Donnerstag, 25. April 2024

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Alle Macht dem Bund?

Zentralabitur, Gemeinschaftsschulen, Steit um Lehrpläne. Das Bildungssystem in Deutschland ist noch immer nicht klar geregelt. Und auch die Ergebnisse der neuen PISA-Studie belegen, dass noch vieles im Argen liegt. Ist der Bildungsförderalismus überholt?

Moderation: Kate Maleike | 11.12.2010
    16 Bundesländer, 16 verschiedene Regelungen im Bildungsbereich und ein Bundesministerium mit beschränkten Handlungsfeldern : Für die einen birgt die bestehende Gewaltenteilung im bundesdeutschen Bildungsföderalismus Chancen für Freiheit, individuelle Entwicklung und Berücksichtigung von regional unterschiedlichen Bedürfnissen. Für die anderen aber ist Bildungsföderalismus eine 16-köpfige Hydra, die für politische Kleinstaaterei steht, Mobilität von einem Bundesland zu anderen vielfach zum Horrortrip werden lässt und kein gemeinschaftliches Ziel von besserer Bildung im Auge hat. Das aber genau wünschen sich viele Bundesbürger.

    Einer Allensbach-Umfrage zufolge sind über 60 Prozent der Bevölkerung für ein bundesweit einheitliches Schulsystem. Doch was heißt einheitlich? Und wer soll dies in welchen Bildungsbereichen erwirken? Der Bund kann es nicht, hierzu müßte erst das sogenannte Kooperationsverbot im Grundgesetz aufgehoben werden. Bundesbildungsministerin Schavan hat einen entsprechenden Anlauf zwar angekündigt, aber noch nicht konkret in die Wege geleitet.

    Die neue PISA-Studie in dieser Woche hat nun nochmal Bewegung in diese Diskussion gebracht, denn nach wie vor zählt Deutschland nicht zu den führenden Bildungsnationen in dieser internationalen Schulvergleichsstudie. Als eine aktuelle Reaktion haben nun fünf Bundesländer angekündigt, einheitliche Abiturprüfungen durchzuführen. Nordrhein-Westfalen hat bereits angekündigt, hier nicht mitmachen zu wollen. Gemeinsamkeit und an einem Strang ziehen klingt anders.
    PISAplus fragt nach wie Bildungskompetenzen am sinnvollsten verteilt werden sollten und blickt dazu auch über die Grenzen hinweg. Kanada nämlich schneidet trotz föderaler Struktur in der PISA-Studie regelmäßig sehr gut ab und in Österreich versuchen gerade die Bundesländer die zentrale Bildungsmacht des Bundes zu beschneiden.

    Gesprächsgäste sind:

    - Dr. Ludwig Spaenle, Kultusminister Bayern und diesjähriger Vorsitzender der Kultusministerkonferenz (Telefon)
    - Sylvia Löhrmann, BündnisGrüne, Schulministerin Nordrhein-Westfalen (Studio WDR Bielefeld)
    - Martin Haidinger, Bildungsredakteur des Österreichischen Rundfunks ORF in Wien
    - Prof. Petra Milhoffer, Erziehungswissenschaftlerin Uni Bremen und Expertin für das kanadische Bildungssystem

    Beiträge:

    Katrin Brand: "5 Bundesländer – 1 Abitur"
    Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wollen ihr Abitur besser vergleichbar machen

    Thomas Wagner: "Soll der Bund das Sagen in Bildungsfragen haben?"
    Umfrage in Konstanz am Bodensee"

    Eine Sendung ohne Hörerbeteiligung

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Petra Milhoffer: Zusatzinformationen zum Bildungswesen in Kanada pdf