Zehn Jahre Anschläge in Mumbai

Der Hass zwischen Hindus und Muslimen geht weiter

Feuerwehrleute versuchen, das Feuer im Hotel "Taj Mahal" in Bombay unter Kontrolle zu bringen.
Indiens Trauma – die Terroranschläge in Mumbai im November 2008. © picture-alliance/ dpa
Silke Diettrich im Gerspräch mit Liane von Billerbeck · 26.11.2018
Vor zehn Jahren wurde die indische Metropole Mumbai von einer schweren Anschlagsserie erschüttert, mehr als 170 Menschen starben. Der Terror wirkt bis heute nach. Das Klima zwischen Hindus und Muslimen ist vergiftet – auch durch die Regierungspartei.
Der 26. November 2008 ist für Indien das, was der 11. September 2001 für die westliche Welt ist – ein tiefer Einschnitt, ausgelöst durch kaltblütigen Terror. Mehr als 170 Menschen starben damals bei der Anschlagsserie in der Metropole Mumbai, für den eine islamistische Terrorgruppe aus Pakistan verantwortlich gemacht wird. Zehn Jahre sind seitdem vergangen, doch Wut und Gewalt halten an.

Hindu-nationalistische Stimmungsmache gegen Muslime

Die hindu-nationalistische Regierung, die seit vier Jahren an der Macht sei, mache "echt Stimmung gegen die muslimische Bevölkerung", berichtet Korrespondentin Silke Diettrich aus Neu Delhi. So würden beispielsweise Städte mit muslimischen Namen umbenannt. Ein radikales Mitglied der Regierungspartei habe sogar vorgeschlagen, dem Taj Mahal einen neuen Namen zu geben: "Eins der sieben Weltwunder soll jetzt Ram Mahal heißen." Gleichzeitig gebe es vermehrt Lynchmobs bei denen Muslime zu Tode geprügelt würden.

Kaschmir-Konflikt schwelt weiter

Auch der Konflikt zwischen Indien und Pakistan um die Kaschmir-Region sei weit von normalen Verhältnissen entfernt, sagt Diettrich weiter. "Es gibt ständig tote Soldaten an der Grenze, es finden keine bilateralen Gespräche statt. Jetzt schon gar nicht, denn im nächsten Jahr sind in Indien Wahlen und das kommt wirklich bei keinem Inder gut an, wenn hier irgendjemand auf Pakistan zugehen würde."

Frustrierte Jugend als leichte Beute für den IS

Eine Unabhängigkeit Kaschmirs sei allerdings inzwischen der erklärte Wunsch vieler muslimischer Jugendlicher. "Viele träumen davon, dass der Staat dann islamisch sein soll." Diese Jugendliche seien aufgewachsen mit der Willkür staatlicher Soldaten und ihre Wut ist laut Diettrich "home grown". Inzwischen gebe es Erkenntnisse, dass der sogenannte Islamische Staat in der Region mitmische, "und der findet da natürlich wirklich eine leichte Beute. Das sind frustrierte muslimische Jugendliche, die empfänglich sind für diese Botschaften der Islamisten."
(kü)
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