Freitag, 19. April 2024

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Lösung im Korea-Konflikt?
"Wir Deutschen wissen, wie schnell so etwas gehen kann"

Vor weiteren Gesprächen über eine Lösung des Korea-Konflikts äußert der Asien-Experte der Deutschen Welle, Alexander Freund, vorsichtigen Optimismus. Die jüngste Eskalationsspirale sei gestoppt, Nord- und Südkorea wollten beide grundsätzlich eine Wiedervereinigung, sagte er im Dlf.

Alexander Freund im Gespräch mit Manfred Götzke | 31.03.2018
    In this March 26, 2018, photo, North Korean leader Kim Jong Un, center right, and Chinese counterpart Xi Jinping, center left, inspect the honor guard at the Great Hall of the People in Beijing. North Korea's leader Kim and his Chinese counterpart Xi sought to portray strong ties between the long-time allies despite a recent chill as both countries on Wednesday, March 28, 2018, confirmed Kim's secret trip to Beijing this week. The content of this image is as provided and cannot be independently verified. Korean language watermark on image as provided by source reads: "KCNA" which is the abbreviation for Korean Central News Agency. (Korean Central News Agency/Korea News Service via AP)
    Diese Woche traf sich Nordkoreas Führer Kim Jong-Un überraschend mit Chinas Staatschef Xi Jinping. Ein extrem schlauer Schachzug, den "großen Bruder" so einzubinden, meint Asien-Experte Alexander Freund. (KCNA via KNS)
    Eine Konföderation oder eine Wiedervereinigung der koreanischen Staaten in absehbarer Zeit - ausschließen könne man im Moment gar nichts mehr, sagte der Redaktionsleiter Asien der Deutschen Welle (DW) im Dlf. "Man darf nie vergessen: Beide koreanischen Staaten haben die Wiedervereinigung als Staatsdoktrin."
    Wie sich die Lage deeskalieren ließe
    Und Lösungsansätze lägen auf dem Tisch. So habe Nordkoreas Führer Kim Jong-Un bei einem Überraschungsbesuch beim Regional-Hegemon China - "ein extrem schlauer Schachzug" - ernsthaft eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel ins Gespräch gebracht. "Ich glaube, das ist sehr ernst zu nehmen."
    Um die aufgerüstete Situation zu entschärfen, wäre es taktisch klug, wenn auch die USA ihre Raketenabwehr-Batterien in Südkorea abbauten, erläuterte Freund. Die USA sollten ihr geplantes Militärmanöver mit Südkorea verschieben, Nordkorea müsste ebenfalls zum Verzicht auf Provokationen, Raketentests und Manöver verpflichtet werden, so Freund. "Das wäre dann so ein Geben und Nehmen."
    Neue Situation auch Trump zu verdanken
    Nach dem Säbelrasseln zwischen US-Präsident Donald Trump und Kim Jong-Un sei die nun greifbar scheinende Entspannung interessanterweise "auch ein bisschen auf die Politik von Trump zurückzuführen", sagte der DW-Redaktionsleiter Freund:
    "Der vielgescholtene Trump hat mit seiner Verschärfung der Sanktionen natürlich auch Nordkorea mächtig unter Druck gesetzt. Auf einmal bewegt sich was, das haben Obama und Bush eben nicht geschafft. Und es wäre eine Ironie der Geschichte, wenn ausgerechnet er jetzt mit seiner polternden Art Bewegung reinbringt."
    Südkoreas "Ostpolitik" unter Moon Jae-In
    Zwischen all den "Alphatierchen" in diesem Konflikt werde zu wenig über Südkoreas zurückhaltenden Präsidenten Moon Jae-In gesprochen. Der sei 2017 an einem Tiefpunkt der koreanischen Geschichte an die Macht gekommen, habe aber entgegen dem aufgeheizten Zeitgeist eine Annäherungspolitik der kleinen Schritte vorgeschlagen:
    "Lasst uns vertrauensbildende Maßnahmen erst mal ergreifen, ein bisschen Familienzusammenführung, Seuchenbekämpfung, als Umweltthemen, nichts, was wehtut. Aber lasst uns einfach versuchen, den Dialogfaden wieder aufzubauen. Und wenn das klappt, dann der nächste Schritt, vielleicht wirtschaftliche Zusammenarbeit, Industriepark Kaesong wieder eröffnen, so was."
    Bilaterale Gespräche folgen, trilaterale vorgeschlagen
    Moon habe "mit dieser sehr mutigen Politik ein wirklich wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit gesetzt". Der südkoreanische Präsident hat auch ein Dreiertreffen mit Kim und Trump angeregt.
    Zunächst wollen sich Moon und Kim Ende April treffen. Darauf soll ein Treffen zwischen Kim und Trump folgen.