Freitag, 29. März 2024

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Akzidenzielles in der Musik
Nebensächliches, das zur Hauptsache wird

Die Verzierungen, nicht die Melodie seien das eigentlich Wichtige, äußerte der französische Autor und Hobbypianist André Gide einst zur Musik von Frederic Chopin. Mit dieser Beobachtung schien eine seltsame Musikästhetik geboren, die sich bis zur Gegenwart hin in unerwarteter Weise entfaltet.

Von Hanno Ehrler | 28.01.2020
    Eine Frau steht mit einer herzförmigen Sonnenbrille und rotem Kleid im Wald
    Expertin für Nebendinge: die irische Komponistin Jennifer Walshe (Blackie Bouffant)
    Dass Nebensächliches ins Zentrum des Geschehens rückt, kann man immer wieder in der Musikgeschichte beobachten. Anfang des 20. Jahrhunderts etwa wollte Erik Satie die Musik selbst zur Nebensache deklarieren: Sie sollte nur noch Untermalung des Alltäglichen sein, eine Dekoration, so wie eine Tapete. Oder John Cage - für ihn gibt es keine Trennung von Alltag und Kunst.
    Solche künstlerischen Konzepte bergen Neuorientierungen. Das einstmals Nebensächliche tritt später unerwartet in den Vordergrund, wird dabei zum Motor von Innovation. Heute beschäftigen sich viele zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten in ihrer Musik mit scheinbar Nebensächlichem.
    Diese Sendung finden Sie nach Ausstrahlung 7 Tage lang in unserer Mediathek.