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Analyst sagt spanischen Banken schwierige Zeiten voraus

Heute tagt die Europäische Zentralbank EZB im krisengeplagten Spanien, und das tut Not: Gerade spanische Banken werden Probleme haben, die von den EU-Finanzministern geplante höhere Eigenkapitalquote zu erreichen, sagt der Analyst Stefan Bongardt. Hilfe für die Spanier durch die EZB erwartet Bongardt nicht.

Das Gespräch führte Michael Braun | 03.05.2012
    Klemens Kindermann: Schon heute Nachmittag dürfte sich der Blick wieder auf die Euro-Schuldenkrise richten. Die EZB tagt in Spanien, die Banken dort machen in der Euro-Krise besondere Sorgen. Heute Nacht versuchten die EU-Finanzminister, eine Einigung über die Kapitalpuffer für die europäischen Banken zu erreichen. Das ist noch nicht gelungen. Wie wird das denn aus Sicht der Märkte interpretiert?

    Michael Braun: Das habe ich kurz vor der Sendung Stefan Bongardt gefragt, er ist der Bankanalyst bei dem bankunabhängigen Analysehaus Independent Research. Ich habe ihn zunächst gefragt, ob diese Regelungen, mehr Eigenkapital für Banken zu schaffen, auch wenn sie noch nicht konkret sind, in die richtige Richtung gehen.

    Stefan Bongardt: Ja, ich denke, sie gehen in die richtige Richtung, denn die Vergangenheit, sprich die letzten Finanzkrisen haben ja im Grunde genommen gezeigt, dass viele Banken aufgrund der Bilanzrisiken ja in Schwierigkeiten geraten sind, weil das unterlegte Eigenkapital nicht ausgereicht hat, um diese Risiken auffangen zu können. Die Folge war ja im Grunde genommen, dass vielfach ja auch in Deutschland, beispielsweise bei der Commerzbank, der Staat einspringen musste, sprich der Steuerzahler, um diese Banken zu stützen. Um das in der Zukunft zu unterbinden, ist es natürlich folgerichtig, für die Banken höhere Kapitalquoten vorzuschreiben. Es sollte zudem auch vertrauensbildend wirken für die Banken und stabilisierend für die europäischen Banken, also im Grunde genommen eine richtige Entscheidung.

    Braun: Um welche Summen reden wir da, wenn wir von höheren Eigenkapitalquoten reden? Was müssen sich die Banken besorgen?

    Bongardt: Auf EU-Ebene gab es ja zumindest verschiedene Diskussionen, auch bezüglich des Kapitals, das fehlt, was sich so auf 300 bis 500 Milliarden Euro im Grunde genommen belaufen hat. Aber viele Banken sind ja nach wie vor in der Lage, durch die Gewinnentwicklung diese Eigenkapitallücke zu schließen, beispielsweise Commerzbank oder Deutsche Bank.

    Braun: Die britische Regierung, die sucht offenbar schärfere Sonderregelungen. Warum sucht sie Sonderregelungen und warum sucht sie schärfere Sonderregelungen?

    Bongardt: Hintergrund der höheren Kapitalquoten dürfte vornehmlich sein, dass es ja derzeit keine EU-Auffanglösung gibt für in Krisen geratene Banken und dann im Grunde genommen ja die nationale Regierung die Banken auffangen muss, und da soll dem so ein bisschen entgegengewirkt werden. Das heißt, durch die höheren Kapitalquoten versucht sich, die Regierung auch selber ein bisschen abzusichern. Und man darf natürlich nicht vergessen, dass auch die britische Regierung ja in der letzten Finanzkrise mit sehr hohen Beträgen den Bankensektor zum Teil stützen musste.

    Braun: Als der wunde Punkt in der europäischen Bankenlandschaft gelten im Moment die spanischen Banken, vor allen Dingen die kleineren, die regionalen Banken. Würde das denen helfen, höhere Eigenkapitalquoten oder sie gerade erst in die Krise stürzen, weil sie wahrscheinlich kaum Geldgeber finden, die ihnen das Kapital geben?

    Bongardt: Ich glaube, Letzteres dürfte eher der Fall sein. Bei den großen spanischen Banken wie einer BBVA oder Santander ist das Geschäft natürlich zum Teil stark aufs Ausland fokussiert. Das heißt, man ist nicht so vom spanischen Markt abhängig. Aber das Problem der spanischen nationalen Banken ist ja eben auch das schwache Wachstum, sprich die Rezession, in der sich Spanien derzeit befindet. Das heißt, man wird hier auch in Zukunft weiterhin mit einer hohen Risikovorsorge zu kämpfen haben, wird hier vermutlich noch Abschreibungen auf die jeweiligen Immobilien vornehmen müssen, und das wird natürlich die Gewinnentwicklung und auch das Eigenkapital belasten. Das heißt, für die wird es natürlich relativ schwer werden, diese Kapitalquoten vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Umfelds zu erreichen.

    Braun: Ich habe Stefan Bongardt noch gefragt, ob die EZB, die ja heute in Spanien tagt, Hilfsmöglichkeiten hätte. Er sagte: "Nein."