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Agenturenpoker

Der schwer umkämpfte Markt der Nachrichtenagenturen in Deutschland bewegt sich: Der Deutsche Depeschendienst ddp hat den deutschen Zweig der US-Agentur AP übernommen.

Von Brigitte Baetz | 12.12.2009
    Es war einmal - in einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - ein Begriff namens Solidarität. Der besagte, dass der Reiche dem Ärmeren gebe, so dass ein jeder sein Auskommen habe und alle Brot hätten, die einen immer noch etwas mehr und die anderen immer noch etwas weniger, aber doch jeder so viel, wie er braucht.

    Und die Deutsche Presseagentur wurde gegründet von Zeitungs- und sonstigen Medienhäusern und alle, die reichen wie die armen, legten zusammen, auf dass die Republik flächendeckend mit Nachrichten versorgt werde. Doch seit die Krise über das Land gekommen ist, bemerken die Verleger, die eben noch all ihre schönen Geschichten ins wunderbare Internet stellten und das alles auch noch kostenlos, dass ihre Schatztruhen Jahr um Jahr leerer werden. Immer weniger Menschen wollen ihre Zeitungen kaufen oder gar darin werben. Schuld an der Misere aber geben die Verleger den vielen, vielen kleinen Heinzelmännchen, die in ihren Bergwerken schuften, jedoch dafür Lohn und Brot wollen. Und so wird gekürzt und gespart, dass es eine Art hat und auch im großen Bergwerk dpa sollen bald die Heinzelmännchen immer mehr Arbeit tun. Sogar eine neue Bergwerkszentrale in Berlin wird errichtet, doch die großen Zechenbesitzer der "WAZ" haben der dpa trotzdem gekündigt. Sie sei einfach zu teuer. Und das denken auch die anderen.

    Da trifft es sich gut, das zwei Investoren, Männer mit Erfahrungen in Textil- und Autoteilen, die Nachrichtenkonkurrenz ddp übernommen und jetzt den deutschen Dienst von AP dazu gekauft haben. Der gehörte bislang den amerikanischen Verlegern und machte Gewinn, weswegen man ihn ja auch verkauft hat, denn man möchte sich in Übersee auf sein Kerngeschäft besinnen. Das macht zwar keinen Sinn, da das Kerngeschäft Verluste erwirtschaftet, muss aber die deutschen Verleger wiederum nicht kümmern. Denn besagte Investoren meinen, dass sie um ein Drittel günstiger anbieten könnten als dpa und das auch mit internationalen Nachrichten. Das freut die Verleger. Und was macht die dpa? Wehrt sie sich? Nimmt sie ihre Gesellschafter in die Verantwortung? Nein. Sie sagt: "Wir sind die Gemeinschaftsredaktion der deutschen Presse!" und will sich ansonsten nicht weiter äußern. Ein stolzer Satz, ein trotziger Satz - aber nur für Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat.