Samstag, 20. April 2024

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Angriff in Ottawa
Täter handelte offenbar allein

Der Angreifer in der kanadischen Hauptstadt Ottawa hatte nach Erkenntnissen der Polizei keine Komplizen. Die Behörden bestätigten entsprechende Medienberichte. Der Mann, der den Täter schließlich mit Schüssen tötete, wurde im kanadischen Parlament mit langem Applaus empfangen.

23.10.2014
    Polizisten in Ottawa untersuchen einen der Tatorte am 22.10.2014.
    Die Lage in der kanadischen Haupstadt Ottawa ist auch einen Tag nach dem Angriff angespannt. (afp / Lars Hagberg)
    Der Zeremonienmeister und Sicherheitschef des Parlaments in Ottawa machte dem Angriff in Ottawa ein Ende, indem er den Angreifer in der Eingangshalle des Gebäudes erschoss. Kevin Vickers wurde für seinen Einsatz heute von den Abgeordneten mit langem Applaus empfangen.
    Kanadas Premierminister Stephen Harper erklärte bei einer Rede zur Wiedereröffnung des Parlaments, Ziel des Angriffs sei es gewesen, Angst und Panik auszulösen und die Arbeit der Regierung zu behindern. Die Welt sei gefährlich, aber Kanada werde sich durch den Fall nicht einschüchtern lassen. Zugleich kündigte Harper schärfere Anti-Terror-Gesetze in seinem Land an. Dabei geht es um ausgeweitete Befugnisse für Sicherheitsbehörden, etwa bei der Festnahme und Überwachung von Verdächtigen. Die bisher vorhandenen Pläne dazu würden nun "beschleunigt".
    Polizei stoppt weiteren Verdächtigen
    Wie angespannt die Lage in Ottawa ist, zeigte sich auch noch heute: Erst nach Stunden hoben die Behörden die Sperrungen in dem betroffenen Gebiet auf. Die Polizei verhaftete außerdem einen Mann, der sich dem kanadischen Premier bei einer Kranzniederlegung genähert hatte. Er habe die Sicherheitsabsperrungen rund um das Parlament ignoriert und sei deswegen aufgehalten worden, so die Polizei. Nähere Informationen wurden noch nicht bekannt.
    Premier Harper und seine Frau wollten den Kranz am nationalen Kriegsdenkmal niederlegen. Dort hatte der Attentäter gestern einen 24-jährigen Wachsoldaten erschossen, bevor er ins Parlament eingedrungen war.
    Wer der Täter war, darüber gibt es bisher vor allem Spekulationen. Ministerpräsident Harper bestätigte lediglich, dass es sich um einen kanadischen Bürger handele. Nach Medienberichten war es der 32-jährige Michael Zehaf-Bibeau, der zum Islam konvertiert sein soll.
    Die deutschen Behörden sehen nach dem Vorfall in Kanada keinen gesonderten Handlungsbedarf. Derzeit lägen keine Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen vor, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. Es gebe nach wie vor eine "abstrakt hohe Gefährdung für die innere Sicherheit". Im Bundestag gelten ohnehin schon scharfe Sicherheitsvorkehrungen.
    (pr/bor)