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Am Puls der Zeit

Puls messen, Blutzucker feststellen, Körpertemperatur erfassen - mithilfe moderner Mobiltelefone und handlicher Zusatzgeräte lässt sich der eigene Körper unterwegs auf Schritt und Tritt überwachen. Worauf man beim Kauf achten sollte, beantwortet die DLF-Kaufberatung.

Von Philip Banse | 08.08.2011
    Wie funktioniert der mobile Gesundheitscheck?
    Voraussetzung ist oft ein modernes Smartphone mit einem Betriebssystem von Google oder Apple. An das Telefon wird dann ein Messgerät angeschlossen. So lassen sich unterwegs und jederzeit die Messergebnisse sammeln, grafisch übersichtlich darstellen und bei Bedarf ins Internet hochladen.

    Welche konkreten Anwendungen gibt es?
    Die Bandbreite mobiler Gesundheitschecks ist sehr groß und kaum zu überschauen. Messen lassen sich Gehirnströme, Schritte beim Spaziergang oder der Kalorienverbrauch beim Joggen. Einige Ärzte loben auch Pillen-Erinnerungsfunktionen oder Schmerz-Tagebücher. Allein mit dem Kopfhörer machbar ist etwa ein Hörtest. Der "Hörtest für alle", der "Hörtest von Siemens" oder "uHear.de" lassen sich auf gratis auf dem iPhone installieren. Die Testergebnisse werden übersichtlich dargestellt, Hunderte von Nutzern haben den kleinen Programmen gute Noten geben.

    Von welchen weiteren Anbietern sind Geräte auf dem Markt?
    Die Telekom verkauft ab heute Messmodule für Blutzucker, Körpertemperatur, Puls und Blutdruck - Komplettpreis 309 Euro. Die Messgeräte werden ans iPhone angeschlossen und sollen von dort ins Internet geladen werden können - etwa für Familienmitglieder oder den Arzt. Genauso teuer, aber liebevoller gestaltet ist der Puls- und Blutdruckmesser von Withings. Ungezählte Apps und Geräte sollen helfen, den Schlaf zu verbessern. Der ZEO etwa besteht aus einem Stirnband und einem Wecker für den Nachtisch. Das Stirnband misst, wie lange verschiedene Schlafphasen dauern und kann den Nutzer morgens wecken, wenn es für ihn biologisch am günstigsten ist. Die Schlafdaten können online analysiert werden, um Tipps für einen besseren Schlaf zu bekommen. Preis des Schlafmanagers: 199 Dollar. Gewichtsbewusste könnten sich von der Waage motivieren lassen, die alle Messergebnisse auf einer Telefon-App anzeigt – und auf Wunsch auch twittert.

    Wie verlässlich sind die Messwerte?
    Das ist schwer zu beurteilen. Bisher gibt es in Deutschland kein Siegel für mobile Gesundheitschecks. Medizinische Geräte brauchen zumindest eine CE-Kennzeichnung, ein Siegel, das sagt: Dieses Gerät entspricht den rechtlichen Vorgaben der EU. Viele Gesundheits-Apps sind jedoch als Lifestyle-Anwendungen klassifiziert und brauchen daher keine CE-Kennzeichnung. Ärzte berichten, dass etwa mobile Pulsmesser auf Telefonen stark schwankende Werte auswarfen. Gute Produkte bieten jedoch offenbar Messwerte, die für eine grobe Lageeinschätzung gut geeignet sind. Eine Diagnose sollte man jedoch dem Arzt überlassen.

    Wie steht es mit dem Datenschutz?
    Medizinische Daten sind potenziell von großem Interesse für Werbekunden und die Pharmaindustrie. Wer diese Daten einer Software für sein Telefon oder einer Website anvertraut, sollte sich überlegen, welche Daten er preisgeben will, sollte sich die Datenschutzrichtlinien der Anbieter genauer ansehen und eventuell einen falschen Namen und eine frische E-Mail-Adresse angeben.

    Und unterm Strich?
    Das Mobiltelefon als medizinisches Messgerät mit Internetanschluss – das dürfte interessant sein für all jene, die aus gesundheitlichen Gründen auf regelmäßige Messungen angewiesen sind: Diabetiker und Bluthochdruck-Patienten dürften die unkomplizierten und handlichen Geräte zu schätzen wissen – auch weil die lückenlose und grafisch aufbereitete Dokumentation aller Messdaten in der Software neue Erkenntnisse bereithalten könnte. Dass Patienten und Gesundheitsbewusste wertvolle Tipps und Unterstützung bekamen, weil sie ihre Werte veröffentlichten, ist mehrmals dokumentiert. Ein großes Angebot an Software und Geräten finden aber auch all jene, die gezielt etwas für ihren Körper tun wollen: Mit den mobilen Gesundheitscheckern wird jeder zum Statistiker in eigener Sache und erhält eine Datenbasis, wie sie lange nur Spitzensportlern zur Verfügung stand.