Dienstag, 19. März 2024

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Alzheimer aus dem OP-Saal?
Mediziner diskutieren Übertragungswege von Prionen

Kleinwüchsigen Kindern möchte die Medizin schon länger mit Wachstumshormonen helfen. Was heute gentechnisch hergestellt wird, wurde bis zur Mitte der 80er-Jahre aus Hirnanhangdrüsen von Leichen gewonnen. Dabei kam es gelegentlich zur Übertragung der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Jetzt legt eine Studie nah, dass sich mit dem Hirngewebe offenbar auch Alzheimer übertragen lässt.

Volkart Wildermuth im Gespräch mit Arndt Reuning | 10.09.2015
    Die DNA-Färbung von Alzheimer-Hirngewebe, dargestellt auf einem Bildschirm.
    Die DNA-Färbung von Alzheimer-Hirngewebe. Könnte die Krankheit unter bestimmten Umständen durch Operationen übertragen werden? (picture alliance / ZB / Waltraud Grubitzsch)
    "Die Forscher haben das Gehirn von acht Menschen im Detail untersucht, die alle als Kinder Wachstumshormone erhalten hatten und Jahre später an Creutzfeldt Jakob erkrankt sind", erläuterte Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth im Deutschlandfunk.
    Creutzfeldt Jakob wird durch Prionen übertragen: fehlgefaltete Eiweiße, die in einer Art Kettenreaktion über Jahrzehnte die gesunden Eiweiße im Gehirn der Empfänger ebenfalls in die falsche Form zwingen und so die Krankheit auslösen.
    "Entsprechend wurden auch diese Prionen im Gehirn nachgewiesen", sagte Wildermuth über die Studie, die nun im Fachmagazin "Nature" erschien.
    Wildermuth: "Aber gleichzeitig fanden sich auch A-beta-Ablagerungen, die eigentlich für Alzheimer typisch sind. Die Patienten sind im Alter zwischen 36 und 51 Jahren verstorben und hatten keine Risikogene für Alzheimer. Deshalb sind diese Ablagerungen sehr ungewöhnlich. Die einfachste Erklärung lautet: Man hat, ohne es zu ahnen, auch Gehirne von Menschen mit beginnendem Alzheimer für die Isolierung des Wachstumshormons genutzt."
    Das gesamte Gespräch können Sie sechs Monate in unserem Audio-Player nachhören.