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Amateurfunker erobern den Weltraum

Jedes Jahr pilgern sie nach Friedrichshafen - zur HAM-Radio. Zahlreiche Funkamateure aus der ganzen Republik kommen an den Bodensee, um Freunde zu treffen, die sonst nur hören oder sich über neueste Amateur-Technologien zu informieren. Zum Beispiel darüber, wie man zur Raumstation ISS eine Funkbrücke schlagen kann.

28.06.2003
    Von Thomas Wagner

    Auf MIR, der russischen Station, war schon eine Amateurfunkstation. Und nun, auf ISS, gibt es auch eine. Es ist ein sehr kleines Gerät, nur 5 Watt stark, und damit können Astronauten, wenn sie eine Amateurfunklizenz haben, mit dieser Amateurfunkstation arbeiten.

    ... so der Belgier Gaston Bertels, europäischer Chairman der Organisation ARISS. Das steht für: Amateur Radio on the International Space Station. Die Kontaktaufnahme mit den Astronauten der Internationalen Raumstation stellt gerade für Funkamateure eine reizvolle - und nicht ganz einfache - Aufgabe dar:

    Ein Hauptteil davon ist die Antenne. Wir brauchen eine große Yagis. Es ist ungefähr wie eine Fernsehantenne. Die muss man nachführen können und das erledigt ein Computerprogramm.

    Und genau das ist das Schwierigste an Amateurfunkverbindungen mit der Internationalen Raumstation. Gefunkt wird nämlich auf Ultrakurzwelle im so genannten 2-Meter-Band. Hier herrschen sogenannte "quasi-optische" Ausbreitungsbedingungen. Das bedeutet: Nur dann, wenn theoretisch die Raumstation tatsächlich am Himmel zu sehen ist, kann es zu einer Kontaktaufnahme kommen. Nun umkreist ISS in 400 Kilometern Höhe die Erde. Das Zeitfenster zwischen dem Auftauchen auf der einen Seite des Horizonts und dem Abtauchen auf der anderen Seite ist gerade 10 Minuten lang. Nur in diesem Zeitraum sind Amateurfunkverbindungen möglich - und auch nur dann, wenn der Funkamateur über eine computergesteuerte, bewegliche Antenne verfügt, die automatisch in ihrer Bewegung der Raumstation folgt - eine Tüftelei, die den Funkern einiges an Erfahrung abverlangt. Dabei kommen allerdings nicht nur Sprechfunkverbindungen zu Stande.

    Wir haben auch digitale Kommunikationsmöglichkeiten. Packet-Radio heißt das dann. Das sind digitale Signale, Computersignale, die ausgestrahlt werden, und es sind eigentlich die Computer, die miteinander reden.

    So können Funkamateure in eingeschränktem Rahmen digitale Informationen beispielsweise über die gerade laufenden wissenschaftlichen Missionen an Bord der ISS empfangen und auswerten. Amateurfunkverbindungen zur Internationalen Raumstation - eigentlich steht diese Möglichkeit nur lizensierten Funkamateuren offen. Die Mitglieder von ARISS ermöglichen es mit ihren Bodenstationen allerdings auch Schulen weltweit, mit den Astronauten an Bord der ISS zu kommunizieren. Die Warteliste ist lang. Zwei Jahre kann es dauern, bis eine Schule für zehn Minuten an die Reihe kommt. Die Astronauten selbst dürfen aber nur während ihrer Freizeit, in der Regel in den Abendstunden, an die Amateurfunkstation an Bord der ISS. Dennoch ist der Andrang groß, mit ihnen in Kontakt zu treten, erklärt Bertels.

    Es ist etwas Spezielles. Es ist wie eine andere Welt zu bereisen. Nicht ein anderer Kontinent, sondern eine Außenwelt. Es ist eine Grenze, die letzte Grenze, wo noch Personen leben im Raum.