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Afrika-Cup in Gabun
Große Show vor leeren Rängen

Die Gabuner sehen wenig Sinn im Afrika-Cup. Dass ihre Mannschaft schon längst ausgeschieden ist, bedauern nur die wenigsten. Stattdessen wächst bei vielen Menschen die Wut über die hohen Kosten für das Fußball-Event.

Von Bettina Rühl | 01.02.2017
    JGabun und Burkina Faso spielen am 14. Januar 2017 beim Afrika-Cup vor kaum besetzten Rängen.
    Gabun und Burkina Faso spielen am 14. Januar 2017 beim Afrika-Cup vor kaum besetzten Rängen. (imago )
    Ein Passant auf der Straße ist froh über das Ausscheiden von Gabun:
    "Der Afrika-Cup hat für uns Gabuner keinerlei Bedeutung. Viele unserer Geschwister und Brüder können nicht einmal in die Schule gehen –wozu brauchen wir da den Afrika-Cup?"
    Wut in der Bevölkerung und im Netz
    Gabun hat sich die zweite Meisterschaft auf heimischem Boden gut 460 Milliarden Franc kosten lassen – mehr als 700 Millionen Euro. Das hat viele Gabuner empört. Ein Blogger macht seiner Wut im Internet Luft:
    "Diese 463 Milliarden für die Organisation des Cups sind mehr als das Budget für Erziehung, Gesundheitswesen, Infrastruktur und Wohnungsbau zusammen. Das waren nur 441 Milliarden im vergangenen Jahr. Der Afrika-Cup scheint also wichtiger zu sein, als alle sozialen Programme."
    Wenig Jobs, keine Perspektive
    Das kleine Land an der Westküste Afrikas hat reiche Erdölvorkommen. Aber der Einbruch des Ölpreises hat Gabun in eine Wirtschaftskrise gestürzt. Jobs sind jetzt noch schwerer zu kriegen als vorher.
    Im vergangenen Jahr explodierte die Wut. Auslöser war ein umstrittenes Wahlergebnis, Präsident Ali Bongo gewann mit einer hauchdünnen Mehrheit von nicht einmal 6000 Stimmen. Die Opposition zweifelte das Wahlergebnis an, das Ausland kritisierte die fehlende Transparenz. Und die Bevölkerung tobte.
    "Wir haben genug von der Familie Bongo! Wir haben sie satt! Es reicht, nach 50 Jahren an der Macht. Deshalb machen wir jetzt den Mund auf!"

    Ali Bongo übernahm das Amt von seinem Vater Omar Bongo, der 2009 starb – nach mehr als 40 Jahren an der Macht. Der Bongo-Clan hat die Zeit an der Spitze des erdölreichen Staates genutzt, um seinen eigenen Reichtum zu vergrößern. Währenddessen muss ein Viertel der Bevölkerung mit weniger als drei Dollar am Tag auskommen. In einer solchen Situation hätte die Regierung den Afrika-Cup absagen müssen, meint Christian Mologi, eigentlich ein Fußballfan.
    "Bis heute gibt es kaum jemanden, der wieder ruhig in seinem Sessel sitzt - die Unruhen nach der letzten Wahl beschäftigen uns noch immer. Man kann keine Afrika-Meisterschaft organisieren, während die Bevölkerung leidet."
    Spiele vor leeren Rängen
    So finden viele Spiele vor praktisch leeren Rängen statt –in nagelneuen Stadien mit 20.000 Plätzen. Das Spiel Tunesien - Simbabwe beispielsweise haben im Stadion nicht einmal 2000 Fußballfans verfolgt. Dabei sind die billigsten Tickets für umgerechnet 75 Eurocent zu haben.
    Wir bleiben nicht weg, weil wir uns die Tickets nicht leisten könnten. Der Afrika-Cup interessiert uns einfach nicht. Dreiviertel aller Gabuner denken genauso wie ich. Deshalb geht kaum jemand ins Stadion.
    Kritiker sagen, dass Präsident Omar Bongo mit dem Fußballwettkampf nur von den Problemen ablenken will, den sozialen und den politischen. Wenn das wirklich sein Ziel war, hat die Strategie ganz offensichtlich nicht funktioniert.