Buchtrailer

Schau ins Buch

Krimiabteilung in einer Buchhandlung
Krimis und Liebesromane werden besonders oft mit Buchtrailern beworben. © imago/stock&people/HRSchulz
Von Theresa Schmidt · 14.03.2016
Flott geschnittene Clips sollen uns Appetit machen auf neue Filme. Aber gilt das auch für Literatur? Fest steht: Auch die Bücherwelt setzt immer mehr auf Trailer. Nur funktionieren die Werbefilme anders als in der Filmwelt.
Auszug Trailer "Endgültig": "Sie tritt zweimal mit dem Absatz auf, lauscht dem Echo, korrigiert ihren Stand um fünf Zentimeter nach links. Sie steht frontal zu Ziel, die Fußspitzen in Schulterbreite, den rechten Fuß leicht zurückversetzt. Als ihr Finger auf dem Abzug liegt, weiß Aaron, dass sie ins Schwarze treffen wird."
Ein Fadenkreuz schweift suchend über den Bildschirm. Marodes Mauerwerk in einem Tunnel in Schwarz-Weiß. Dazu gelbe, runde Farbflächen, wie Scheinwerfer.

Mit dem Trailer mitten rein in die packende Erzählung

Wer auf den Buchtrailer zu Andreas Pflügers neuem Krimi Endgültig klickt, ist unmittelbar mit der Protagonistin, einer blinden Spezialagentin, im Einsatz. Der Suhrkamp Verlag setzt hier ganz auf die Story und holt den Zuschauer mitten hinein in die packende Erzählung.

Buchtrailer sind ein zentrales Instrument des Online-Marketings von Verlagen. Von anspruchsvollem Bewegtbild in Hollywood-Optik, über einfache 3D-Cover mit Zitateinblendungen bis hin zu ausgefallenen Scherenschnitt-Montagen – alles ist möglich in diesen Clips zwischen 15 Sekunden und vier Minuten.
Krimis und Liebesromane werden am häufigsten filmisch beworben. Auffallend dabei ist, dass die Genre-Trailer sind sich verlagsübergreifend oft verblüffend ähnlich sind: Da sind dunkle Wolkenformationen, die im Rhythmus epischer Streichermusik von Texteinblendungen durchbrochen werden, und genauso oft hören wir säuselnde Frauenstimmen über verschnörkelten Animationen.

Trailer-Collage:
Musik Klaus-Peter Wolf, Ostfriesenschwur (Fischer)
https://www.youtube.com/watch?v=kcQCbso8GA0 (6 sek.)
Lucy Foley, Die Stunde der Liebenden (Insel)
https://www.youtube.com/watch?v=gJMOgP3fXVM

Auf Facebook, Twitter und Co. soll mit Film- und Fotoinhalten eine neue Zielgruppe erschlossen werden. Im Newsletter-Marketing, bei der Zusammenarbeit mit Presse und Literatur-Bloggern oder im Onlinebuchhandel werden die Trailer ebenfalls eingesetzt. Wichtiges Kriterium dabei: Inhalt oder Autorenpersönlichkeit müssen sich für virales Marketing eignen.

Klickzahlen und Likes entscheiden über einen Trailer-Erfolg

Eine besondere Art der Darstellung wählte jüngst der Verlag Kiepenheuer und Witsch. Im Trailer zu S.- Das Schiff des Theseus steht die besondere Beschaffenheit des Buches in den Mittelpunkt: Ein spezielles Papiersiegel wird durchtrennt und der edle Leinenband wird aus dem Schuber gezogen und andächtig durchblättert. Das Buch als physische, ja haptische Erfahrung und große Kostbarkeit.

Über den Erfolg eines Trailers entscheiden Klickzahlen und Gefällt-mir-Angaben. Mit rund 22.000 Aufrufen in vier Monaten ist der Kiepenheuer und Witsch-Trailer gut angekommen. Ein bis zehn Videos produzieren die Onlineabteilungen der Verlage pro Programm.
Kleine Formate werden intern umgesetzt, aufwändigere Projekte an externe Dienstleister abgegeben. Und obwohl sich die Rentabilität noch in Grenzen hält, sind sich die Konsumenten einig: Man weiß einfach schnell, worum es geht.

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