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Angebliche Abhör-Aktion
Was ist dran an Trumps Spitzel-Vorwürfen?

Hat Obama den Trump-Tower abgehört? Beweise für diese Anschuldigung gegen seinen Vorgänger hat US-Präsident Trump bisher nicht vorgelegt, ehemalige Geheimdienstler widersprechen. Jetzt soll sich ein Kongressausschuss mit der angeblichen Affäre beschäftigen.

05.03.2017
    Das Bild zeigt den Schriftzug "Trump Tower". Das Gebäude ist von von unten zur Spitze aufschauend fotografiert.
    Trumps Vorwurf: US-Präsident Obama soll Telefongespräche im Trump-Tower abgehört haben (DPA / EPA / JASON SZENES)
    Das Weiße Haus forderte den Kongress auf, die Abhör-Vorwürfe gegen Obama zu untersuchen. Der Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses, der Republikaner Devin Nunes, erklärte in einer Stellungnahme, der Untersuchungsausschuss zur mutmaßlichen Einflussnahme Russlands auf die US-Wahl werde sich mit jeder möglichen Überwachung während des Wahlkampfes beschäftigen.
    Trump hatte auf Twitter behauptet, sein Amtsvorgänger Barack Obama habe kurz vor den Präsidentschaftswahlen seine Leitung im Trump-Tower abhören lassen. In insgesamt vier Tweets mit mehr oder weniger dem gleichen Inhalt schilderte er seinen Vorwurf, der in der Aussage "Das ist Nixon/Watergate. Böser (oder kranker) Kerl!" seinen Höhepunkt fand. Beweise für die Vorwürfe legten weder Trump noch seine Mitarbeiter vor.
    Ex-Geheimdienst-Chefs dementieren
    Widerspruch erntet Trump von mehreren früheren Geheimdienst-Verantwortlichen. Ex-Geheimdienstdirektor James Clapper sagte auf NBC, es habe keinerlei Abhöraktivitäten gegen Trump oder seine Wahlkampagne gegeben.
    Auch Obama selbst hatte die Vorwürfe umgehend zurückgewiesen. Über seinen Sprecher ließ er erklären, "weder Präsident Obama noch irgendein Verantwortlicher im Weißen Haus hat jemals das Abhören irgendeines amerikanischen Bürgers angeordnet". Obamas früherer Spitzenberater Ben Rhodes twitterte: "Kein Präsident kann einen Lauschangriff anordnen." Und fügte hinzu: "Wenn Trump sich seiner Sache so sicher ist, sollte er eine vollständige Untersuchung anstreben von allem, was mit Russland und den Wahlen zusammenhängt."
    CNN: Trump aufgebracht wie nie
    Verschiedene US-Medien bewerteten die Anschuldigungen als Versuch Trumps, von der Affäre um Kontakte von Teilen seines Teams zu Russland abzulenken. Trump sei vor allem unzufrieden damit, dass der Druck auf Justizminister Jeff Sessions den Erfolg seiner eigenen Rede vor dem Kongress überschattet habe, berichtet CNN und beruft sich auf Quellen aus dem Weißen Haus. Niemand habe Trump bislang "derart aufgebracht" erlebt. Dieser habe das Gefühl, sein Kommunikationsteam habe zugelassen, dass die Sessions-Geschichte das Narrativ übernommen habe.
    Zwei weitere - in einer Reihe mit den anderen vier - abgesetzte Tweets zeigen, wie den 70-Jährigen die Affäre umtreibt: Darin schreibt Trump, Sessions erstes Treffen mit dem russischen Botschafter habe noch unter der US-Administration stattgefunden; der selbe Botschafter habe Obama außerdem 22mal besucht, "alleine viermal im vergangenen Jahr".
    (rm/jasi/bor/mg)