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Amerikanische Unis
Gute Bedingungen für Leistungssportler

Leistungssport und Studium - wie soll das zusammenpassen? Diese Frage stellten sich Langstreckenläufer Jonathan Dahlke und Stefan Höller, der Zehnkampf und Hürdensprint betreibt. Beide studieren inzwischen in den USA. Dort lassen sich Studium und Leistungssport besser vereinbaren als hierzulande.

Von Gerd Michalek | 01.02.2016
    "Ein Ansatzpunkt für mich im Vergleich zu Deutschland war, dass ich in den USA das Studium und Sport besser verbinden kann, und die Erfahrung habe ich auf jeden Fall. Dadurch, dass das Team, für das ich starte, Teil von der Uni ist, ist es so abgestimmt , dass es mit dem Lehrplan und mit den Kursen nicht zu Kollidierungen kommt."
    "Dort kann ich zwei Trainingseinheiten am Tag ohne jede Probleme machen. Am Anfang des Semesters kann man seinen Stundenplan nach den Trainingseinheiten legen. Athleten kommen quasi als erstes, egal in welchen Kurs, egal in welche Vorlesung man will. Man kommt sofort rein."
    Jonathan Dahlke und Stefan Höller sind bei 20. In den USA studiert der Langstreckler Dahlke an der Mount Olive University in North Carolina. Zehnkämpfer Höller ist an der Manhattan University in New York für Financials und VWL eingeschrieben. Hat es sich gelohnt?
    "Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können, es klappt super vom Training und super von der Uni."
    "Ich bewerbe mich jetzt für einige Praktika im Sommer. Man merkt vor allem bei großen Unternehmen, dass dadurch, dass man das auf dem Lebenslauf hat, okay, ich studiere in den USA, dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten."
    Die Idee an ein College zu gehen, kam Stefan Höller, als er bei einem deutschen Wettkampf den Werbestand einer Vermittlungsagentur sah. Die stellte den Kontakt zu den US-Hochschulen her. Und dafür war ein Sportprofil nötig.
    "Ich musste auch ein Video drehen, da bin ich mit meinem Vater auf den Sportplatz gegangen, habe eine Trainingseineinheit aufgenommen und auch Wettkampfvideos hingeschickt, damit die mich in "action" sehen können."
    Auch Jonathan Dahlke erstellte ein Profil. Bei der Agentur "scholarship" hat ihm das den Kontakt zu neun US-Colleges beschert. Er entschied sich für Mount Olive, weil dort ein starkes Läufer-Team trainiert und der Coach ihn unbedingt haben wollte. Kurze Wege von Sporthalle zum Hörsaal zu haben, gefällt beiden. Bei den Sportstätten musste Jonathan jedoch kleine Abstriche machen: Seinem College fehlt die Leichtathletik-Anlage, so muss er öfters im Gelände laufen. Beim Training mussten sich beide sehr umgewöhnen!
    "Ich hatte hier in Deutschland noch nicht so große Umfänge gemacht, was das Training angeht. Auch mit Verletzungen wird anders umgegangen, da sagen die Trainer: "Lauf mal durch eine Verletzung einfach durch." Das ist da Gang und gäbe, hier ist so: Erst mal Pause machen. Aber dort mit dem Teamerfolg als Hintergedanke: durchziehen, "auf die Zähne beißen"."
    Außerdem sind die Trainingspläne am College weniger individuell gestrickt als hierzulande. Und der Leistungsdruck ist höher: Jonathan Dahlkes College-Gebühr beträgt 27.000 Dollar jährlich, wobei 24.000 Dollar durch ein Stipendium abgedeckt sind. Rechtfertigungsdruck?
    "Es ist natürlich so, dass je besser man "performed" – sowohl im Klassenraum als auch auf der Laufbahn, dass man dort bares Geld bekommen kann in Form eines verbesserten Stipendiums, das die Uni dann ausgibt."
    Es sieht gut aus. Beide Sportler können mit Leistungsdruck umgehen. Für die nächsten zwei Jahre hofft Jonathan Dahlke sogar auf ein 100-Prozent-Stipendium.
    "Ein Stipendium, das du einmal bekommst, kann dir nicht gekürzt werden. Aus leistungstechnischen Gründen ist das so geregelt. Es sei denn, du hast persönliche Verfehlungen. Du fährst betrunken gegen den Baum."
    Was den Sportlern Rückenwind verschafft, ist der starke Teamgeist an den Unis, die oft zu Wettkämpfen gegeneinander starten. Wären beide mittlerweile Sport-Stars, hätten sie aber ein echtes Problem: Der College-Verband NCAA zwingt alle Studenten eine Amateur-vereinbarung zu unterschreiben, die es verbietet, Preis- und Sponsorengeld anzunehmen.