Ein afghanischer Polizeisprecher sagte, dass außerdem die kanadische Journalistin Kathy Gannon bei dem Vorfall schwer verletzt und in ein Krankenhaus gebracht worden sei. Niedringhaus sei sofort tot gewesen. Beide Frauen arbeiteten für die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und hatten jahrelange Erfahrung in der Region und anderen Konfliktgebieten. Der Fahrer sei unverletzt geblieben.
Bei dem Angriff an einem Polizeistützpunkt soll ein afghanischer Polizist die tödlichen Schüsse abgegeben haben. Genauere Hintergründe über den Hergang des Vorfalls fehlen bislang, AP bestätigte den Vorfall via Twitter:
Veteran @AP photographer Anja Niedringhaus killed, AP reporter Kathy Gannon wounded in Afghanistan: http://t.co/SDLa5tQGBj— The Associated Press (@AP) 4. April 2014
Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team an AP-Fotografen den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Irak. "Anja war eine dynamische Journalistin, die für ihre Fotos, ihre Warmherzigkeit und ihre Lebensfreude sehr geschätzt wurde. Ihr Tod bricht uns das Herz" sagte AP-Chefredakteurin Kathleen Carroll in New York.
Inzwischen hat sich auch die Bundesregierung in den Fall eingeschaltet. Die deutsche Botschaft in Kabul sei "mit Nachdruck um Aufklärung bemüht", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin.
Reporterinnen wollten von der Präsidentenwahl berichten
Der Angriff soll sich in der Provinz Chost im Osten den Landes ereignet haben. Dorthin waren die beiden Reporterinnen zur Berichterstattung über die afghanische Präsidentenwahl an diesem Samstag gereist. Laut AP sollen die Frauen von der Provinzhauptstadt Chost-Stadt mit einem Konvoi in ihrem eigenen Auto nach Tanai an der pakistanischen Grenze gefahren sein, um von dort über die Präsidentenwahl zu berichten. Der Schütze soll Kommandeur des Polizei-Checkpoints vor dem Büro des Distriktgouverneurs gewesen sein. Er habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Das Innenministerium in Kabul teilte mit, der Schütze werde verhört. Es handele sich um einen "sehr tragischen Vorfall".
Erst im vergangenen Monat kam ein prominenter afghanischer Journalist der Nachrichtenagentur AFP bei einer Schießerei in einem Luxushotel im Zentrum der Hauptstadt Kabul ums Leben. In Afghanistan wird am Samstag ein neuer Präsident gewählt. Im Vorfeld der Abstimmung verstärkten die radikalislamischen Taliban ihre Angriffe. Sie drohten damit, die Wahl zu boykottieren und gewaltsam zu stören.