7. Oktober
musica reanimata 118
Die niederländische Komponistin Rosy Wertheim
Aufnahme vom 3. Juni 2015 aus dem Musikclub im Konzerthaus Berlin
Die Pianistin und Komponistin Rosy Wertheim (1888 - 1949) entstammt einer angesehenen jüdischen Familie in Amsterdam. Während ihres Kompositionsstudiums in Paris wurde ihr Salon bald Treffpunkt von Persönlichkeiten wie Ibert, Jolivet, Messiaen und Milhaud. 1937 nach Amsterdam zurückgekehrt, konnte sie mit ihren Kompositionen Erfolge feiern. Die Besetzung der Niederlande 1940 bedeutete das jähe Ende ihrer künstlerischen Laufbahn. Zwar überstand sie den Krieg unentdeckt, konnte jedoch nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. 1949 starb sie nach kurzer schwerer Krankheit.
14. Oktober
Kissinger Sommer 2014
Claude Debussy
Streichquartett g-Moll, op. 10
Karol Szymanowski
Streichquartett Nr. 2, op. 56
Meccorre String Quartet
Aufnahme vom 14. Juni 2014 im Rossini-Saal des Regentenbaus, Bad Kissingen
Beide nahmen sie in ihren Streichquartetten auch die Klänge ihrer Zeit auf, Claude Debussy und Karol Szymanowski. Dabei schaute der 31-jährige Debussy noch einmal zurück, als er sein einziges Streichquartett komponierte, auf das Werk seines Lehrers César Franck und auf die deutsche Kammermusiktradition. 1893 wurde es in Paris uraufgeführt. Debussy wollte seinen Kritikern beweisen, dass er durchaus in der Lage war, den traditionellen Anforderungen des Genres zu genügen und dass er nicht der "allgemeinen Formlosigkeit der Epoche" verfallen war, wie es ein Kritiker formulierte. Dabei arbeitete Debussy zur selben Zeit schon an einem Stück, mit dem er Musikgeschichte schreiben sollte und den musikalischen Impressionismus zur frühen Blüte brachte: "Prélude a l’aprés-midi d’un faun". In Karol Szymanowskis zweitem Streichquartett von 1927 erklingen, wie bei Debussy, auch spätromantische Elemente, zugleich manches von dem, was Debussy an impressionistischen Innovationen hervorgebracht hat, und darüber hinaus Tataren-Folklore und die Atonalität der "Neuen Musik". Die vier jungen polnischen Musiker des 2007 gegründeten Meccorre String Quartets spielen die beiden Werke energisch und analytisch zugleich. Das Quartett wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.
21. Oktober
25 Jahre "Komponistinnen und ihr Werk"
Vitìzslava Kaprálová
Streichquartett op. 8
Germaine Tailleferre
Streichquartett
Katalin Hercegh, Violine
Susanne Berendes, Violine
Joachim Schwarz, Viola
Wolfram Geiss, Violoncello
Aufnahmen vom 27. März 2015 aus dem Rathaus Kassel
Die Konzertreihe "Komponistinnen und ihr Werk" wurde 1990 von Christel Nies gegründet und wird seitdem auf ehrenamtlicher Basis von ihr geleitet. Die Reihe stellt in kontinuierlicher Folge das auch heute noch unterrepräsentierte Schaffen von Komponistinnen aus Vergangenheit und Gegenwart vor. Mit bisher ca. 200 Konzerten in Kassel und verschiedenen europäischen Städten und der Aufführung von hunderten Komponistinnen-Werken, darunter zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, ist die mehrfach ausgezeichnete Reihe die einzige ihrer Art in Deutschland und bildet einen besonderen Schwerpunkt im Musikleben der Stadt Kassel. - Der Deutschlandfunk dokumentierte am 27. März 2015 das Jubiläumskonzert.
28. Oktober
Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
Hör Kristenhait!
Oswald von Wolkenstein, der Mönch von Salzburg und andere
Geistliche Gesänge der letzten Minnesänger
Ensemble Leones
Leitung: Marc Lewon
Aufnahme vom Oktober 2013
Der Mönch von Salzburg und Oswald von Wolkenstein zählen zu den größten deutschen Lieddichtern des Spätmittelalters und gelten als die wichtigsten Repräsentanten für die Blüte weltlicher Dichtung und Musik dieser Epoche. Weniger bekannt ist heute, dass sie auch bedeutende Komponisten geistlicher Lieder waren, die die gesellschaftlichen Positionen der so unterschiedlichen Dichtersänger widerspiegeln. Beide waren im höfischen Umfeld, aber auf unterschiedlichen Seiten tätig. Wie auch bei seinen weltlichen Liedern brachte Oswald hier seine ganze Persönlichkeit mit ein, autobiographische Details und die Sorge um das ganz persönliche Seelenheil vermischen sich mit einem typisch anekdotenhaften erzählenden Stil. Dem Mönch hingegen gelang es meisterhaft, seine lateinischen Choralvorlagen kunstvoll ins Deutsche zu übertragen und sich darüber hinaus schlichten, im Volk beliebten Liedern und den groß angelegten Formen der Sangspruchdichtung zu widmen. So entstand ein facettenreiches Programm, das neben wenigen "Klassikern" viele Ersteinspielungen enthält und um geistliche Instrumentalmusik aus Quellen des 15.Jahrhunderts ergänzt wurde.