, heute nicht."
    8.000 Gegendemonstranten
    Die Initiatoren forderten eine Integrationspflicht für Migranten, ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild und mehr Volksabstimmungen. Es war die bislang größte der Kundgebung der Islam- und Einwanderungskritiker. Nach Angaben der Polizei waren mehr als 25.000 Menschen dabei, die Veranstalter sprechen von höheren Teilnehmerzahlen.
    8.000 Menschen waren in Dresden auch der Meinung, nicht von den Rettern des Abendlandes gerettet werden zu wollen. Wie schon in der vergangenen Woche zogen sie bei einer Gegendemonstration mit Besen durch die Straßen, um die Stadt vom Gedankengut der Pegida zu reinigen. "Schlicht und einfach um den armen Dresdnern ein bisschen helfen gegen die Leute, die hier rumwandern und Unsinn erzählen."
    Wieder Besuch der AfD
    Die Polizei Dresden zieht eine weitgehend positive Bilanz, ermittelt aber unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen.
    Auch in dieser Woche gab es wieder einen Gast der AfD. Björn Höcke, Chef der Thüringer AfD, war nach Dresden gekommen, um sich ein eigenes Bild von der Kundgebung zu machen. Damit werden die Bande zwischen AfD und Pegida enger. Bereits Alexander Gauland war in Dresden, zudem gab es in der vergangenen Woche ein Treffen zwischen der AfD-Landtagsfraktion und den Vertretern der Pegida.
    30.000 Menschen bei "Leipzig ist bunt"
    Erstmals wurde auch in Leipzig demonstriert. Die sogenannte Legida forderte unter anderem ein Ende des "Kriegsschuldkultes". Nach Angaben der Polizei folgten rund 5.000 Menschen diesem Aufruf.
    "Leipzig ist bunt" fanden dagegen nach Aussage des Veranstalters 30.000 Menschen. Sie nahmen an insgesamt sieben Gegendemonstrationen teil, aufgerufen hatten unter anderem die Studierenden der Stadt. Oberbürgermeister Burkhard Jung nannte es ein gutes Zeichen für die Demokratiekultur. Die Veranstaltungen verliefen weitgehend friedlich, wie die Polizei berichtet, brannte auf der Gegendemo ein Auto.