Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Alexis Tsipras
Mit großen Zielen und ohne Krawatte

Ein politisches Meisterstück ist ihm bereits gelungen: Alexis Tsipras machte das Linksbündnis Syriza von einer Splitterpartei zum Favoriten der heutigen Griechenland-Wahl. Nun könnte der charismatische 40-Jährige jüngster Ministerpräsident seines Landes werden. Wird er dann eine Krawatte anlegen?

25.01.2015
    Syriza-Vorsitzender Alexis Tsirpas bei einer Pressekonferenz am 14. September 2014.
    Alexis Tsirpas ist ein entschiedener Gegner der Sparauflagen der internationalen Geldgeber Griechenlands. (dpa / picture-alliance / Sotiris Barbarousis)
    Der Mann, von dem manche meinen, er könnte für ein Beben auf Europas Finanzmärkten sorgen, gilt als Charmeur: Wer dem Vorsitzenden der griechischen Linkspartei Syriza begegne, habe wenig Gründe, ihn nicht zu mögen, heißt es im Porträt der Nachrichtenagentur dpa vom Wahltag. Freunden und Anhängern gebe er ein "gutes Gefühl". Wahrscheinlich nicht die schlechteste Eigenschaft für einen aufstrebenden Polit-Star. Dieser könnte nun der jüngste Regierungschef Griechenlands seit 150 Jahren werden.
    Alexis Tsipras wurde am 28. Juli 1974 in Athen als Sohn eines Bauingenieurs geboren. Politisch engagierte sich Tsipras bereits ab 1988 in der kommunistischen Jugendorganisation. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde er zum ersten Mal als Schüleraktivist Anfang der 1990er Jahre, als er Schulbesetzungen und Streiks gegen die Bildungsreform der Regierung mitorganisierte. Schon damals fiel es als glänzender Rhetoriker auf. Auch, dass er sich Ernesto "Che" Guevara zum Vorbild erkor, ist aus dieser Zeit überliefert.
    Steiler Aufstieg
    Vielleicht von diesem übernahm Tsipras seine Abneigung gegen Krawatten. Der inzwischen auch auf internationalem Parkett spielende Linksparteichef tritt stets mit offenem Hemdkragen und ohne Schlips auf, etwa bei Treffen mit dem Papst, EZB-Chef Mario Draghi oder Bundesfinanzminister Schäuble. Erst wenn er einen Schuldenschnitt für Griechenland erreicht habe, wolle er mit dem Krawattentragen beginnen, sagte er gegenüber griechischen Medien.
    Bislang kann sich Tsipras auf breite Unterstützung auch unter der älteren Generation der Linken bis hin zu den Kommunisten stützen. 2008 war Tsipras seinem politischen Ziehvater Alekos Alavanos als Chef der linken Synaspismos-Partei gefolgt. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober 2009 sicherte er sich erstmals ein Abgeordnetenmandat und übernahm schließlich auch den Vorsitz der Syriza-Fraktion. Das Wahlbündnis verzeichnete damals mit 4,6 Prozent der Stimmen leichte Verluste.
    Unter der Führung von Tsipras steigerte sich Syriza im Mai 2012 auf 16,8 Prozent und wurde mit 52 Abgeordneten zweitstärkste Kraft im Parlament. Nur einen Monat später wurden Neuwahlen fällig, die der jetzt offiziell als Partei registrierten Linken einen weiteren Schub auf 26,9 Prozent und 71 Mandate brachten. Vor den auf den heute vorgezogenen Wahlen sahen Umfragen die Partei schließlich als Favoriten. Eine Erwartung, die ersten Prognosen zufolge nun noch übertroffen wird: Tsipras könnte sich demnach auch ohne Koalitionspartner zum Regierungschef wählen lassen.
    (tön/sdö)