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Angus & Julia Stone
Musik für einen entspannten Sommertag

Die Geschwister Angus und Julia Stone wollten eigentlich nach zwei erfolgreichen Alben weiter ihre Solokarrieren verfolgen. Doch nun hat das australische Folkpopduo ein neues Album vorgelegt. Ihr charakteristischer und leicht umnebelter Sound ist geblieben, doch es gibt auch experimentelle Stücke.

Von Anke Behlert | 26.07.2014
    Das Folkduo Angus und Julia Stone performt auf dem Grass music Festival in Australien.
    Das Geschwisterpaar Angus und Julia Stone haben eine weiteres Album veröffentlicht - obwohl das eigentlich alles andere als ihr Plan war. (picture alliance / dpa - Dan Peled)
    Mit Plänen ist das ja so eine Sache, denn oftmals lassen sie sich nicht so realisieren wie man sich das gedacht hat. Angus und Julia Stone zum Beispiel hatten es sich gerade in ihren Solokarrieren gemütlich gemacht. Nach zwei sehr erfolgreichen gemeinsamen Alben und endlosem Touren hatten sie ihr Leben als Duo eigentlich hinter sich gelassen.
    Doch dann schreibt ihnen ausgerechnet der legendäre Produzent Rick Rubin eine E-Mail und bittet um ein Treffen. Und das konnten die beiden einfach nicht ignorieren, sagt Julia. Sie hat ein offenes Lachen und wirkt präsent und aufgeräumt. Angus dagegen merkt man den Jetlag an. Rubins Arbeitsweise hat perfekt mit ihrer eigenen harmoniert, erzählt Julia.
    "Rückblickend ist er wohl der Einzige, der uns dazu bringen konnte überhaupt darüber nachzudenken. Wir hatten wirklich nicht vor, noch einmal zusammen zu arbeiten. Als er sich mit uns treffen wollte, haben wir gedacht: Der Typ hat so viele großartige Alben gemacht, wenn wir mit einem Produzenten arbeiten, dann wohl mit ihm. Wir haben gut zusammen gepasst. Rick ist sehr entspannt und lässt dich einfach machen. Es war die perfekte Situation für Angus und mich, um auf eine neue Art Musik zu machen."
    In Ruhe am Album gearbeitet
    In der Vergangenheit haben sie die Aufnahmen immer zwischen die Tourneen gequetscht. Mal zwei Wochen hier im Studio, ein halbes Jahr später drei Wochen dort. Den Zeitdruck gab es dieses Mal nicht. Sie konnten sich in aller Ruhe in Rick Rubins Shangri-La Studio in Kalifornien zurückziehen und gemeinsam an ihren Songs arbeiten. Dieses Gemeinsame war eine weitere Neuerung. Denn bisher waren die beiden Stones eher zwei separate Musiker als eine Band.
    "Bisher war es so, dass die Songs schon fertig waren, bevor der andere sie zu hören bekam. Im Studio hat dann zum Beispiel Angus einen Gitarrensolo für den Song eingespielt und die Harmonien gesungen. Das war das Level auf dem wir kollaboriert haben. Bei diesem Album mussten wir das anders machen, sonst hätte es nicht funktioniert. Wir haben zum ersten Mal wirklich zusammengearbeitet."
    Die Erfahrungen als Solokünstler, erstmals ohne den Bruder oder die Schwester auf der Bühne zu stehen und mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, hat beide erwachsener werden lassen. Ihr Umgang miteinander ist respektvoller und harmonischer geworden. So harmonisch, dass sie bei gemeinsamen Jamsessions, einfach das gesungen haben, was ihnen gerade einfiel.
    Angus: "Als wir die Songs aufgenommen haben, haben wir nicht darüber gesprochen, worum es geht. Es war einfach da."
    Julia:" Wir haben zusammen gejammt und er hat eine Zeile gesungen und ich hab eine Zeile gesungen und am Ende kam ein Song heraus. Jeder singt ja aus seiner eignen Perspektive. Wie bei 'Heart beats slow', Angus und ich haben beide einen sehr niedrigen Puls und wir wussten das nicht. Und dann haben wir einen Song darüber geschrieben, dass wir uns beide sehr langsam bewegen. Wir sind zwar zwei unterschiedliche Menschen, aber trotzdem gleich, das ist schön."
    Ihr charakteristischer, simpler und leicht umnebelter Sound ist geblieben. Daneben gibt es auf "Angus & Julia Stone" auch experimentellere Stücke. Rick Rubins Einfluss ist vor allem im volleren Sound der Songs hörbar. Sie sind perfekt feingetuned, klingen atmosphärisch und sogar groovy.
    Eltern traten als Folkduo auf
    Das Musikmachen wurde Angus und Julia Stone schon in die Wiege gelegt. Schon ihre Eltern sind als Folkduo aufgetreten. Ihr Vater John Stone war Angus' Musiklehrer und er singt noch immer im Chor. Ihre Mutter hat zu Hause oder auch im Einkaufszentrum einfach laut drauflos gesungen, erinnert sich Julia. Für sie ist singen ein essenzieller Bestandteil des Lebens und gleichzeitig Therapie.
    "Ich liebe das Gefühl beim Singen so sehr, wenn mir jemand sagt, er könne nicht singen, dann glaube ich das nicht. Jeder kann singen und beim Singen entsteht eine Verbindung mit dir selbst. Außerdem heilt es auch, in Krankenhäusern und Gefängnissen wird Musik eingesetzt, um Menschen zu helfen, sich von einem Trauma zu erholen. Ein Mensch zu sein, ist nicht immer einfach. Wir werden verletzt und fühlen Schmerzen. Singen hilft uns, das alles durchzustehen."
    Auch die Songs auf "Angus & Julia Stone" können an einem schlechten Tag helfen, denselben durchzustehen. Man kann mit ihnen aber auch einfach einen entspannten Sommertag genießen und die Musik wie eine warme Brise durch den Raum wehen lassen. Eigentlich hatten sich Angus und Julia Stone fest vorgenommen, keine gemeinsame Platte mehr aufzunehmen. Aber manchmal ist es eben auch gut, wenn ein Plan nicht funktioniert.