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Afrika
Erfolge in Kampf gegen Schimmelpilz-Vergiftungen

Aflatoxine sind hochgiftige, krebserregende Stoffe, die von Schimmelpilzen produziert werden. Im feucht-warmen Klima vieler Entwicklungsländer stellen sie akute Risiken dar, führen zu Leberkrebs oder raschem Tod. Forscher berichten von Fortschritten im Kampf gegen die Gefahr.

Von Volker Mrasek | 10.10.2018
    Maisernte in Äthiopien
    Maisernte in Äthiopien (imago stock&people)
    Sie zählen zu den gefährlichsten Schimmelpilzgiften, die in Lebensmitteln vorkommen: Aflatoxine!
    Bei chronischer Aufnahme können sie Leberkrebs auslösen. Deswegen werden zum Beispiel Pistazien in der EU strikt kontrolliert. Denn bei ihnen kommen erhöhte Aflatoxin-Gehalte immer wieder mal vor.
    Doch was kaum bekannt ist, weil es nicht Europa betrifft, sondern Afrika: In sehr hohen Konzentrationen sind Aflatoxine so giftig, dass sie auch zu einem raschen Tod führen können, durch akutes Leberversagen.
    Von solchen Fällen berichtete der südafrikanische Chemiker Gordon Shephard jetzt in Karlsruhe auf der Max-Rubner-Konferenz:
    "In Kenia sind 2004 insgesamt 125 Menschen an einer Aflatoxin-Vergiftung gestorben. Und im Jahr danach noch einmal 30. Die jüngsten Fälle traten in Tansania auf. Dort starben vor zwei Jahren 20 Leute."
    Betroffen sind fast immer Familien von Kleinbauern, die sich selbst versorgen und nur Mais anbauen.
    Hohe Risiken durch Schimmelpilz-Gifte
    Wird der nach der Ernte nicht richtig getrocknet, sondern feucht gelagert, hat man eine ideale Brutstätte für Schimmelpilze. Darunter sind dann auch solche, die große Mengen der hochgiftigen Aflatoxine bilden.
    Ein Problem nicht nur in Kenia und Tansania, sondern in allen afrikanischen Ländern südlich der Sahara mit ihrem feucht-warmen Klima.
    Der wichtigste Produzent der Aflatoxine ist eine tropische Form des Gießkannenschimmels. Sie heißt Aspergillus flavus:
    "Die Konzentrationen, die man dann findet, sind astronomisch! Zum Teil liegen sie zehntausend Mal so hoch wie die zulässigen Aflatoxin-Grenzwerte für Getreide in Europa. In vielen afrikanischen Siedlungen ist es so, dass die Menschen nur das zum Essen haben, was sie anbauen. Sie können es sich nicht leisten, zu sagen: ,Oh! Das sieht aber schimmelig aus, das ess' ich jetzt nicht!' Sie würden dann verhungern, weil nichts anderes da ist."
    Shephard, bis vor kurzem Professor einer Technischen Universität in Cape Town, forscht schon lange über Mykotoxine. Die akuten Todesfälle hält er für die Spitze eines Eisbergs:
    "Daneben gibt es noch eine hohe Sterblichkeit durch Leberkrebs und viele zusätzliche Erkrankungen, weil Aflatoxine auch das Immunsystem schädigen. Das alles trägt zur Gesundheitsbelastung in Afrika bei, auch wenn der Zusammenhang nicht immer erkannt wird."
    Sarah de Saeger ist Professorin für Lebensmittelwissenschaft an der Universität Gent in Belgien.
    Ihre Hochschule unterhält Kooperationsprojekte mit Universitäten in Afrika.
    EU-Kooperationsprojekt mit Afrika gestartet
    Die Pharmakologin ist selbst häufig dort. In Karlsruhe berichtete sie von allmählichen Fortschritten im Kampf gegen die gefährlichen Schimmelpilz-Vergiftungen:
    "Bei meinen Besuchen in Afrika sehe ich, dass Forscher sich dort immer mehr vernetzen, auch über Ländergrenzen hinweg, und sich stärker mit den Pilzgiften befassen. Wir selbst sprechen mit Bauern vor Ort. Der großen Gesundheitsgefahr durch verschimmeltes Getreide sind sie sich oft nicht bewusst. Wir zeigen ihnen, wie man ein regenfestes Lager errichtet. Das muss gar nicht viel kosten! Man kann auch wasserdichte Körbe nehmen. So etwas sieht man inzwischen mehr und mehr."
    Vor wenigen Tagen habe auch die EU ein Kooperationsprojekt mit Afrika gestartet.
    Das Ziel sei das gleiche: mitzuhelfen, dass die Belastung der Bevölkerung mit Aflatoxinen und anderen Schimmelpilzgiften zurückgeht.
    Die Stoffe tragen im Übrigen auch dazu bei, dass viele Kinder in Afrika Wachstumsstörungen aufweisen.
    Ein Problem, das die Welt eigentlich bis 2025 gelöst haben will. Doch bis dahin sind es nur noch sieben Jahre.