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Alles Gold dieser Erde?

Das Pferd ist auch heutzutage noch eine Einkommensquelle für die Landwirte. Eine Möglichkeit, damit Geld zu verdienen, ist dabei die Pensionspferdehaltung im Haupt- oder im Nebenerwerb. Doch wie immer gilt auch auf diesem Markt - Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Autorin: Elke Drewes | 22.07.2004
    Nicht beißen, nein!

    Jeden Morgen um acht füttert Landwirt Fred Wedemeier in Isernhagen bei Hannover die Pferde, dann bringt er sie auf die Weide. Seit den 70er Jahren hat er Pensionspferde auf seinem Hof. Anfangs waren es die Pferde aus der Tierklinik nebenan, dann kamen Pferde von Hobbyhaltern dazu. Insgesamt zwölf Pferdeboxen hat er eingerichtet, aber davon stehen zur Zeit vier leer, bedauert Wedemeier:

    Da bin ich voll enttäuscht, das lief schon mal besser. Seit zwei Jahren ist es schlimm wegen der Wirtschaftslage. Jeder Bauer, der aufhört mit Rindviechern, hat Pferdeboxen, aus jedem Schweinestall, aus jedem Loch wurde eine Box gemacht. Das führte zu einem Überangebot, es gibt zu viele Vermieter, Preisunterbieter darunter. Der und der und der, jeder hat Pferdeboxen zu vermieten. Aber das Geld ist knapp, die Hobbyhalter verdienen nichts mehr.

    Die Pferdepension - bis Ende der 90er Jahre ein lukratives Zusatzgeschäft, lohnt sich kaum noch, sagt Fred Wedemeier. Heute ist er froh, dass er nicht auch noch den Rinderstall mit Boxen ausgebaut, sondern als Industrielager vermietet hat.
    Seine hellen, luftigen Ställe zu Dumpingpreisen anbieten, so wie viele andere in der Region Hannover, das will er nicht:

    Es gibt welche, die gehen bis zu 80 Euro runter monatlich. Ich geh nicht runter mit dem Preis, weil es nichts einbringt. Stellen Sie sich vor, ich hätte eine große Reithalle gebaut für 250.000 Euro und dann kämen keine Pferde, dann könnte ich Konkurs anmelden, einfache Kiste. Ich hoffe auf bessere Zeiten, dass die Leute wieder mehr Geld verdienen.

    Bei Philipp Hess in Bettenrode bei Göttingen läuft das Geschäft besser.
    Der Gutshof liegt zwischen bewaldeten Hügeln, Wiesen und Feldern 10 km von Göttingen entfernt. Er hat das Gut vor 5 Jahren von seinem Großvater übernommen. Der hatte die Kuh- und Schweineställe zu Pferdeboxen umgebaut und dazu Reitplätze und eine Halle eingerichtet.

    Die Pensionspferdehaltung rechnet sich, sagt Philipp Hess. In den hellen, luftigen Boxen sind 45 Pferde untergebracht. Drei Angestellte füttern sie mehrmals täglich, misten aus und machen Heu und Stroh von eigenen Wiesen und Äckern. Eine Box kostet zwischen 260 und 310 Euro. Das ist mehr als das, was andere Ställe in der Region verlangen:

    Für uns ist es schwierig, mit Dumping-Preisen zu konkurrieren. Das ist für unseren Betrieb mit Reithallen und Außenplätzen nicht möglich. Wir versuchen uns abzuheben, wir bieten den Service: wir bringen die Pferde auf die Wiese, wir haben ein Laufband, eine Bewegungsmaschine, dann haben wir die Möglichkeit in der Reithalle, die Pferde selber zu longieren. Also der Kunde ist nicht verpflichtet, jeden Tag zu kommen und sich um sein Pferd selbst zu kümmern.

    Außerdem reitet Philipp Hess auf Wunsch seiner Kunden die Pferde auch ein und bildet sie aus. Seine Partnerin ist Katrin Hafner. Die 21-jährige Landwirtschaftsstudentin und Tierarzthelferin betreut kranke Pferde auf dem Hof und gibt Reitunterricht für Kinder:

    Wieder antraben, ja, sehr schön.

    Der Reithof Bettenrode hebt sich mit seinem umfassenden Angebot von anderen Ställen in der Region ab. Und zu genau dieser Strategie rät auch Hans-Georg Hassenpflug von der Landwirtschaftskammer Hannover:

    Jeder Bauer sollte sich genau angucken, was in seiner Region schon mit Pferden passiert und welche Dienstleistungsangebote er in dieser Region noch platzieren kann, um Einkommen zu erwirtschaften.

    Außerdem sollte die ganze Familie mitziehen. Denn:

    Pferde bedeuten Leben bis abends zehn Uhr auf dem Hof, samstags und sonntags, und das muss die ganze Familie wollen.