Wetterfeste Holzhäuser auf Fidschi

Wie das Dorf Koroipita den Wirbelstürmen trotzt

Zyklon "Winston" wütet auf den Fidschi-Inseln
Zyklon "Winston" zog eine Spur der Verwüstung durch die Inselstaaten in der Südsee. © dpa/picture alliance, Naziah Ali / Handout
Von Andreas Stummer · 21.03.2016
Im Februar ist der stärkste Wirbelsturm, der je in der Südsee gemessen wurde, über Fidschi hinweggefegt. 150.000 Menschen sind seitdem obdachlos - doch in dem kleinen Dörfchen Koroipita wurde kein einziges Haus beschädigt. Das verdanken die Bewohner einem Australier.
Fidschi baut wieder auf, gebeutelt und lädiert. Außerhalb der Städte liegt der Inselstaat in Trümmern, klapprige Wellblech- und Bretterbuden, traditionelle Schilfhütten – alles vom Winde verweht. Koroipita aber, ein Dorf in der Nähe der 50.000 Einwohner-Stadt Lautoka, ist stehengeblieben. Von den 230 Häusern ist nicht eines eingestürzt oder auch nur beschädigt. Obwohl Zyklon Winston der stärkste Wirbelsturm war, der je über die Südsee hinweggefegt ist.
"Es war zum Fürchten", erinnert sich Anwohnerin Ashika Kumar, "wir waren während des Sturms im Haus – aber nichts ist kaputt gegangen, wir waren völlig sicher. Wir hatten Glück, aber wir danken Mister Peter, daß er uns ein so stabiles Haus gebaut hat."
Mister Peter ist der Australier Peter Drysdale. Über 30 Jahre arbeitete er in Fijis Forstindustrie, seit er pensioniert ist, designt und baut er einfache aber robuste Holzhäuser für die Ärmsten des Landes. Für Familien, die am Rand der Städte ohne Hilfe der Regierung in Zelten oder Bruchbuden hausen. Jedes seiner Häuser, sagt Drysdale, kostet nicht mehr als 8.000 Euro und kann in nur fünf Tagen gebaut werden – Billig-Wohnraum, der Zyklon Winston besser überstanden hat als Fijis teuere Regierungsgebäude.
"Vom Fußboden bis hinauf zum Dach gibt es keine Schwachstelle. Jedes Haus wird mit 14 Rollen Stahlband und 1.400 Dach- und Wandschrauben zusammen-gehalten. Nicht mit Nägeln, sondern mit Schrauben."

Häuschen mit enormer Widerstandsfähigkeit

Jedes Haus besteht aus zwei Hälften, die durch einen überdachten Durchgang miteinander verbunden sind. Links Wohn- und Schlafzimmer, rechts Küche, Dusche und Toilette.
"Die Gebäudehälften stützen sich gegenseitig, das gibt der Struktur enorme Festig- und Widerstandsfähigkeit. Ich habe bisher 22 Wirbelstürme in Fidschi miterlebt, diese Häuser halten Böen bis zu 350 Stundenkilometern aus."
Marione Lesa dachte, der Wirbelsturm würde ihr Haus und ihre Kinder einfach wegtragen - aber nichts ist passiert. Peter Drysdale hat Koroipita mit Spendengeldern finanziert und mit Freiwilligen gebaut. Die Miete für die Dorfbewohner: Ein Euro am Tag. Mehr als tausend Familien stehen auf der Warteliste. Doch bei mehr als 100.000 Menschen, die schon vor dem Zyklon in Fidschi obdachlos waren, hat Peter Drysdale alle Hände voll zu tun. Der nächste Wirbelsturm kommt bestimmt und anderen Südsee-Inseln steht durch steigende Meeresspiegel das Wasser bereits bis zum Hals.
"Neulich kam eine Frau zu mir, wedelte mit ihrem Pass und sagte: 'Ich bin ein Klimaflüchtling von der Insel Kiribas. Bekomme ich ein Haus?' Es braucht nur Geld: Solche Dörfer könnte es in ganz Fidschi und überall im Südpazifik geben."
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